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Ausbilder als Lernbegleiter

Ausbilder als Lernbegleiter

Die Arbeitswelt verändert sich in einem hohen Tempo. Durch die Digitalisierung wird der Arbeitsalltag in vielen Bereichen agiler und weniger planbar. Gerade in der Corona-Pandemie ist die Bedeutung der Digitalisierung deutlich geworden. Mit den Veränderungen der Technologien und der Art, wie wir zusammenarbeiten, verändern sich auch die Anforderungen an die Kompetenzen von Mitarbeitenden, Ausbildenden und Auszubildenden.

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Es werden zunehmend Fachkräfte benötigt, die bereits zum Start ihres Berufslebens lernen mitzudenken und Selbstverantwortung zu übernehmen. Aus diesem Grund bildet man heutzutage anders aus. Die Rolle der Ausbildenden als Unterweisende und Fachexpertinnen und -experten ist im Ausbildungsprozess nicht mehr ausreichend. Vielmehr wandelt sich die Rolle vom Ausbildungspersonal hin zu Lernbegleitenden, Coaches und Mentorinnen und Mentoren.

Um diese neue Rolle einzunehmen, ist eine Veränderung der „Haltung“ Voraussetzung. Lernbegleiterinnen und -begleiter verstehen Lernen als selbstständiges Handeln auf Seiten der Auszubildenden. Sie begegnen ihren Azubis auf Augenhöhe und gestalten individuelle Lernprozesse gemeinsam mit ihnen. In der Rolle als Lernbegleitende motivieren Ausbilderinnen und Ausbilder zum selbstgesteuerten Handeln und Entdecken, verstehen Fehler als Chance, stellen Fragen und geben Feedback. Sie bieten bedarfsorientierte Unterstützung an und gestalten Lernumgebungen handlungsorientiert und praxisnah. Im Rahmen des gesamten Lernprozesses sind Lernbegleiterinnen und -begleiter für ihre Azubis als Gesprächspartnerinnen und -partner jederzeit verfügbar und haben ein offenes Ohr für alle Anliegen.

Wie Sie Auszubildende gezielt fördern können, erfahren Sie hier

Herausforderungen für das Ausbildungspersonal

Neben den Megatrends Digitalisierung, Globalisierung und Nachhaltigkeit steht das Ausbildungspersonal vor weiteren Herausforderungen. 

  • Ausbildungsinhalte sind komplexer geworden, neue Inhalte kommen dazu und der Umfang der zu vermittelnden Kompetenzen steigt. 
  • Die Heterogenität der Auszubildenden erfordert es, individuelle Lernaufgaben zu entwickeln und im Blick zu haben, wie Azubis gefördert und gleichzeitig auch gefordert werden können. 
  • Vermehrt verlagert sich das Lernen in der Ausbildung in den digitalen Raum. Die Ausbildenden brauchen also die Fähigkeit, virtuelle Lehr- und Lernszenarien zu entwickeln und zu nutzen.
  • Die Veränderung des Rollenverständnisses hin zu Lernbegleiterinnen und -begleitern bringt mit sich, je nach Situation zu entscheiden, was welcher Auszubildende gerade braucht. Das erfordert Flexibilität und einen didaktischen Methodenmix.

Impuls: An eigene Weiterbildung denken

Zeitliche Belastung und Geschwindigkeit im Ausbildungsprozess deutlich gestiegen

  • Wo sind Ihre eigenen fachlichen Grenzen und Nachholbedarfe in pädagogischer oder didaktischer Hinsicht? Holen Sie sich genau dafür Unterstützung in Form von Weiterbildung, zum Beispiel beim Netzwerk Q 4.0.
  • In den letzten Jahren ist die Geschwindigkeit, mit der Sie sich auf Neuerungen einstellen müssen, gestiegen. Neben der Rolle als Lernbegleitenden steht für viele von Ihnen auf dem Plan, Ausbildungsprozesse zu planen und zu organisieren, sich im Ausbildungsmarketing und der Rekrutierung zu beteiligen und mit der Berufsschule zu kooperieren. Viele Ausbildende sind außerdem in Prüfungsausschüssen aktiv.
  • Die vielfältigen Aufgaben sollten im Unternehmen gesehen, anerkannt und wertgeschätzt werden. Denn vor allem die „nebenberuflichen“ Ausbilderinnen und Ausbilder müssen diese verantwortungsvolle Tätigkeit mit ihren anderen Aufgaben koordinieren.

Ausbildung der Ausbilderinnen und Ausbilder

Voraussetzung für die Ausübung der Tätigkeit als Ausbilderin und Ausbilder ist die „Ausbildung der Ausbilder“ (AdA) nach der Ausbildereignungsverordnung (AEVO). In der Fortbildung zur Meisterin oder zum Meister in Handwerk oder Industrie ist sie integriert, ansonsten gibt es entsprechende Vorbereitungskurse der Weiterbildungseinrichtungen.
Aber wird die AEVO der veränderten Rolle der Ausbildenden überhaupt noch gerecht?
Aktuell erschienen ist dazu eine Kurzstudie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) mit der Fragestellung, ob und wie sich die „Ausbildung der Ausbilder“ bzw. AEVO verändern sollte.
Die Befragten wünschen sich unter anderem über die AEVO (=Mindestqualifikation für das betriebliche Ausbildungspersonal) hinausgehende Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. 
Neben der Fortbildung zum „Berufspädagogen“ oder „Aus- und Weiterbildungspädagogen“ gibt es Weiterbildungsangebote, zum Beispiel die des NETZWERKS Q 4.0 zur „Ausbildung im digitalen Wandel“. 
Das NETZWERK Q 4.0 hat ebenfalls eine Studie zum Weiterbildungsbedarf des Ausbildungspersonals herausgegeben. Inhaltlich wünschen sich die Befragten eine Modernisierung der AEVO. Vor allem die Themenbereiche Digitalisierung und Nachhaltigkeit wurden als besonders wichtig eingeschätzt. Im Bereich „Durchführung der Ausbildung“ sollten die Themen Kommunikation, Feedback und Heterogenität der Azubis mehr Beachtung finden.

Die Ergebnisse der Befragung von Ausbildenden und Berufsschullehrkräften finden Sie hier.

Welche Kompetenzen brauchen Ausbildende als Lernbegleiter?

In der beruflichen Bildung befindet sich das Ausbildungspersonal in einem Spannungsfeld zwischen sozialer Integration und Qualifizierung. Neben der Fachkompetenz und dem Wissen über digitale Technologien, digitale Lernmedien und deren Einsatzmöglichkeiten, braucht es eine Menge Sozialkompetenz. Ganz weit oben in der „Kompetenzpyramide“ steht die Kommunikationsfähigkeit:

Tipps für eine (wertschätzende) Kommunikation in der Lernbegleitung

Diese Punkte sollten Sie beherzigen:

  • Sich Zeit nehmen, gut zuhören, sachlich kommunizieren
  • Bedürfnisse der Azubis wahrnehmen
  • Unterschiedliche Sichtweisen und Handlungen akzeptieren
  • Azubis als Erwachsene ansprechen, keine „Verniedlichungen“
  • Die eigene Körpersprache, Gestik und Mimik wahrnehmen

Nehmen Sie Ihre Azubis ernst und auch wenn Sie es besser wissen, sagen oder tun Sie an der richtigen Stelle auch mal nichts. Versuche Sie zusätzlich, sich selbst im Gespräch mit den Azubis zu reflektieren und stellen Sie sich diese Fragen:

  • Beobachtung - Was nehme ich wahr?
  • Gefühl – Wie geht es mir?
  • Bedürfnisse – Was brauche ich?
  • Handlung/ Bitte – Was ist mir wichtig?

Gesprächsführung in der Lernbegleitung

In Präsenz und auch im virtuellen Raum gilt: Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Gespräche mit den Azubis und wählen Sie einen geeigneten Ort. Versuchen Sie, ungestört zu sein und zeigen Sie Interesse, Mitgefühl und Empathie. So entwickelt sich Vertrauen. Bleiben Sie dabei positiv in Ihrer Grundeinstellung zum Azubi.

  • Gesprächsvorbereitung – Zeit, Ort wählen, Azubi einladen, Ziel des Gesprächs festlegen
  • Durchführung: für entspannte Atmosphäre sorgen, wertschätzende Haltung einnehmen, Gespräch strukturieren, Fragen zulassen, gemeinsame Lösungsfindung
  • Begrüßung/ Einstieg – mit etwas Positivem beginnen, Thema/ Grund des Gesprächs benennen
  • Hauptteil/ Inhalt – sachlich bleiben, Kritik konstruktiv äußern, persönliche Wahrnehmung benennen (Ich schätze es so ein, dass…./ Mir ist aufgefallen, dass….)
  • Abschluss/ Ausstieg – wichtige Punkte schriftlich festhalten, zusammenfassen, nächste Schritte formulieren (evtl. Ziele/ Teilziele festlegen), positiven Ausblick geben (Ich freue mich, wenn….)
  • Nachbereitung – Gesprächsprotokoll anfertigen, Ergebnisse auch dem Azubi zukommen lassen, evtl. Folgetermin vereinbaren

Im Gespräch ist die richtige Fragetechnik das A und O. Versuchen Sie nach Möglichkeit, viele offene Fragen („W…-Fragen) zu stellen und lassen Sie den Azubis zu Wort kommen. Damit aktivieren und motivieren Sie, können gleichzeitig den Wissensstand ermitteln und beugen Missverständnissen vor. Fassen Sie zwischendurch das Gehörte zusammen und bleiben Sie geduldig und empathisch.

Wie gehe ich mit schwierigen Azubis um? 

Wenn sie häufiger bei Ihrem Azubi Lern- oder Verhaltensauffälligkeiten feststellen, sollten Sie das zeitnah ansprechen. Versuchen Sie:

  • Sich Zeit zu nehmen und aktiv zuzuhören
  • Die Selbstreflektion des Azubis anzuregen und Impulse für neue Perspektiven zu geben
  • Konkrete Beispiele für eventuelles Fehlverhalten zu nennen
  • Gemeinsam die möglichen Ursachen zu finden
  • Zu überlegen, ob und wie etwas geändert werden könnte
  • Konsequenzen aufzuzeigen (z.B. arbeitsrechtlich: Ermahnung, Abmahnung)
  • Ergebnisse des Gesprächs schriftlich festzuhalten
  • Verbündete zu finden (Lehrer der Berufsschule, JAV, Mit-Azubis, evtl. Eltern)
  • Ihre Grenzen zu erkennen (Hilfe/ Unterstützung anbieten, Kontakt zu Beratungsstellen herstellen)

Wie Sie soziale Kompetenzen Ihrer Azubis fördern können, erfahren Sie auf unserer Themenseite "Soziale Kompetenz".

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