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Diversity Management bei der Bäckerei Newzella

Diversity Management bei der Bäckerei Newzella


Zuletzt aktualisiert: 07. November 2022

Die Bäckerei Newzella setzt auf Vielfalt in der Personalstruktur. Die Förderung ganz unterschiedlicher Mitarbeiter macht sich im Unternehmen bezahlt.

“Diversity Management” würde Sabine Newrzella es selbst nicht nennen, was ihr Unternehmen macht. “Das klingt so kompliziert. Wir geben einfach allen Menschen eine Chance”, sagt die 59-jährige Verkaufsleiterin der Bäckerei Konditorei Magnus Newzella. Mit diesem Motto und den Maßnahmen, die daraus entstehen, kommt sie allerdings sehr nah an das heran, was mit diesem Fachwort gemeint ist. 

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In dem mittelständischen Unternehmen mit sechs Fachgeschäften in Köln und Umgebung beschäftigt Newrzella, deren Nachnamen sich anders als die Bäckerei mit zusätzlichem ‚r‘ schreibt, aktuell 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie haben teils sehr unterschiedliche Hintergründe. Hier arbeiten nicht nur Menschen verschiedener Kulturen, Religionen und sexueller Orientierung zusammen, sondern auch Menschen mit mehr oder weniger Berufserfahrung, mit guter oder geringer Schulbildung und einer großen Altersspanne von 16 bis 71 Jahren. Vielfalt ist damit Teil der Personalstrategie und wird gezielt gefördert.  

Zeugnisse sind bei der Personalsuche Nebensache  

Zeugnis-Noten und Lebensläufe sind Nebensache. “Wir müssen unsere Erwartungen an potenzielle Beschäftigte sehr begrenzen”, sagt Newrzella. Denn Fachkräfte sind rar. Schriftliche Bewerbungen bekommt sie fast gar nicht, Job-Interessierte melden sich meist per Telefon. Wenn diese danach persönlich im Unternehmen vorbeikommen, bittet Newrzella sie, ihren Werdegang zumindest grob aufzuschreiben. “Dann weiß ich, wo ich die Leute fördern kann”, sagt sie. Grundsätzlich gehe sie so bei allen potenziellen Beschäftigten vor –  egal ob Reinigungskraft, Bäckerin oder Bäcker, Verkäuferin oder Verkäufer.

Auch ältere Fachkräfte, die eine Anstellung suchen, sind der Bäckerei willkommen, ebenso wie Menschen internationaler Herkunft oder Alleinerziehende. Vor etwa einem Jahr habe sich eine 71-jährige Frau beworben. “Andere hätten sie aufgrund ihres Alters vielleicht weggeschickt”, sagt Newrzella. “Aber ich habe sie eingestellt. Zum Glück, denn sie leistet sehr gute Arbeit im Verkauf und bereichert das Team.” 

Bäckerei Newzella: Diversity Management

Tipp: Förderangebote zur Weiterentwicklung nutzen

Damit das Miteinander in aller Vielfalt funktioniert, fördert die Unternehmensleitung die Beschäftigten fachlich und persönlich je nach Bedarf. Dazu gehören Kurse zur Persönlichkeits- und Führungsentwicklung genauso wie Kurse für den respektvollen Umgang miteinander. Nicht nur für Migrantinnen und Migranten gibt es Nachqualifizierungskurse zum Fachverkäufer. Auch weitere Kurse externer Anbieter nutzt die Bäckerei, um ihre Beschäftigten weiterzubilden. Sabine Newrzella folgt dabei der Devise: „Das Angebot bei der Arbeitsagentur, Handwerkskammer, IHK und den Bäckerfachschulen ist sehr breit, und es unterstützt alle. Man muss nur wissen, wo man schaut.“ 

Newrzella ist sehr zufrieden mit dieser Personalstrategie. Dem KOFA erzählte sie bereits vor ein paar Jahren von ihrem Vorgehen. Was sie damals berichtete, sehen Sie hier im Video: 

Rückblick: Guter Kontakt zu Beschäftigten lohnt sich

Vieles, was sie damals angestoßen hatte, hat sich gelohnt. Viele Mitarbeiterinnen haben in der Zwischenzeit Kinder bekommen. Auch während der Elternzeit hielten die Beschäftigten und das Unternehmen den Kontakt, und die Beschäftigten kehrten schnell auf Minijob-Basis oder in Teilzeit zurück. „Regelmäßige Telefonate sind ganz wichtig. Dabei sollte die menschliche, nicht die berufliche Ebene im Fokus stehen. Also die Frage: Wie geht es den Beschäftigten in der Elternzeit“, sagt Newrzella. Und nach der Elternzeit gilt: „Wir versuchen, Beschäftigten mit Kindern Arbeitszeiten zu ermöglichen, die sich so gut wie möglich mit ihrem Elternsein vereinbaren lassen.” Das steigere die Bindung an das Unternehmen enorm. Bei Kolleginnen und Kollegen sorge diese Sonderbehandlung schon mal für Unmut, wenn sie den Eindruck haben, mehr leisten zu müssen. “In solchen Fällen führen wir Gespräche mit den Betroffenen. Da finden wir fast immer eine Lösung”, sagt die Verkaufsleiterin. „Natürlich gibt es ab und zu Mitarbeiter, die nicht so gut zu uns passen, wie wir anfangs gehofft haben. Aber das ist eine kleine Minderheit”, sagt Newrzella.   

Für ihr Engagement für Mitarbeitervielfalt hat die Bäckerei bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. So ist die Bäckerei Preisträger des CSR Jobs Awards 2015 mit dem Titel „Vielfalt gewinnt“. Die Stadt Köln hat dem Unternehmen im selben Jahr und bereits im Jahr 2010 einen Preis für die bunte Durchmischung und das gut funktionierende Miteinander verliehen.

Diversität fördern: Tipps für andere Unternehmen     

Was können andere Unternehmen tun, um mit Diversität genauso erfolgreich zu sein? “Einfach offen sein für alles und in der Belegschaft Werbung dafür machen”, sagt Newrzella. Man werde immer wieder auf Vorurteile stoßen, weil sich ein Teil der Beschäftigten die Zusammenarbeit mit Einzelnen nicht vorstellen könne. Aber, so hat die Erfahrung bei Newzella gezeigt: “Die meisten Vorurteile lassen sich über Gespräche ausräumen.”  

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