
Berufsorientierung gezielt nutzen – als KMU sichtbar werden
Wie erreichen KMU junge Menschen frühzeitig für ihre Ausbildungsangebote? Erfahren Sie hier, wie Berufsorientierung dabei hilft – mit gezielten Schulkooperationen, Praktika, Elternarbeit und Ausbildungsmarketing über Social Media. Entdecken Sie praxisnahe Tipps, aktuelle Trends und Checklisten, um ihre Azubi-Gewinnung durch Berufsorientierung zu optimieren.
Warum Berufsorientierung für KMU entscheidend ist
Gerade für KMU wird es immer wichtiger, potenzielle Azubis schon frühzeitig zu erreichen. Berufsorientierung bietet dafür konkrete Ansätze: Durch gezielte Maßnahmen können Unternehmen Interesse an ihren Ausbildungsangeboten wecken, Begeisterung für Berufsbilder entfachen und langfristig den eigenen Fachkräftenachwuchs sichern.
Für Arbeitgeber sind bei der Berufsorientierung bestimmte Bausteine wichtig:
- (Schüler)-Praktikum
- Elternansprache
- Schulkooperationen
- Ausbildungsmarketing
Diese vier Bausteine werden im Folgenden näher erläutert.
(Schüler)-Praktikum zur Berufsorientierung – so wird es ein Erfolg
Das Praktikum ist eines der wichtigsten Instrumente der Berufsorientierung und soll Jugendlichen einen ersten Einblick in den Beruf und den Betrieb geben. Schülerinnen und Schüler können feststellen, ob ihre Vorstellungen vom jeweiligen Beruf realistisch sind und lernen, ihre Stärken und Schwächen besser einzuschätzen.
Aber nicht nur Schülerinnen und Schüler profitieren von einem Praktikum, denn Unternehmen können sich hier als attraktive Arbeitgeber zeigen. Und: Aus den Praktikantinnen und Praktikanten können später Auszubildende oder Mitarbeitende werden.
Eine gute Vorbereitung und Planung sind dabei entscheidend.
In verschiedenen Städten und Regionen wird in den Sommerferien mit der Praktikumswoche die Möglichkeit angeboten, Kurzpraktika (1-3 Tage) in verschiedenen Unternehmen zu absolvieren und dabei neue Berufsfelder kennenzulernen.
Informieren Sie sich auch bei Ihrer zuständigen IHK, HWK, Innung oder Wirtschaftsförderung über Aktionen wie Praktikumsbörsen, Speed-Datings, Werkstatttage oder Berufsfelderkundungen. Diese Formate ermöglichen Schülerinnen und Schülern einen ersten Einblick in das Arbeitsleben und helfen bei der Berufsorientierung.
Zusätzlich fördert das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) Berufsorientierung im „Berufsorientierungsprogramm“.
Sie interessieren sich für Zahlen, Daten und Fakten? Hier finden Sie unsere Studie: „Neue (digitale) Wege in der Berufsorientierung“.
Elternansprache als wichtiger Faktor bei der Berufsorientierung
Eltern sind für Jugendliche nach wie vor die wichtigste Informationsquelle bei der Berufsorientierung. Eine „Trendence-Panel-Umfrage“ bestätigt das: 63% der Schülerinnen und Schüler geben an, dass sie bei der Berufs- und Studienwahl vor allem auf die Unterstützung ihrer Eltern zählen – deutlich häufiger als auf Freunde, Lehrkräfte oder Berufsberaterinnen und -berater.
Nutzen Sie als KMU dieses Potenzial und informieren Eltern aktiv über Ihre Ausbildungsangebote und die Chancen einer dualen Ausbildung. Besonders wirkungsvoll gelingt das in einem Netzwerk der beteiligten Akteure – etwa in Zusammenarbeit mit Schulen, Kammern, Wirtschaftsförderungen und anderen Initiativen.
Tipps für die Elternansprache in der Berufsorientierung:
- Beteiligen Sie sich an Elterninformationsveranstaltungen zur Berufsorientierung in den allgemeinbildenden Schulen.
- Machen Sie deutlich, welche wichtige Rolle Eltern bei der Berufsorientierung ihrer Kinder spielen.
- Gestalten Sie die Veranstaltungen kompakt und schaffen Sie Raum für Fragen und den persönlichen Austausch.
- Bewerben Sie die Termine zu diesen Veranstaltungen auf allen „Kanälen“. Beispiele dafür sind Plakate in den Schulen und im öffentlichen Raum, Werbung über Instagram, Facebook oder Printmedien, die Homepages der Schulen oder den E-Mail-Verteiler der Schulen. Nutzen Sie auch Schul- und Klassenpflegschaftssitzungen oder Elternsprechtage.
- Bieten Sie unterschiedliche Formate an, zum Beispiel Elternabende, aber auch Veranstaltungen, an denen Eltern mit ihren Kindern teilnehmen können. Für die Eltern bieten sich Termine in den Abendstunden an.
- Laden Sie zu Betriebsbesichtigungen ein. So können Eltern und Kinder sich einen direkten Eindruck von Ihrem Unternehmen machen.
Tipps zu Materialien:
- Die Broschüre „Eltern ins Boot holen“ von der Bundesagentur für Arbeit und SCHULEWIRTSCHAFT unterstützt Sie bei der Planung von Elternveranstaltungen.
- Eine praktische Checkliste zur Vorbereitung von Elternveranstaltungenfinden Sie ebenfalls bei SCHULEWIRTSCHAFT.
Schulkooperationen gezielt nutzen
Erfolgreiche Berufsorientierung beginnt mit guter Vorbereitung – und mit einer aktiven Zusammenarbeit mit Schulen.
Eine funktionierende Schulkooperation ist dafür die beste Grundlage. Sie schafft den Zugang zur jungen Zielgruppe – und bringt Vorteile für beide Seiten:
- Unternehmen können frühzeitig für sich und ihre Ausbildung werben und interessierte Schülerinnen und Schüler an sich binden.
- Schulen können mit Unterstützung der Betriebe die Berufsorientierung praxisnah umsetzen und erste Einblicke in den betrieblichen Alltag und das Arbeitsleben ermöglichen.
Was können Sie für eine gelingende Schulkooperation zur Berufsorientierung tun?
- Formate zum Mitmachen organisieren: Bieten Sie Betriebsbesichtigungen, Tage der offenen Tür beziehungsweise Berufsorientierungstage und Bewerbungstrainings an.
- Authentisch sein: Geben Sie authentische Einblicke und beziehen Sie wo immer es möglich ist Ihre eigenen Azubis mit ein. Die Azubis können praxisnah aus ihrem Ausbildungsalltag berichten und finden „auf Augenhöhe“ einen guten Draht zu den Schülerinnen und Schülern.
- Digitale Angebote nutzen: Überlegen Sie, welche Formate sich für ein virtuelles Angebot anbieten. Ein virtueller Rundgang durch das Unternehmen, live oder auch als vorproduziertes Video, bietet beispielsweise einen interessanten Einblick.
- Interaktiv informieren: Bauen Sie interaktive Elemente in Ihre (Online-) Veranstaltungen mit ein, zum Beispiel Umfragen über „Mentimeter“ oder „MS-Forms“, ein Quiz mit „kahoot“ oder Sie sammeln Wünsche und Erwartungen der jungen Menschen in einem „Padlet“ oder „Mural-Board“. Gibt es etwas zum selbst ausprobieren oder zum Anfassen? Umso besser!
- Beginnen Sie frühzeitig: Kooperieren Sie auch schon mit Grundschulen oder Kindertagesstätten. So gewinnt Ihr Unternehmen an Bekanntheit und bleibt Kindern (und ihren Eltern) im Kopf.
Materialien für die Umsetzung: Für die Schulen ist es gar nicht so einfach, aus der Fülle der Berufsorientierungsangebote geeignete für ihre Schülerinnen und Schüler herauszusuchen. Ob Ihr Angebot passgenau ist, können Sie mit einer Online-Checkliste herausfinden. Die Checkliste ist Bestandteil der Arbeitsmaterialien zur Berufsorientierung von SCHULEWIRTSCHAFT und der Bundesagentur für Arbeit.
Tipp: Am besten gelingen Schulkooperationen „im Netzwerk“. Schauen Sie zum Beispiel, ob in Ihrer Region ein Netzwerk von „SCHULEWIRTSCHAFT“ aktiv ist und schließen Sie sich dort gegebenenfalls an.

Schulkooperationen gestalten
Wie Sie einen geeigneten Kooperationspartner finden und Schulkooperationen gestalten können, erfahren Sie hier.
Ausbildungsmarketing
Ausbildungsmarketing ist heute wichtiger denn je. Im Jahr 2024 blieben in Deutschland 65.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Ein Grund, um sich Gedanken zu machen, was die Attraktivität der dualen Ausbildung und des eigenen Unternehmens erhöhen kann. Je früher Jugendliche Berufe und den Arbeitsalltag kennenlernen, desto größer ist die Chance, dass sie sich für eine Ausbildung entscheiden.
Sie als Arbeitgeber sollten sich überlegen:
- Wie werden Sie für die zukünftigen Auszubildenden als attraktives (Ausbildungs-)Unternehmen sichtbar?
- Mit welchen Argumenten und Maßnahmen entwickeln Sie eine höhere Anziehungskraft für Ihren Betrieb?
- Wie stärken Sie die Bindung potenzieller Azubis an Ihr Unternehmen?
In diesen Punkten können Sie aktiv werden:
- Zielgruppen-Ansprache optimieren: Damit sich die passenden Talente bei Ihnen bewerben, sollten Sie sich überlegen, wen Sie ansprechen wollen und was für diese Zielgruppe wichtig ist. Mehr zur Ansprache der „GenZ“ erfahren Sie hier.
- (Karriere-)Webseite gestalten: Die Karriereseite ist die Visitenkarte Ihres Unternehmens und Dreh- und Angelpunkt für alle weiteren Rekrutierungsmaßnahmen. Halten Sie diese aktuell, geben Sie Einblick in Ihr Team und die Unternehmenskultur und bieten einfache Möglichkeiten zur Bewerbung.
- Passende Kanäle auswählen: Setzen Sie mit Azubi-Recruiting über Social Media gezielt auf die Kanäle, auf denen Jugendliche unterwegs sind – z. B. Instagram, TikTok oder YouTube. Mit der Frage, welche Zielgruppe sie wo erreichen, beschäftigt sich auch diese KOFA Studie: Auszubildende über Social Media finden. Vernachlässigen Sie gleichzeitig klassische Stellenanzeigen nicht – auch sie spielen eine wichtige Rolle, um Ihre Zielgruppe breit aufgestellt anzusprechen und Ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.
- Azubis integrieren: Nutzen Sie Mitarbeitende als Markenbotschafter. Zufriedene Angestellte und Auszubildende sind für Sie als attraktiver Arbeitgeber die überzeugendsten Stimmen. Binden Sie Azubis überall dort mit ein, wo es um die Ansprache der jungen Zielgruppe geht. Zum Beispiel zu Schulkooperationen, bei Ausbildungsmessen, in Social-Media-Kanälen oder in selbstproduzierten Videos für Ihr Ausbildungsmarketing.
Fazit: Egal, für welche der Maßnahmen zum Ausbildungsmarketing Sie sich entscheiden, wichtig ist, dass Sie ehrlich und authentisch bleiben. Azubi-Marketing muss nicht immer teuer sein, aber im Wettbewerb um die Talente von morgen müssen Sie aktiv und sichtbar werden. Mit kreativen Ideen können Sie dann genau die Jugendlichen überzeugen, die zu Ihnen passen.