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Mit Jugendberufsagenturen Azubis gewinnen

Mit Jugendberufsagenturen Azubis gewinnen

Zuletzt aktualisiert: 18. August 2022

Junge Menschen nicht verlieren, sondern in Ausbildung bringen. Dabei helfen bundesweit die Jugendberufsagenturen. Sie sind ein Zusammenschluss von den Arbeitsagenturen, Jobcentern, Jugendämtern und teils weiteren Partnern in den jeweiligen Regionen und richten sich an Unter-25-Jährige.  Kathrin Schubert ist Berufsberaterin bei einer solchen Einrichtung, nämlich dem Jugend-Beratungscenter Dresden. Sie erklärt, wie sie Jugendliche unterstützt – und wie Unternehmen dadurch Auszubildende gewinnen können. 

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3 Tipps für die Zusammenarbeit mit Jugendberufsagenturen  

Tipp 1: Nehmen Sie Kontakt auf zu der Jugendberufsagentur in Ihrer Nähe. Diese kann Ihnen helfen, Auszubildende zu finden – zum Beispiel über Veranstaltungen wie Speeddatings. Auf dieser interaktiven Karte der Servicestelle Jugendberufsagenturen können Sie gezielt nach einer Jugendberufsagentur in Ihrer Nähe suchen.   

Tipp 2: Seien Sie aufgeschlossen für Jugendliche, die Sie bislang nicht berücksichtigt haben – etwa aus berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen. Die Jugendlichen lernen in dieser Zeit genau, wo ihre Stärken liegen und können diese dann in Ihrem Betrieb einbringen.   

Tipp 3: Wenden Sie sich an die Jugendberufsagentur, wenn es mit einer oder einem Ihrer Auszubildenden zu Problemen kommt. Die Agentur stellt je nach Bedarf Kontakt zu geeigneten Expertinnen und Experten her – zum Beispiel zu Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen.

Die klassische Arbeitsagentur kennt jeder. Seit einigen Jahren gibt es aber zusätzlich spezielle Anlaufstellen für Jugendliche. Warum?   

Schubert: Viele junge Menschen brauchen Hilfe dabei, eine gute Ausbildung zu finden. Rund sechs Prozent der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in Deutschland haben keinen Abschluss. Andere finden keinen Ausbildungsplatz oder brechen ihre Lehre oder ihr Studium ab. Die Jugendberufsagenturen sollen alle von ihnen unterstützen. Deutschlandweit gibt mehr als 350 von ihnen. Der Vorteil: Vor Ort sind Mitarbeitende von Jobcenter, Arbeitsagentur und Jugendamt. Ziel ist es, den Jugendlichen kurze Wege zu bieten und gebündelt beraten zu können. Denn sonst ist ihnen der Aufwand vielleicht zu groß und sie gehen nur zu einer der Anlaufstellen - oder schlimmstenfalls zu gar keiner.  

Beraten Sie alle jungen Menschen oder gibt es eine spezielle Zielgruppe?   

Schubert: Wir beraten grundsätzlich alle jungen Menschen bis zur Altersgrenze 25 Jahre, die Hilfe rund um Ausbildung oder Studium benötigen. Zu uns kommen zum Beispiel auch diejenigen, die Abitur gemacht haben und nicht wissen, was sie danach machen sollen. Besonders im Fokus haben wir aber junge Menschen, die die Schule ohne Abschluss verlassen haben, vielleicht auch den Kontakt zu den Eltern abbrechen, psychische Probleme haben, nicht gut Deutsch sprechen oder mit anderen Herausforderungen kämpfen. Durch die Corona-Krise, in der es lange keinen Präsenz-Unterricht gab, hat sich das Problem verschärft. Wir sprechen von entkoppelten Jugendlichen. Häufig stellen die Betreuerinnen und Betreuer vom Jugendamt den Kontakt zu uns her. Oder Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die in Brennpunkt-Vierteln unterwegs sind.    

Zum Fördern und Fordern gibt es Ausbildungshilfen, staatliche Förderungen und viele Tipps. Lesen Sie hier mehr zur Ausbildungsförderung.

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Wie schwierig ist es, die Betroffenen in eine Ausbildung zu vermitteln? 

Schubert: Das ist sehr schwierig. Wer die Schule ohne Abschluss verlässt, hat fast immer große Lerndefizite, sodass eine Vermittlung in eine Ausbildung nicht sofort möglich ist. Denn Arbeitgeber wollen Auszubildende, die sich in ein soziales Gefüge eingliedern können, die zielstrebig und konsequent sind. Und an der Berufsschule warten wieder Mathe, Deutsch und Englisch. Was man dort leisten muss, ist sehr komplex. Deshalb sorgen wir zuerst dafür, dass die Jugendlichen einen Abschluss nachholen – in der Regel einen Hauptschulabschluss. 

Wie geht es weiter, wenn die Jugendlichen einen Schulabschluss haben?   

Schubert: Die meisten machen eine sogenannte berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, kurz BvB. Die dauert zehn bis zwölf Monate. Die jungen Menschen finden in dieser Zeit ihre Stärken und Fähigkeiten heraus, können sich in unterschiedlichen Bereichen ausprobieren, und dann kommen die Unternehmen ins Spiel. Die Jugendlichen müssen sich Betriebspraktika suchen und lernen so die Betriebe kennen. Im besten Fall können sie am Ende dort bleiben und eine Ausbildung absolvieren, weil sie ihre Vorgesetzten von ihrem Können überzeugen konnten.

Müssen da zwangsläufig die Jugendlichen den ersten Schritt machen? Für Betriebe könnte es angesichts des Fachkräftemangels ja interessant sein, sich selbst dem potenziellen Nachwuchs anzubieten. 

Schubert: Bei den Betriebspraktika sollen die Jugendlichen in der Regel schon selbst die Initiative ergreifen und sich gezielt in Betrieben bewerben. Aber für Unternehmen gibt es andere Möglichkeiten, mit uns und den Jugendlichen in Kontakt zu treten. Am gängigsten ist der Weg über den Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen: Dort können sich Unternehmen melden, die freie Ausbildungsplätze haben. Da können dann wir als Beraterinnen und Berater der Jugendberufsagenturen eingeschaltet werden und geeignete Ausbildungsinteressierte vermitteln. Eine andere Möglichkeit ist zum Beispiel unser Speeddating. 

Wie funktioniert das konkret?

Schubert: Zuletzt haben wir ein solches Event zusammen mit der Industrie- und Handelskammer am Dresdner Hauptbahnhof organisiert. Auf zwei Gleise haben wir Züge gestellt, in denen Jugendliche auf Personalverantwortliche aus rund 40 Unternehmen trafen. Alle hatten 10 bis 15 Minuten Zeit, um sich einer oder einem Personalverantwortlichen vorzustellen. So mussten die jungen Menschen nicht erst die Hürde nehmen, eine Bewerbung zu schreiben, sondern konnten direkt im Gespräch von sich überzeugen. Das war erfolgreich: Es haben sich schon einige zum Probearbeiten oder einem erweiterten Vorstellungsgespräch verabredet. Da geht es um alle Berufe: zum Beispiel Mechatronikerinnen und Mechatroniker, Hotelfachleute, Verkäuferinnen und Verkäufer. 

Wie können Unternehmen sich an solchen Veranstaltungen beteiligen? 

Schubert: Am besten sprechen sie die Kammern an. Mit denen arbeiten die Jugendberufsagenturen eng zusammen. Oder sie rufen beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit an. Das Gute ist: Unsere Aktionen sind für Unternehmen kostenfrei. Sie müssen keine Standgebühren oder ähnliches zahlen – lediglich eine Person aus ihrem Unternehmen stellen.  In Dresden gibt es Anfang September wieder eine gemeinsame Veranstaltung von uns, den Kammern und den Dresdner Verkehrsbetrieben.   

Erfahren Sie hier, wie Sie (Online-)Praktika, Schulkooperationen und vieles mehr für Ihr Ausbildungsmarketing nutzen können.

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Ist das in Dresden einzigartig oder bieten alle Jugendberufsagenturen solche Aktionen an?   

Schubert: Die meisten Jugendberufsagenturen bieten solche oder ähnliche Aktionen an. Dafür arbeiten sie – wie wir – mit den Kammern oder weiteren Partnern wie Schulen zusammen. Solche Aktionen tragen dazu bei, die Öffentlichkeit positiv auf das Thema Ausbildung aufmerksam zu machen.

Müssen die Unternehmen sich auf besondere Herausforderungen einstellen, wenn sie einen Auszubildenden einstellen, der von der Jugendberufsagentur vermittelt wurde?   

Schubert: Das ist ganz unterschiedlich. Ein Teil der Jugendlichen hat ja einen Schulabschluss gemacht und braucht keine besondere Unterstützung. Wenn die Jugendlichen aber spezielle Probleme haben, können sie auch während der Ausbildung noch Hilfe von uns bekommen: zum Beispiel durch AsA-flex. Das Kürzel steht für „Assistierte Ausbildung flexibel“ und ist eine Maßnahme, die die Berufsausbildung unterstützt und hilft, ihren Erfolg zu sichern. Es gibt zum Beispiel Stütz- und Förderunterricht bis hin zur sozialpädagogischen Begleitung. Auch die Betriebe können Unterstützung bekommen. Wenn sie zum Beispiel darüber nachdenken, eine Auszubildende oder einen Auszubildenden während der Probezeit wegen schlechter Leistungen zu entlassen, können sie das gemeinsame Gespräch mit Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen suchen. Dabei findet sich oft eine gute Lösung für alle.