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Digitale Kompetenzen in altersgemischten Teams

Digitale Kompetenzen in altersgemischten Teams

Seit etwa zehn Jahren beschäftigt sich der Anlagenbauer Münstermann aus Telgte mit dem Thema Digitalisierung. Die Firma setzt vor allem auf altersgemischte Teams – und macht damit gute Erfahrungen.

Wie gelingt die Digitalisierung im Unternehmen? Und wie fördern Arbeitgeber die Digitalkompetenzen älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Im Interview mit dem KOFA gibt Magdalena Münstermann, Prokuristin der Firma Münstermann GmbH & Co.KG, Antworten auf diese Fragen

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Frau Münstermann, wann hat Ihr Unternehmen die ersten Erfahrungen mit Digitalisierung gemacht?

Münstermann: Das war ein schrittweiser Prozess. Wir bauen Spezialanlagen für Kunden im In- und Ausland. Wir müssen also auf individuelle Kundenwünsche reagieren. Und wenn unsere Kunden digitales Know-how einfordern, stellen wir uns dieser Herausforderung. Das bedeutet dann möglicherweise auch, neue Wege zu gehen.

Wie muss man sich digitales Arbeiten bei Ihnen vorstellen?

Münstermann: Einer unserer Kunden hat uns zum Beispiel vor einigen Jahren vor die Wahl gestellt: Entweder ihr präsentiert eure Entwürfe am Computer dreidimensional – oder wir vergeben den Auftrag anderweitig. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir ausschließlich mit zweidimensionalen Zeichnungen gearbeitet.

Wir haben als Firma überlegt, ob wir uns diese Form des digitalen Arbeitens mit unseren Leuten zutrauen. Wie mussten uns fortbilden, weiterentwickeln. Das Projekt hat uns viel Energie gekostet. Aber im Rückblick muss man sagen: Unsere Mitarbeiter haben sich durchgebissen und es war total wichtig, dass wir den Kundenwünschen gefolgt sind. Heute sind dreidimensionale Entwürfe bei uns eine Selbstverständlichkeit. Und wir sind auf diesem Gebiet konkurrenzfähig.

Digitales Wissen fällt ja nicht vom Himmel. Wie verankern Sie das in der Belegschaft?

Münstermann: Tatsächlich bringen die jungen Mitarbeiter, die von den Schulen in die Ausbildung oder von den Hochschulen kommen, schon eine Menge mit. Sie kennen bestimmte Computerprogramme. Und sie sind natürlich mit den digitalen Medien aufgewachsen und haben keine Berührungsängste.

Wir ermutigen die jungen Mitarbeiter, ihr Wissen von Anfang an einzubringen. Ganz egal ob sie noch in der Ausbildung oder Berufsanfänger sind. Und wir stellen ganz gezielt altersgemischte Teams zusammen. Wenn wir ein neues Projekt starten, diskutieren erst mal alle miteinander: Wie gehen wir das an? Was ist die beste Lösung? Die älteren Mitarbeiter bringen ihr Erfahrungswissen ein. Die Jüngeren haben häufig Ideen für digitale Lösungen.

Wenn Sie so eine Diskussion bei uns beobachten, ist es wirklich ganz schwer zu beurteilen, wie die Hierarchien verteilt sind. Und darauf legen wir auch Wert. Jung und Alt sind aufgefordert, zum Projekt bestmöglich beizutragen – ganz egal ob sie Chef oder Azubi sind. Und in so einem Klima können eben alle voneinander lernen und miteinander neue Ideen entwickeln.

Kommen denn gerade die älteren Kollegen mit diesen flachen Hierarchien zurecht?

Münstermann: Doch, das geht. Uns ist wichtig, dass Zusammenarbeit keine Einbahnstraße ist, sondern dass Jung und Alt wirklich voneinander profitieren. Die Alten teilen ihre Routine und ihren Erfahrungsschatz, die Jungen bringen Innovationen ein.

Aber natürlich gehört zu so einer Zusammenarbeit auch Vertrauen. Die Fähigkeit, offen miteinander zu sprechen. Und auch die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Das sind Dinge, die man mit guter Personalarbeit innerhalb der Belegschaft fördern kann.

Wie machen Sie das?

Münstermann: Nicht nur innerbetrieblich sondern auch über den Betrieb hinaus versuchen wir interessante Impulse für lebenslanges Lernen zu nutzen. Zum Beispiel finanzieren wir jedem Auszubildenden einen Auslandsaufenthalt. Jetzt werden Sie fragen: Was hat das mit Digitalisierung zu tun? – Vordergründig vielleicht wenig: Aber unsere Mitarbeiter lernen im Ausland, offen für Neues zu sein. Für eine neue Sprache, für eine neue Kultur, für neue Arbeitsweisen. Wer die Erfahrung macht, in solchen Situationen zu bestehen, wird hoffentlich auch Zuhause einen offenen Geist pflegen – und somit auch bereit für immer neue Anforderungen der Digitalisierung sein.

Glauben Sie, dass wir neue Ausbildungsberufe brauchen, um die Digitalisierung zu meistern?

Münstermann: Nein, wir müssen das Thema stattdessen in die bisherigen Ausbildungen integrieren.
In vielen Bereichen im Handwerk ist man schon lange auf einem sehr guten Weg. Digitalisierung gehört da bereits zum Alltag und ist Bestandteil einer fundierten Ausbildung. Nehmen wir zum Beispiel den Beruf Metallbauer. Den Beruf kann ich wie vor zwanzig Jahren ausbilden. Dann schweißen die Jugendlichen und bohren mit der Bohrmaschine die Löcher. Die Azubis können in der Konstruktion aber auch von Anfang an digital arbeiten, sie können Maschinen automatisch ansteuern und über Laserschneidemaschinen Dinge abwickeln, die früher ganz viel Zeit gekostet haben. Statt immer neue Ausbildungsgänge zu erfinden, sollten wir die bestehenden lieber modernisieren und anpassen.

Welche Vorteile hat Ihr Betrieb von einer zunehmenden Digitalisierung?

Münstermann: Als Sonderanlagenbauer sind wir weltweit unterwegs. Unsere Mitarbeiter sind in der Vergangenheit viel gereist, zum Beispiel um die Anlagen zu warten. Mittlerweile spielt die Fernwartung von Maschinen bei uns eine große Rolle. Gleichzeitig nimmt die Möglichkeit von Webkonferenzen mit dem Kunden zu. Technische Probleme können online gelöst werden. Aber auch Produktionsprozesse können durch Digitalisierung vereinfacht werden. Das sind tolle Voraussetzungen, um Kosten zu sparen und im Wettbewerb bestehen zu können. Digitalisierung hat aber nur dann Vorteile, wenn unsere Mitarbeiter sich den neuen Herausforderungen stellen können und dürfen. Neben guter technischer Ausstattung spielt dabei ein vertrauensvolles Miteinander eine wichtige Rolle.

Wir danken Frau Münstermann für das Gespräch.

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