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Flexibles Arbeiten am Bau ermöglichen

Flexibles Arbeiten am Bau ermöglichen


Zuletzt aktualisiert: 27. November 2023

Flexibel Arbeiten am Bau: Das Unternehmen Krieger + Schramm zeigt, wie man die Wünsche der Beschäftigten nach flexiblem Arbeiten berücksichtigt.

Auf Baustellen ist es deutlich schwieriger als im Büro, flexibles Arbeiten zu ermöglichen. Doch das Bauunternehmen Krieger + Schramm zeigt, wie man die Wünsche der Beschäftigten auch hier berücksichtigen kann.

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Die Fünf-Tage-Woche ist für die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter bei Krieger + Schramm längst abgeschafft. Vier Tage sind sie in der Regel unterwegs auf Montage, dann folgen drei Tage Wochenende. Und das ist nicht der einzige Vorteil, den das Unternehmen mit rund 135 Beschäftigten mit Hauptsitz im thüringischen Dingelstädt bietet. „Die einzelnen Teams können ganz flexibel entscheiden, wann sie die Arbeit erledigen“, sagt Personalleiter Michael Fuhlrott.

Das heißt: In einer Woche können sie von montags bis donnerstags arbeiten, in einer anderen bei Bedarf von Dienstag bis Freitag. Hat eine Person einen Arzttermin oder muss sich um die Familie kümmern, kann sie den Tag zu Hause bleiben und wird für den Rest der Woche auf einer passenden Baustelle eingesetzt. „Wir wollen möglichst wenig zeitliche Vorgaben von oben machen“, sagt Fuhlrott. „Solange die Teams im Zeitplan bleiben, können sie sich die Arbeit frei einteilen. Die Poliere haben das letzte Wort und entscheiden in Absprache mit ihren Leuten.“

Krieger + Schramm stellt sich damit einer Herausforderung, die Bauunternehmen im ganzen Land umtreibt: Flexibilität auch den Beschäftigten zu ermöglichen, die nicht im Homeoffice arbeiten können. Das ist nötig, denn Fachkräfte zu finden und zu binden wird für die Branche immer schwieriger. „Es gibt ohnehin immer weniger Fachkräfte, und noch weniger, die auf Montage wollen“, sagt Fuhlrott.

3 Tipps zu Flexiblen Arbeitszeiten

Zu sehen ist Michael Fuhlrott, Personalleiter bei Krieger + Schramm

1. Individuelle Lösungen suchen: Statt starrer Vorgaben für alle zu machen, lohnt es, einzelne Teams entscheiden zu lassen, zu welchen Zeiten sie arbeiten möchten. Solange der Projektplan erfüllt wird, kann die jeweilige Führungskraft die Arbeitszeit in Absprache mit den Mitarbeitenden variieren.

2. Viel kommunizieren: Damit alle vom flexiblen Arbeiten profitieren, sollten sich gerade Führungskräfte immer wieder mit den Beschäftigten austauschen. Neben den alltäglichen Gesprächen braucht es offizielle Termine, wie etwa Jahresgespräche und Mitarbeitendenbefragungen in der ganzen Belegschaft.

3. Für Ausgleich sorgen: Einzelne Beschäftigte sollten nicht dauerhaft bevorzugt werden. Denn das kann schnell zu Neid führen. Im Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen können Führungskräfte klarmachen, dass sie auf Ausgleich bedacht sind und beim nächsten Mal jemand anderes profitiert.  

Michael FuhlrottPersonalleiter bei Krieger + Schramm

Wünsche der Beschäftigten ermitteln und berücksichtigen

Am wichtigsten ist laut dem Personalleiter: mit den Beschäftigten sprechen und ihre Bedürfnisse kennen. Neben den Jahresgesprächen findet im Zwei-Jahres-Rhythmus eine anonyme Mitarbeitendenbefragung statt. Zudem gibt es alle zwei Monate die sogenannte Polierversammlung, bei der das Führungspersonal der Baustellen bespricht, welche Probleme die Teams umtreiben und wie sie sich lösen lassen. „In unserer Branche kommen die Leute nicht mit jedem Wehwechen um die Ecke. Aber wir wollen wissen, wenn sie nicht 100 Prozent zufrieden sind – und das dann ändern“, sagt Fuhlrott. „Dafür muss man bereit sein, viel zu kommunizieren und Geld zu investieren.“

Das bringt auch überraschende Erkenntnisse. Zum Beispiel, dass ein kleiner Teil der Beschäftigten lieber fünf statt vier Tage arbeiten will – nämlich Väter, die dann jeden Abend nach Hause fahren und Zeit mit der Familie verbringen können. Auch diese Flexibilität ermöglicht das Unternehmen auf Baustellen, wo die Fahrzeiten überschaubar sind.

Firmeneigene Wohnungen stellen

Für die Mitarbeitenden auf Montage wiederum bietet Krieger + Schramm firmeneigene Mietwohnungen an. Die Baustellen sind häufig in den gleichen Regionen, sodass rund 90 Prozent der Übernachtungen in diesen Wohnungen möglich sind. Statt in einem Pensionszimmer leben die Beschäftigten dann in einer Wohnung mit mehreren Einzelschlafzimmern, Küche, Wohnzimmer und zwei Bädern. „Das ist ein großer Vorteil, denn in Pensionen sind die Möbel oft weniger hochwertig und man muss am Ende der Woche das Zimmer räumen“, erklärt Fuhlrott. In den firmeneigenen Wohnungen hingegen können die Beschäftigten ihre Sachen übers Wochenende lassen, und sie haben nach Feierabend Gesellschaft.

Auch individuelle Lösungen sind möglich, wie kürzlich etwa für einen werdenden Vater. „Es war noch eine Woche bis zum Geburtstermin, und der Kollege machte sich Sorgen, ob er wohl die Geburt verpasst, weil er auf Montage ist“, sagt Fuhlrott. „Da haben wir ihm ein eigenes Auto gestellt, mit er dann unabhängig von den Kollegen war und rechtzeitig nach Hause fahren konnte.“ Umgekehrt sind die Beschäftigten auch bereit, mal länger zu arbeiten, falls besondere Aufgaben anstehen – etwa weil Beton oder Stahl für die Baustelle geliefert werden.

Neiddebatten verhindern

Der Personalleiter ist überzeugt, dass diese Flexibilität dem Unternehmen hilft, Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen. Viele Mitarbeitende blieben 15 Jahre und länger im Betrieb, sagt er. Jedes Jahr stelle das Unternehmen einen neuen Auszubildenden ein. „Natürlich ist es auch schon mal herausfordernd, die Wünsche der Beschäftigten mit denen des Unternehmens zu vereinbaren. Aber das nehmen wir gerne auf uns“, sagt Fuhlrott. „Das wird von den Mitarbeitenden gut angenommen und wertgeschätzt.“

Wichtig ist dabei aus seiner Sicht, Neiddebatten entgegenzuwirken. „Wenn jemand zeitweise ein Auto gestellt bekommt oder ähnliche Vorteile hat, stößt das bei anderen Kolleginnen und Kollegen mitunter auf Unmut. Sie fühlen sich benachteiligt“, sagt Fuhlrott. Doch auch hier helfe, viel miteinander zu reden. „Im Gespräch können wir dann klarmachen, warum eine Besserstellung nötig ist – und bei einer künftigen Baustelle wieder jemand anders profitiert. Wir sorgen dafür, dass jeder die Hintergründe von einzelnen Entscheidungen versteht.” Das große Ganze steht dabei stets im Vordergrund. “Wenn wir es schaffen, dies zu vermitteln, lassen sich Unmut und Neid vermeiden.”

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