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Neue (digitale) Wege in der Berufsorientierung

KOFA-Studie 2/2021


Zuletzt aktualisiert: 29. Juni 2021

Diese Studie analysiert verschiedene Wege der Berufsorientierung. Die Corona-Pandemie hat vor allem die digitale Berufsorientierung gefördert. Es zeigt sich, dass Unternehmen auf einen Mix aus klassischen und digitalen Angeboten der Berufsorientierung setzen sollten.

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In der Berufsorientierung sind die Eltern und intensive Einblicke in die Praxis besonders wichtig 

Eltern sind nach wie vor die ersten Ansprechpartner für die Jugendlichen im Prozess der Berufsorientierung – auch in der Corona-Pandemie. Andere Angebote wie Berufsmessen, Beratung der Agentur für Arbeit, Betriebsbesichtigungen und vor allem Praktika sind im vergangenen Jahr zum großen Teil ausgefallen und konnten nur bedingt durch digitale Formate ersetzt werden. Dabei sind für die Schülerinnen und Schüler Praktika besonders wichtig und nützlich, da dort der direkte Vergleich zwischen Wunschvorstellung und Realität stattfindet. 

Mädchen und Jungen nutzen Angebote der Berufsorientierung unterschiedlich stark: Während die Mädchen mehr über das Internet und Social-Media-Kanäle recherchierten und auch mehr das Informationsmaterial der Schulen und der Berufsberatung der Arbeitsagentur nutzten, griffen mehr Jungen auf das Informationsmaterial von Unternehmen zurück und nutzten Betriebsbesuche vor Ort. 

Ein gutes Viertel der Jugendlichen hat bereits digitale Berufsorientierungsangebote genutzt 

Um Berufsorientierung auch während der Corona-Pandemie zu ermöglichen, haben viele Akteure kurzfristig digitale Angebote geschaffen. Dazu zählen digitale Unternehmertalks, Online-Berufsberatungen, virtuelle Ausbildungsmessen und weitere Angebote. Auch wenn diese digitalen Berufsorientierungsmaßnahmen kein vollständiger Ersatz sind, werden sie auch von den Jugendlichen gut angenommen: Etwa 28 Prozent der Befragten haben bereits eines oder mehrere digitale Berufsorientierungsangebote in Anspruch genommen. Dabei waren digitale Berufsberatungen die am häufigsten angebotenen Formate. Digitale Berufsmessen wurden an den Schulen nur bei etwa jeder bzw. jedem zehnten Befragten angeboten. Noch weniger verbreitet waren digitale Unternehmertalks. 

Soziale Medien spielen eine wichtige Rolle bei der digitalen Berufsorientierung  

Mehr als jede bzw. jeder vierte Befragte nutzte Social-Media-Kanäle zur Berufsorientierung. Vor allem die (audio)visuellen Plattformen Instagram und YouTube sind bei den Schülerinnen und Schülern beliebt. Sie wurden von ihnen als wichtige Informationsquellen für die Berufsorientierung eingeschätzt. Auf diesen Plattformen können Unternehmen in kurzen Videos ihr Unternehmen, das Team und den Ausbildungsalltag zeigen. 83,4 Prozent der YouTube-Nutzerinnen und -Nutzer sahen die Videoplattform als besonders hilfreich an. Instagram wurde von 60,2 Prozent als hilfreich bei der Berufsorientierung eingeschätzt. 

Schülerinnen und Schüler wünschen sich praxisnahe Informationsangebote von Unternehmen 

Über 80 Prozent der Befragten wünschten sich eines oder mehrere Angebote zur Berufsorientierung von Unternehmen. Tendenziell haben Schülerinnen einen höheren Informationsbedarf als Schüler. Am häufigsten wünschten sich Schülerinnen und Schüler Unterrichtsbesuche, bei denen Unternehmensvertreter in die Schule kommen. Etwa vier von zehn Befragten wünschten sich Unternehmenspraktika. Auch digitale Angebote und Besuche vor Ort waren für etwa ein Drittel der Befragten interessant. Aus Sicht von Schülerinnen und Schülern ist es nicht hilfreich, wenn Unternehmen Informationen direkt für Lehrkräfte und Eltern bereitstellen. Eltern sind zwar faktisch die wichtigsten Ansprechpartner, allerdings möchten Jugendliche Berufsinformationen direkt bekommen und finden es weniger hilfreich, wenn dies über die Eltern geht. Denn die direkte Information aus erster Hand ist ungefiltert und ermöglicht das Anbringen konkreter Rückfragen Dies zeigt auch den Wunsch der Jugendlichen nach Unabhängigkeit.  

Jugendliche wünschen sich häufig ein Studium, kaufmännische und MINT-Berufe sind beliebt 

Nur etwa 13 Prozent der Befragten interessierten sich für eine berufliche Ausbildung. Über ein Drittel der Befragten würde gern einen Studienberuf ergreifen, ein weiteres Drittel machte keine Angabe. Einer von zehn Jugendlichen wusste noch nicht, ob sie oder er eine Ausbildung oder ein Studium wählen möchte. Besonders aufgeschlossen für eine berufliche Ausbildung waren Jugendliche, die sich für kaufmännische Berufe interessierten. Häufig genannte Berufswünsche waren zum einen die kaufmännischen Berufe wie Bürokaufleute oder ein BWL-Studium, zum anderen MINT-Berufe wie eine Ausbildung zur Laborantin/zum Laboranten oder Ingenieursstudiengänge. Nach wie vor sind die Berufswünsche stark geschlechtstypisch geprägt: Während junge Männer sich stärker für MINT-Berufe interessieren, sind junge Frauen eher an Gesundheits- und sozialen Berufen interessiert. 

Die Eltern fungieren vor allem dann als Vorbild, wenn die Mütter berufstätig sind 

Auf die Frage, ob die Aufteilung von Beruf und Haushalt, wie ihre Eltern sie vorleben, ein Vorbild für die Befragten ist, sagen etwas mehr Jungen (27,5 Prozent) als Mädchen (24,7 Prozent), dass sie sich ihr späteres Leben genauso vorstellen. Je mehr Stunden die Mutter arbeitet, desto eher wird die elterliche Aufteilung von Beruf und Arbeit auch als Vorbild gesehen. Wenn dagegen die Mutter gar nicht arbeitet, sagt ein Großteil der Jugendlichen, dass sie später eine andere Aufgabenteilung wählen möchten. Darüber hinaus hat die Berufstätigkeit der Mutter auch Auswirkungen auf die eigene Karriereplanung. So zeigt sich, dass Jugendliche eher wissen, welchen Beruf sie ergreifen wollen, wenn die Mutter arbeitet.  

Handlungsoptionen für Unternehmen 

Unternehmen können vielfältig bei der Berufsorientierung aktiv werden. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass dies auch digital gelingen kann. Digitale Ausbildungsmessen, digitales Azubi-Speed-Dating, Online-Praktika oder Social Media sind wichtige digitale Wege, damit sich Jugendliche über Berufe informieren können. Zudem sollten Unternehmen die geschlechtsunabhängige Berufswahl fördern.