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Teilqualifizierung in KMU

Teilqualifizierung in KMU

Geeignete Fachkräfte sind schwer zu finden? Dann nutzen Sie Teilqualifizierungen als strategisches Instrument! Teilqualifizierungen (TQ) ermöglichen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), Beschäftigte mit Vorerfahrung zielgerichtet weiterzubilden und auf einen Berufsabschluss vorzubereiten – praxisnah, flexibel und deutlich schneller als eine komplette Ausbildung.

Was ist eine Teilqualifizierung?

Teilqualifikationen (TQ) sind modular aufgebaute Weiterbildungseinheiten, die Elemente eines anerkannten Ausbildungsberufs abdecken. Ein Ausbildungsberuf wird dabei in fünf bis sieben Module unterteilt. Jede Teilqualifikation schließt mit einem Kompetenznachweis ab, meist zertifiziert durch die Industrie- und Handelskammern (IHK), Handwerkskammern (HWK) oder andere zuständige Stellen. Nach jedem Modul erhalten die Teilnehmenden ein anerkanntes Zertifikat. Wer alle Module absolviert, kann über die Externenprüfung einen vollwertigen Berufsabschluss erlangen.

Was ist eine Externenprüfung?

Die Externenprüfung (§ 45 Absatz 2 BBiG) ermöglicht es erfahrenen Berufspraktikerinnen und -praktikern, einen Berufsabschluss nachzuholen, ohne zuvor eine reguläre Ausbildung absolviert zu haben. Die Anforderungen sind dabei identisch mit denen einer klassischen Abschlussprüfung.

Welche Vorteile hat eine Teilqualifizierung?

  • Passgenaue Qualifizierung: Mitarbeitende erwerben gezielt die Kompetenzen, die im Betrieb benötigt werden. TQs folgen bundesweit entwickelten Standards, die Aufbau, Inhalte und Zertifizierung regeln – die Weiterbildungsqualität ist daher hoch.
  • Berufsbegleitend und flexibel: Da einzelne Module in wenigen Wochen oder Monaten abgeschlossen werden können, bleibt der Betriebsablauf weitgehend ungestört. TQs sind in Teilzeit, Vollzeit oder auch als E-Learning-Format möglich.
  • Finanziell attraktiv: Die Bundesagentur für Arbeit fördert Teilqualifizierungen umfassend – bis zu 100 % der Lehrgangskosten und des Arbeitsentgelts können übernommen werden.
  • Langfristige Bindung: Wer im Unternehmen weitergebildet wird, bleibt oft länger. TQs stärken daher nicht nur die Qualifikation, sondern auch die Mitarbeiterbindung.
  • Schneller Einstieg: Eine zwei- bis sechsmonatige TQ führt in 72 Prozent der Fälle direkt zu einem Jobeinstieg [1] – und bietet damit die beste Kosten-Nutzen-Bilanz aller Weiterbildungsangebote.

Die wichtigsten Zielgruppen für eine Teilqualifizierung

  • Erwachsene ohne Berufsabschluss
    Menschen über 25, die aus verschiedenen Gründen keine Berufsausbildung abgeschlossen haben, können über Teilqualifizierungen Schritt für Schritt einen anerkannten Berufsabschluss erreichen.
     
  • Berufserfahrene Helferinnen und Helfer sowie An- oder Ungelernte
    Teilqualifizierungen ermöglichen es, vorhandenes Wissen strukturiert zu erweitern, zertifizieren zu lassen und letztlich über die Externenprüfung einen anerkannten Berufsabschluss zu erwerben.
     
  • Personen aus dem Ausland
    Wer keinen in Deutschland anerkannten Abschluss vorweisen kann, profitiert von einem niedrigschwelligen Einstieg über TQs – oft verbunden mit Sprachförderung. Auch im Rahmen eines Anerkennungsverfahrens können TQs als Anpassungsqualifizierung den Weg zu einer vollwertigen Anerkennung erleichtern.
     
  • Menschen in der beruflichen Neuorientierung
    Wer nicht mehr im erlernten Beruf arbeiten kann, hat die Möglichkeit, sich berufsbegleitend gezielt in einem neuen Berufsfeld weiterzubilden. Das gilt sowohl für Personen, die aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen einen Neustart anstreben, als auch für Beschäftigte, deren Arbeitsplatz gefährdet ist.
     
  • Ältere Arbeitslose oder Langzeitarbeitslose
    Teilqualifikationen eröffnen älteren Menschen oder Langzeitarbeitslosen den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt, ohne dass sie direkt eine komplette Ausbildung oder Umschulung absolvieren müssen.

Häufig genügen ausgewählte Kompetenzen

Eine Auswertung der Bertelsmann Stiftung [2] von 4,3 Millionen Online-Jobanzeigen für Hilfskraft- und Fachkraftstellen aus dem Jahr 2022 zeigt: Oft genügen bereits 2 bis 4 von maximal 7 Kompetenzbereichen eines Berufs, um freie Stellen zu besetzen. Häufig werden in Stellenangeboten ausgewählte Kompetenzen gesucht und selten das ganze Berufsbild.

Voraussetzungen für Teilqualifizierung

Teilqualifikationen (TQs) sind nicht formell altersbeschränkt, richten sich jedoch überwiegend an Erwachsene ab 25 Jahren, die keine klassische Berufsausbildung (mehr) absolvieren können oder wollen. Die Gründe dafür sind:

  • Jüngere Menschen unter 25 Jahren sollen möglichst immer eine vollständige duale Berufsausbildung durchlaufen.
  • In der Förderpraxis der Bundesagentur für Arbeit wird TQ in der Regel nicht für Jugendliche und junge Erwachsene eingesetzt. Der Einstieg ist meist an Voraussetzungen wie Berufserfahrung oder längere Erwerbslosigkeit gekoppelt.
  • Teilqualifikationen gelten als niedrigschwelliges, flexibles Qualifizierungsinstrument für Zielgruppen, die auf anderem Wege keine Chance auf einen Abschluss haben – z. B. wegen familiärer Verpflichtungen oder gesundheitlicher Einschränkungen.

Teilqualifizierung in 4 Schritten umsetzen

TQs lassen sich gut in den betrieblichen Alltag integrieren. Der Ablauf beginnt in der Regel mit einer Bedarfsanalyse oder einer konkreten  Weiterbildungsplanung.

  1. Ausgangslage analysieren:
    Welche Qualifikationen, Stärken und Schwächen haben die Mitarbeitenden aktuell?
  2. Zukünftige Anforderungen definieren:
    Welche Kompetenzen werden durch neue Technologien, Prozesse oder Strategien künftig benötigt?
  3. Qualifikationslücken identifizieren:
    Wo gibt es Unterschiede zwischen dem aktuellen Qualifikationsstand und den zukünftigen Anforderungen?
  4. Ziele und Prioritäten festlegen:
    Welche Weiterbildungen sind dringend und wirtschaftlich sinnvoll?

Auf dieser Grundlage werden passende TQ-Module ausgewählt. Diese Module werden in der Regel von zertifizierten Bildungsträgern angeboten, mit denen das Unternehmen kooperiert. Sie kombinieren Theoriephasen beim Bildungsträger mit Praxisphasen im Unternehmen. Nach erfolgreicher Teilnahme erhalten die Mitarbeitenden ein Zertifikat über die erworbenen Kompetenzen.

Da die Teilnahme oft über einen Bildungsgutschein der Bundesagentur für Arbeit oder über betriebliche Förderprogramme unterstützt wird, müssen Bildungsträger und ihre Qualifizierungsmaßnahmen von einer fachkundigen Stelle akkreditiert sein.

Praxis zeigt: Teilqualifizierungen funktionieren besonders gut, wenn Betriebe, Kammern, Bildungsträger und Arbeitsagenturen eng zusammenarbeiten.

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Mitarbeitende frühzeitig einbinden und individuell begleiten

Der Erfolg einer Teilqualifizierung hängt entscheidend davon ab, wie gut Mitarbeitende einbezogen und begleitet werden. Offene Kommunikation und individuelle Förderung sichern Motivation, Lernerfolg und die langfristige Bindung ans Unternehmen.

Wichtige Maßnahmen dabei sind:

  • Entwicklungsgespräche führen
    Vor Beginn einer TQ sollte gemeinsam geklärt werden, welches Qualifizierungsziel angestrebt wird und wie es zum betrieblichen Bedarf sowie zu den Interessen und Stärken der Mitarbeitenden passt. Dazu eignen sich z. B. Mitarbeitergespräche.
  • Motivation fördern und Perspektiven aufzeigen
    Teilqualifikationen bieten konkrete Aufstiegschancen. Mitarbeitende sollten erkennen, dass sie mit jedem Modul ihre berufliche Zukunft aktiv gestalten – bis zum Berufsabschluss. Regelmäßiges Feedback stärkt zusätzlich das Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit.
  • Unterstützungsbedarf berücksichtigen
    Teilnehmende benötigen manchmal zusätzliche Hilfen, z. B. bei Sprachbarrieren, Lernschwierigkeiten oder der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. Gezielte Angebote wie Sprachförderung, Mentoring oder Lerncoaching können hier unterstützen.
  • Individuelle Lernformen besprechen
    Je nach Lebens- und Arbeitssituation kann Präsenzunterricht, E-Learning oder ein Teilzeitmodell sinnvoll sein. Passgenaue Lernformen erhöhen die Chance auf einen erfolgreichen Abschluss deutlich.

Informationen zur Teilqualifizierung

„ETAPP - Teilqualifikation als Mittel zur Fachkräftesicherung und Transformationsbegleitung“
Auf der Projektseite von „ETAPP“ sind alle bisher entwickelten Berufsbilder für Teilqualifizierungen aufgeführt.

„mein NOW“
In der Weiterbildungssuche von „mein NOW“ können Sie passende Angebote zur Teilqualifizierung suchen.

„CHANCEN NUTZEN! Mit Teilqualifikationen Richtung Berufsabschluss“
Auf der Projektseite von „CHANCEN NUTZEN“ finden Sie hilfreiche Informationen zum Thema Teilqualifizierung sowie Best-Practice Beispiele aus Unternehmen.

Fazit

Teilqualifikationen sind mehr als nur ein Übergangsinstrument. Sie ermöglichen Menschen ohne Berufsabschluss neue Perspektiven und helfen Unternehmen, ihren Fachkräftebedarf flexibel, praxisnah und strategisch zu decken. Damit sind TQs eine zentrale Brücke zwischen individuellem Potenzial und unternehmerischem Bedarf. Gerade in Transformationszeiten wie der digitalen oder ökologischen Wende bietet die modulare Nachqualifizierung eine zukunftssichere Antwort auf komplexe Fachkräftefragen.

Quellen:

[1] Biebeler, H.; Blum, T. (2024): Voraussetzungen und Nutzung des Angebots von Teilqualifikationen. Bonn 2024. URL: https://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/19614

[2] Noack, M. & Müller, J. (2023): Mehr Fachkräfte in jeder Region - Deckung des regionalen Fachkräftebedarfs durch Teilqualifikationen. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.