
Azubi-Wohnen: Wie KMU mit Wohnangeboten Fachkräfte sichern
Endlich den passenden Azubi gefunden – und dann fehlt der Wohnraum? Lassen Sie Talent nicht am Wohnungsmangel scheitern. Vor allem in Ballungszentren scheitert der Ausbildungsstart oft an einem simplen Grund: Azubis finden keine bezahlbare Unterkunft. Hier können Betriebe den entscheidenden Unterschied machen. Wer Wohnmöglichkeiten schafft oder vermittelt, gewinnt nicht nur Azubis, sondern oft auch deren langfristige Loyalität. Wie KMU Auszubildende beim Thema Wohnen unterstützen können, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist Azubi-Wohnen?
Der Begriff Azubi-Wohnen bezeichnet Wohnangebote speziell für Auszubildende. Das Ziel besteht darin, jungen Menschen während ihrer Ausbildung bezahlbaren und passenden Wohnraum in Ausbildungsnähe zur Verfügung zu stellen oder sie beim Finden und Anmieten von Wohnraum zu unterstützen. Dies kann neben Unterstützung auf dem privaten Wohnungsmarkt auch die Schaffung von betrieblichem Wohnraum, die Beteiligung an kommunalen Wohnprojekten oder das Gründen von Azubi-WGs umfassen. Konkrete Maßnahmen, um Auszubildende beim Thema Wohnen zu unterstützen, finden Sie in Kapitel 2.
Warum ist das Thema Azubi-Wohnen für KMU wichtig?
- Fachkräftesicherung: Ohne eine passende Unterkunft kann eine Ausbildung scheitern, bevor sie startet. Wer jungen Menschen ein Zuhause auf Zeit ermöglicht, schafft nicht nur Chancengleichheit – sondern gewinnt motivierte, verlässliche Nachwuchskräfte.
Ein stabiles Wohnumfeld fördert den Ausbildungserfolg, verringert Abbrüche und spart Betrieben langfristig Aufwand und Kosten für Neubesetzungen. - Wettbewerbsvorteil: Gerade in Regionen mit knappem Wohnraum kann ein Wohnangebot den entscheidenden Unterschied machen und die Attraktivität als Ausbildungsbetrieb deutlich steigern. Wer seinen Azubis Wohnmöglichkeiten bietet, punktet besonders bei älteren Azubis, die häufig selbstständig wohnen möchten.
- Standortfaktor: Nicht jeder Auszubildende kann sich eine lange Pendelstrecke zeitlich oder finanziell leisten. Wohnraum in der Nähe des Ausbildungsortes senkt Hürden und ermöglicht einen leichteren Zugang zur Ausbildung.
- Förderung der überregionalen Mobilität: Betriebe können mit attraktiven Angeboten für Wohnraum ihren Rekrutierungsradius erweitern und so gegebenenfalls auch weiter entfernte Kandidatinnen und Kandidaten von sich überzeugen.
- Onboarding erleichtern: Gemeinsames Wohnen schafft Gemeinschaft, unterstützt soziale Integration und reduziert das Risiko von Ausbildungsabbrüchen – und das gilt nicht nur für Azubis aus Drittstaaten.
- Anwerbung von Auszubildenden aus Drittstaaten: Zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses sollen verstärkt junge Menschen aus Drittstaaten angeworben werden. Die Integration junger Menschen aus dem Ausland scheitert insbesondere in den Ballungszentren häufig am fehlenden Angebot für preisgünstige Unterbringungsmöglichkeiten. Sie profitieren besonders stark von Wohnunterstützung, da sie häufig ohne familiäre Unterstützung nach Deutschland kommen.
Wie viele Unternehmen unterstützen ihre Beschäftigten beim Wohnen?
Laut einer aktuellen Studie bieten etwa 556.000 Unternehmen (16,8 %) ihren Beschäftigten entweder direkt oder indirekt Unterstützung bei der Versorgung mit Wohnraum. Davon unterstützen 172.000 Unternehmen (5,2 %) ihre Mitarbeitenden direkt durch die Versorgung mit Wohnraum. 384.000 (11,6 %), bieten indirekte Unterstützungsmaßnahmen an.
Wie können KMU Azubis beim Wohnen unterstützen?

1. Kooperation mit bestehenden Jugendwohnheimen oder sozialen Trägern
Die Initiative AUSWÄRTS ZUHAUSE vernetzt alle Einrichtungen des Azubi- und Jugendwohnens und hilft beim Finden lokaler Angebote. Das Kolping Azubi- und Jugendwohnen bietet bundesweit Wohnheime für Auszubildende in Großstädten an. Neben Wohnraum wird auch soziale und alltagspraktische Unterstützung geboten.
2. Anmietung von Wohnungen oder Zimmern
Unternehmen mieten Wohnungen oder Apartments an und stellen diese ihren Auszubildenden zur Verfügung – entweder zu vergünstigten Konditionen oder als Teil des Ausbildungsangebots. Dies kann durch direkte Vermietung an die Azubis oder durch Kooperationen mit Wohnungsunternehmen erfolgen, die den Wohnraum verwalten und KMU damit organisatorisch entlasten.
Beispiel: Das Caritas-Altenzentrum St. Josef hat ein ehemaliges Pfarrhaus in eine Pflege-Azubi-WG umgewandelt, um internationalen Pflege-Auszubildenden bezahlbaren Wohnraum zu bieten. Die Auszubildenden erhalten einen „Werksmietvertrag“, der an den Ausbildungsvertrag gekoppelt ist. Dieses Projekt fördert Integration und bietet ein geschütztes Wohn- und Lernumfeld.
3. Bereitstellung eigener Werkswohnungen oder Unterbringung in betriebseigenen Wohngemeinschaften
Beispiel: Die IHK Bonn hat zwei Wohnungen in ihrem Gebäude zu einer Azubi-WG umgebaut. Sechs Auszubildende, darunter auch internationale, wohnen dort während ihrer Ausbildung. Mit diesem Projekt will die IHK ein Zeichen für bezahlbaren Wohnraum setzen und den Druck auf den Wohnungsmarkt verringern.
4. Unterstützung bei der Wohnungssuche
Gerade junge oder minderjährige Auszubildende sind mit der Wohnungssuche oft überfordert oder dürfen nicht selbstständig einen Mietvertrag abschließen – hier können Unternehmen aktiv unterstützen: Mögliche Maßnahmen:
- Wohnraumvermittlung: Aufbau eines Netzwerks mit Vermieterinnen und Vermietern, Wohnbaugesellschaften oder Kommunen. Betriebe können Wohnungsangebote aus ihrem Netzwerk gezielt an Auszubildende weiterleiten.
- Begleitung zu Besichtigungen: Eine Ansprechperson aus dem Unternehmen (z. B. Ausbildungsbeauftragte) begleitet Azubis zu Wohnungsbesichtigungen, hilft bei der Kommunikation mit Vermieterinnen und Vermietern und berät bei der Auswahl.
- Hilfe bei Mietverträgen: Unterstützung beim Lesen, Verstehen und ggf. Aushandeln von Mietverträgen – auch durch Kooperation mit Rechtsberatungsstellen oder Mietervereinen.
- Wohnungssuch-Checkliste: Bereitstellung von Informationen zu benötigten Unterlagen (Schufa, Bürgschaft, Einkommensnachweis etc.) und Verhalten bei Besichtigungen.
5. Finanzielle Unterstützung
Viele Auszubildende können sich Kautionen, Umzugskosten oder die Miete in angespannten Wohnmärkten kaum leisten. Unternehmen können hier gezielt fördern:
- Förderberatung: Hinweise auf staatliche Unterstützung wie Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) oder Wohngeld (mehr Details im nächsten Kapitel).
- Mietzuschuss: Monatlicher Zuschuss zur Miete (z. B. pauschal 100 € oder prozentual begrenzt), freiwillig oder per Zusatzvereinbarung zum Ausbildungsvertrag.
- Kautionszuschuss/-darlehen: Übernahme der Mietkaution ganz oder teilweise – als einmaliger Zuschuss oder zinsfreies Rückzahlungsdarlehen.
- Übernahme von Umzugskosten: Ggf. einmalige Unterstützung bei Erstumzug zur Ausbildungsstelle, z. B. Transportkosten oder Einrichtungspauschale.
Tipp: Förderungen können an Rückzahlungsvereinbarungen gekoppelt werden (z. B. „Bindung“ an das Unternehmen für bestimmte Zeit nach der Ausbildung).
6. Unterstützung bei Heimatbesuchen
Für Auszubildende, die nach dem Umzug in Unternehmensnähe weit von zu Hause entfernt wohnen – etwa in ländlichen Regionen oder aus dem Ausland – kann regelmäßiger Kontakt zur Heimat entscheidend für das Durchhaltevermögen sein.
- Fahrtkostenzuschüsse: Monatlicher oder quartalsweiser Zuschuss für Heimfahrten (z. B. Bahnfahrten am Wochenende).
- Flexible Arbeitszeiten oder Sonderurlaub: Erleichterter Zugang zu Heimfahrten durch gut planbare Freistellungen, z. B. an Brückentagen oder Feiertagswochenenden.
- „Heimatbesuchspaket“: Unternehmen können kleine Zuschüsse (z. B. 100 €) mit einem vorgegebenen Turnus verbinden (z. B. alle zwei Monate), ggf. über Gutscheine oder Fahrkarten.
Praxisidee: Ein Unternehmen in der Pflegebranche bietet internationalen Azubis einmal jährlich einen Heimflug als Anerkennung – das steigert die Motivation und emotionale Bindung.
Beispiel: Das Potenzial von Azubi-Wohnen
Der Beruf des Anlagenmechanikers (SHK) gehört zu den größten Engpassberufen: 2024 fehlten bundesweit über 16.000 Fachkräfte. Trotz rund 15.000 neuer Ausbildungsverträge blieben über 1.200 Plätze unbesetzt – und fast 1.600 Bewerber fanden keinen Platz.
Warum? Ein Grund sind regionale Passungsprobleme – besonders sichtbar am Beispiel Berlin und Potsdam:
In Berlin: auf 100 Ausbildungsplätze kommen 163 Bewerberinnen und Bewerber.
In Potsdam: auf 100 Ausbildungsplätze kommen nur 73 Bewerberinnen und Bewerber. In der Folge bleiben in Potsdam 12 % der Stellen unbesetzt – doppelt so viele wie in Berlin.
Vielleicht würden einige Bewerberinnen und Bewerber aus Berlin in Potsdam eine Ausbildung aufnehmen, wenn man ihnen zusätzlich eine Wohnung anbietet?
Finanzielle Förderung rund ums Azubi-Wohnen
Hinsichtlich des Wohnraums gibt es sowohl für Betriebe als auch Auszubildende finanzielle Fördermöglichkeiten. Viele Azubis wissen nichts von ihren Leistungsansprüchen. Häufig hilft es sehr, wenn Auszubildenden über bestehende Fördermöglichkeiten informiert werden und bei der Prüfung sowie Beantragung von Leistungen Unterstützung erhalten.
Unterstützung für Azubis
- Berufsausbildungsbeihilfe (BAB): Die Agentur für Arbeit unterstützt Auszubildende, die in einer eigenen Wohnung leben und deren Ausbildungsvergütung neben Miete nicht für Lebensmittel und Heimfahrten ausreicht, mit der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB). Berechtigte Auszubildende erhalten dann während der Ausbildung einen monatlichen Zuschuss.
- Wohngeld: Wenn kein Anspruch auf BAB besteht, kann unter bestimmten Voraussetzungen Wohngeld beantragt werden.
- BAföG: Für Auszubildende in schulischen Ausbildungen gibt es das Schüler-BAföG, das finanzielle Unterstützung bietet, um die Ausbildungskosten zu decken.
Unterstützung für Unternehmen
Betriebe können Fördergelder beantragen, z. B. bei den Investitions- und Förderbanken der Länder, um eigene Wohnangebote zu realisieren oder Unterstützung zu erhalten.
- Mit dem Förderprogramm Junges Wohnen fördert der Bund den Neu-, Aus- oder Umbau, die Modernisierung sowie den Ersterwerb von Wohnheimplätzen für Auszubildende, um gezielt Wohnraum für junge Menschen zu schaffen.
Betriebsübergreifende Modelle sind insbesondere für kleinere Betriebe eine gute Lösung: Wohnraum kann gemeinsam bereitgestellt und genutzt werden. - In einigen Bundesländern gibt es unterschiedliche Förderungen bezüglich Azubi-Wohnen. Eine Übersicht zu den Landesprogrammen finden Sie beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH).
Worauf müssen KMU beim Azubi-Wohnen achten?
1. Rechtliche Rahmenbedingungen
- Mietrecht: Der Betrieb tritt als Vermieter auf oder stellt Wohnraum als Teil des Ausbildungsverhältnisses zur Verfügung. Entscheidend ist, ob ein Mietvertrag oder eine Nutzungsüberlassung (z. B. Werkswohnung) vereinbart wird.
- Haftung: Der Eigentümer bzw. Vermieter trägt die Verantwortung für Sicherheit, Brandschutz, Instandhaltung etc. Das gilt in Wohngemeinschaften auch für Gemeinschaftsflächen.
- Versicherungen: Wichtig sind Hausrat- und Haftpflichtversicherungen für die Auszubildenden (ggf. verpflichtend im Mietvertrag) sowie eine Gebäudeversicherung für den Eigentümer.
2. Zuständigkeiten für Verwaltung & Betreuung
- Unterhalt & Technik: Klare Regelung, wer sich um Reparaturen, Hausmeisterdienste oder Reinigung gemeinschaftlich genutzter Räume kümmert.
- Betreuung: Bei minderjährigen Azubis oder bei internationalen Auszubildenden kann eine sozialpädagogische oder organisatorische Begleitung sinnvoll sein.
- Verwaltung: Eine interne Ansprechperson oder externe Wohnungsverwaltung ist notwendig, z. B. für Mietverträge, Abrechnungen, Hausordnungen etc.
Tipp: An Partner, wie lokale Wohnbaugesellschaften, kann Betreuung und Verwaltung ausgelagert werden.
3. Nutzung nach Ausbildungsende
- Flexible Nachnutzung: Wohnraum kann z. B. an neue Azubis, junge Fachkräfte oder temporäre Mitarbeitende weitergegeben werden. Vereinbaren Sie mit den Azubis frühzeitig eine Übergangsregel für die Zeit nach dem Ausbildungsende. Möglich sind hier zum Beispiel Karenzzeiten, sodass die Azubis sich nicht während der Abschlussprüfungen um den Umzug kümmern müssen.
- Mietverträge mit Befristung: Verträge an das Ausbildungsverhältnis koppeln (z. B. mit Option auf Verlängerung).
- Günstige Werkswohnungen: Wohnungen auch nach Ausbildungsende zu günstigen Konditionen anbieten, um Fachkräfte zu halten.
Beispiel: Die Becka Beck Bäckerei vermietet Wohnungen auch an ausgelernte Fachkräfte weiter, um die Bindung ans Unternehmen zu fördern.
Steuerliche Hinweise zum Azubi-Wohnen
Wenn Unternehmen ihre Auszubildenden finanziell unterstützen, um in einer WG oder einem Azubi-Wohnheim zu wohnen, gibt es einige steuerrechtliche Aspekte zu beachten:
- Steuerfreie Sachbezüge: Arbeitgeber können ihren Azubis steuerfreie Sachbezüge bis zu einem Wert von 50 Euro pro Monat gewähren. Diese Freigrenze gilt für alle in einem Monat gewährten Sachbezüge zusammen.
- Zuschüsse zur Unterkunft: Zuschüsse des Arbeitgebers zu den Unterkunftskosten können unter bestimmten Bedingungen steuerfrei sein. Dies gilt insbesondere, wenn die Unterkunft im überwiegenden betrieblichen Interesse des Arbeitgebers liegt.
- Pauschalbesteuerung: Zuschüsse zu den Unterkunftskosten, die zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn gezahlt werden, können pauschal mit 25 % besteuert werden. Dies erleichtert die Handhabung und reduziert den administrativen Aufwand.
- Fahrtkostenerstattungen: Erstattungen für Fahrten zwischen Wohnung und Ausbildungsstätte sind steuerpflichtig, können aber bis zu einer bestimmten Höhe (0,30 Euro pro Entfernungskilometer bis zum 20. Kilometer) als Werbungskosten abgesetzt werden.
Auch Umzugskosten von Azubis sind steuerfrei, wenn der Umzug beruflich veranlasst ist. Hier gilt das Bundesumzugskostenrecht.
Neun wichtige Schritte zum Azubi-Wohnen
- Regionale Situation prüfen
Verschaffen Sie sich einen Überblick über den lokalen Wohnungsmarkt: Gibt es bezahlbare Mietangebote? Existieren Azubiwohnheime oder vergleichbare Unterkünfte in der Nähe? - Aktuellen Bedarf ermitteln
Analysieren Sie, ob Sie Auszubildende beschäftigen, die von außerhalb kommen, welche Pendelzeiten sie haben und ob für sie Wohnraumbedarf besteht. - Kooperationspartner finden
Sprechen Sie mit Jugendhilfeträgern, Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Wohnungsbaugesellschaften oder anderen Unternehmen über mögliche Partnerschaften oder Wohnprojekte. - Interne Optionen prüfen
Gibt es betriebseigene Immobilien, leer stehende Räume oder Möglichkeiten, eine Wohngemeinschaft zu organisieren? - Rechtliches & Finanzen klären
Prüfen Sie Fragen zu Mietverträgen, Versicherungen, Datenschutz und Fördermöglichkeiten (z. B. BAB, Investitionsbankprogramme). Holen Sie ggf. rechtliche Beratung ein. - Pilotprojekt starten
Beginnen Sie mit einer kleinen Lösung (z. B. eine Azubi-WG oder ein Kooperationsvertrag mit einem Wohnheim), um Erfahrungen zu sammeln. - Kommunikation sicherstellen
Machen Sie das Angebot bekannt – auf Ihrer Website, in Stellenanzeigen, bei Bewerbungsgesprächen, in Azubi-Broschüren und auf Jobmessen. - Betreuung & Feedback
Stellen Sie eine Kontaktperson bereit, die bei Problemen unterstützt. Holen Sie regelmäßig Feedback ein, um das Angebot weiterzuentwickeln. - Skalierung & Verstetigung
Bei positiver Resonanz lohnt es sich, das Modell auszubauen, etwa mit mehreren Wohnungen oder Kooperationen mit anderen Betrieben.
Praxisbeispiele Azubi-Wohnen
1. Flexibel durch Mitarbeiterwohnungen
Die Bäckerei und Konditorei Becka Beck hat seit 2020 rund 20 Mitarbeiterwohnungen geschaffen, die hauptsächlich von Auszubildenden genutzt werden. Die Wohnungen befinden sich in neu gebauten oder sanierten Gebäuden und sind an den Arbeitsvertrag gekoppelt. Dieses Angebot ermöglicht es dem Unternehmen, flexibler auf Personalbedarf zu reagieren und neuen Angestellten kurzfristig Wohnraum bereitzustellen.
2. Suche Azubi, biete Wohnung
Die Kühling GmbH, ein Metallbaubetrieb, hat in Friesoythe ein altes Haus saniert und in ein „Quartier für Berufseinsteiger“ mit 13 Apartments umgewandelt. Die Wohnungen werden über eine eigens gegründete GbR vermietet. Das Projekt entstand, weil viele Azubis aufgrund mangelnder Verkehrsanbindung und fehlendem Wohnraum Schwierigkeiten hatten, eine Ausbildung in der Region zu beginnen. Der Fokus liegt auf sozialem Engagement und der Unterstützung junger Menschen.
3. Kooperatives Wohnprojekt
Mehrere kleine und mittlere Unternehmen kooperieren mit der Stadt Frankfurt am Main und einer Wohnungsbaugesellschaft, um Wohnraum für ihre Auszubildenden zu schaffen. Die Betriebe teilen sich die Kosten anteilig.
Fazit
Azubi-Wohnen ist mehr als ein soziales Engagement. Es ist ein zentraler Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Fachkräftesicherung. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben hier die Möglichkeit, mit kreativen und kooperativen Lösungen echten Mehrwert zu schaffen – für die Auszubildenden, den Betrieb und die Region.
Quellen:
BBSR – Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), 2024: Bestandsaufnahme zum Wohnen für Mitarbeitende. BBSR-Online-Publikation 123/2024, Bonn. Verfügbar unter: Bestandsaufnahme zum Wohnen für Mitarbeitende [Zugriff am: 19.05.2025].
Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (Hrsg.), 2024: Wohnen für Mitarbeitende - Ein Beitrag zur Fachkräftebindung und zur Wohnraumversorgung. www.bmwsb.bund.de, Online-Publikation verfügbar unter: Wohnen für Mitarbeitende [Zugriff am 19.05.2025].