
Mit Frauen in MINT-Berufen den Fachkräftemangel verringern
Frauen in MINT-Berufen sind weiterhin deutlich unterrepräsentiert. In den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – kurz: MINT – arbeiten vor allem männliche Fachkräfte. So bleibt ein großes Potenzial für Innovation und Fachkräftesicherung ungenutzt. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) profitieren davon, gezielt Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen. Wir zeigen Ihnen, wie das gelingt: mit praxisnahen Maßnahmen, Beispielen und Impulsen für mehr Vielfalt in Ihrem Unternehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Frauen sind in vielen MINT-Ausbildungsberufen nur wenig vertreten – hier liegt großes Fachkräftepotenzial für KMU.
- Die Verteilung der Frauenanteile unterscheidet sich je nach MINT-Beruf deutlich. Unternehmen können dadurch besser erkennen, in welchen Berufsfeldern sich eine gezielte Ansprache besonders lohnt.
- Unternehmen können Mädchen und Frauen früh für MINT begeistern, Barrieren abbauen und mit konkreten Angeboten den Zugang erleichtern.
Verteilung von Frauen in MINT-Ausbildungsberufen
Die Verteilung von Frauen in MINT-Berufen fällt je nach Ausbildungsberuf unterschiedlich aus. Die folgenden Daten zeigen, in welchen Bereichen besonders wenige Frauen vertreten sind und wo bereits höhere Anteile erreicht werden. Diese Einordnung hilft Unternehmen, ihre Rekrutierungsstrategien gezielt auszurichten.

Frauen in MINT-Berufen: 7 Tipps für KMU, um mehr Talente zu gewinnen
Um mehr Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen, sollten KMU gezielt und strategisch vorgehen. Definieren Sie ein klares Ziel, etwa, wie viele MINT-Stellen Sie in Zukunft mit Frauen besetzen wollen. Auf dieser Basis können Sie Maßnahmen ableiten, um Frauen für Ihr Unternehmen zu rekrutieren.
Die folgenden sieben Tipps zeigen Schritt für Schritt, wie Sie dabei vorgehen, weibliche Talente einzustellen und zu fördern:
1. Frauen in MINT-Berufen: Bewusstsein für Chancen im Unternehmen schaffen
Binden Sie Führungskräfte und andere Schlüsselpersonen ein, um die Relevanz des Themas Frauen in MINT-Berufen zu stärken. Erklären Sie, warum mehr Frauen in MINT-Berufen eine Chance für Ihr Unternehmen sind und holen Sie Feedback und Ideen ein.
So entsteht Verständnis, Motivation und die Bereitschaft, das Thema aktiv mitzutragen. Engagierte Mitarbeitende können anschließend als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wirken und das Bewusstsein für das Thema im gesamten Unternehmen stärken.
2. Verantwortliche Person(en) festlegen
Bestimmen Sie frühzeitig eine Person, die das Thema Frauen in MINT-Berufen im Unternehmen sichtbar macht und vorantreibt. Diese Person koordiniert Maßnahmen, behält den Überblick über Fortschritte und sorgt dafür, dass geplante Schritte umgesetzt werden.
So bleibt das Thema dauerhaft präsent und wird nicht neben dem Tagesgeschäft vergessen.
3. Zielgruppe Frauen in MINT-Berufen verstehen und gezielt ansprechen
Um Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen, müssen Sie die Bedürfnisse dieser Zielgruppe kennen. Sprechen Sie mit weiblichen Fachkräften in einem entsprechenden MINT-Beruf oder aus Ihrem Netzwerk und finden Sie heraus, welche Bedürfnisse und Arbeitsbedingungen für sie wichtig sind.
Binden Sie dazu auch Ihre Führungskräfte ein: Sie können gemeinsam mit ihren Teams und weiblichen MINT-Fachkräften Ideen entwickeln, wie Sie die Arbeitgeberattraktivität speziell für Frauen stärken können.
Überlegen Sie anschließend, wie Sie diese weiblichen Fachkräfte erreichen – ob durch die Rekrutierung über Social Media, Fachnetzwerke oder persönliche Kontakte. Machen Sie im Rahmen Ihrer Rekrutierung weiblicher Fachkräfte deutlich, dass Sie als Unternehmen diese Bedürfnisse verstanden haben und erfüllen können.
Tipp: Achten Sie zudem bei der Formulierung von Stellenbeschreibungen und Ihrer Außendarstellung darauf, dass sich Frauen angesprochen und willkommen fühlen.
4. Mädchen und Frauen früh für MINT-Themen begeistern
MINT-Fächer sind in Schulen oft noch zu theoretisch gestaltet. Auch Vorurteile wie „Mädchen sind nicht technisch begabt“ sowie fehlende Vorbilder können dazu führen, dass Mädchen MINT-Fächer als uninteressant oder zu schwierig wahrnehmen.
Steuern Sie als Unternehmen gegen: Bieten Sie einen Girls'Day, Schnuppertage und Praktika an und ermöglichen Sie praxisnahe Einblicke, die Vorurteile abbauen.
Die Ergebnisse der Girls'Day-Wirkungsstudie 2022 zeigen: 68 Prozent der Teilnehmerinnen gaben an, beim Girls'Day eine Tätigkeit oder einen Beruf kennengelernt zu haben, der sie interessiert.
Bei IT-Berufen stieg das Interesse an einer Ausbildung oder einem Studium von 12 Prozent auf 21 Prozent, bei technischen Berufen von 6 Prozent auf 17 Prozent (Vergleich vor und nach dem Girls'Day). Die Teilnahme am Girls'Day für Unternehmenkann sich also lohnen. Mehr Informationen zu den Studienergebnissen.
5. Fördern und nutzen Sie MINT-Netzwerke
MINT-Netzwerke schaffen wertvolle Verbindungen zwischen Schulen, Unternehmen und weiteren relevanten Akteurinnen und Akteuren. Kooperationen von Unternehmen mit Schulen sind ein guter Weg, um MINT-Berufe für Frauen und Mädchen in den Fokus zu rücken und potenzielle Fachkräfte zu fördern.
Suchen Sie zudem gezielt nach regionalen Netzwerken und Initiativen in Ihrer Umgebung. Auch bundesweite Angebote von Verbänden können hilfreich sein – zum Beispiel die M+E Info-Trucks der Metall- und Elektro-Industrie: Unternehmen können dieses Angebot nutzen, um mithilfe der Trucks an Schulen über Ausbildungsmöglichkeiten und Berufsbilder der M+E-Branchen zu informieren. Zudem können Jugendlichen an Experimentierstationen selbst ihre technischen Fähigkeiten erproben. Hier können Sie sich für einen Info-Truck registrieren.
6. Schaffen Sie weibliche Vorbilder im MINT-Bereich
Gerade in MINT-Berufen im Produktionsbereich sind weibliche Vorbilder wichtig. Sogenannte Botschafterinnen können helfen, junge Frauen für diese Berufsfelder zu begeistern. Das können weibliche Auszubildende oder Mitarbeiterinnen aus Ihrem Unternehmen sein, die über ihren Berufsweg und ihre Erfahrungen berichten – etwa bei Schulbesuchen, auf Messen oder in Workshops.
Das MINT-Botschafternetzwerk – MINT Zukunft schaffen! bietet mit dem MINT-Botschafternetzwerk eine Plattform, auf der sich Fachkräfte aus MINT-Berufen engagieren, Schulen und Hochschulen unterstützen sowie Mentoring anbieten und Informationen bereitstellen, um junge Menschen für MINT-Berufe zu begeistern.
Starten Sie Mentoringprogramme, bei denen erfahrene weibliche MINT-Fachkräfte jüngere (potenzielle) MINT-Fachkräfte persönlich über einen bestimmten Zeitraum begleiten und mit Feedback unterstützen. Zudem gibt es auch Angebote wie zum Beispiel den Cyber Mentor.
7. Unternehmenskultur fördern, die Frauen in MINT-Berufen stärkt
Nehmen Sie beim Thema Unternehmenskultur vor allem folgende Punkte in den Blick:
- Wertschätzung und einen Umgangston auf Augenhöhe fördern
Ein respektvoller Umgang ist zentral, damit sich Frauen in MINT-Berufen wohlfühlen. Unterstützen Sie Führungskräfte zum Beispiel mit Diversity-Trainings und Coachings, um unbewusste Vorurteile abzubauen.
- Arbeitsumgebung modern und sicher gestalten
Schaffen Sie Arbeitsplätze, die ergonomisch, sicher und gut organisiert sind. Das steigert Motivation und Leistungsfähigkeit bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – gerade auch in technischen Bereichen.
- Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern
Viele MINT-Berufe, gerade im Produktionsbereich, sind durch wenig flexible Arbeitszeiten geprägt. Suchen Sie nach Möglichkeiten, wie Sie flexible Arbeitszeiten und individuelle Lösungen für Frauen und Männer gleichermaßen schaffen können. Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf erhöht Sie die Zufriedenheit und die Arbeitgeberattraktivität.
- Arbeitgeberattraktivität sichtbar machen
Kommunizieren Sie nach außen, wie Ihr Unternehmen Vielfalt lebt und Frauen in MINT-Berufen unterstützt. Zum Beispiel in Vorstellungsgesprächen, Praktika und über Social Media.
Zum Download
Checkliste: Frauen im MINT-Bereich rekrutieren
Diese Checkliste hilft Ihnen, Frauen als MINT-Fachkräfte für Ihr Unternehmen zu gewinnen. Jetzt herunterladen und Tipps sichern.

Über die KOFA-Expertin Anika Jansen
Anika Jansen
Anika Jansen ist Senior Economist für Fachkräftesicherung im KOFA. Einer ihrer Schwerpunkte liegt auf der gezielten Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen – etwa Jugendlicher und junger Erwachsener, also Angehöriger der Generation Z, Frauen sowie internationaler Fachkräfte. Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, wie Unternehmen diese Gruppen erfolgreich gewinnen und langfristig binden können.
Neben ihrer Forschungstätigkeit hält Anika Jansen als Expertin für die Themen Rekrutierung und Personalarbeit regelmäßig Vorträge, verfasst Studien und entwickelt konkrete Handlungsempfehlungen für Betriebe und politische Entscheidungsträger.
Download-Materialien, Studien und Praxisbeispiele zu Frauen in MINT-Berufen
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