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Mit passgenauer Besetzung zum Friseur-Ausbildungsplatz

Mit passgenauer Besetzung zum Friseur-Ausbildungsplatz

Wie finden Auszubildende und Betriebe zueinander? Das Projekt Passgenaue Besetzung hilft. Auch Eileen Schmitt hat über das Vermittlungsangebot der Handwerkskammer eine neue Ausbildungsstelle gefunden.

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Es nahm nicht mehr Zeit in Anspruch als es ein typischer Haarschnitt tut, bis Eileen Schmitt ihre neue Ausbildungsstelle gefunden hatte: Von dem Zeitpunkt, da die Mutter der 17-Jährigen zum Telefon griff und sich mit der Bitte um Unterstützung an die Handwerkskammer Unterfranken in Schweinfurt wandte bis zur Zusage zum Probearbeiten im Schweinfurter Friseursalon Hairline-Team dauerte es etwa eine halbe Stunde. Drei Wochen später startete Eileen Schmitt dann ganz offiziell ihre Ausbildung im Betrieb und arbeitet seit zwei Wochen fest im Laden mit. 

Eileen Schmitt hatte zuvor ihre Ausbildung zur Friseurin in einem anderen Betrieb begonnen. „Dort passte es aber einfach nicht“, erinnert sich die Auszubildende. Die Chemie stimmte nicht – ein Abbruch der Ausbildung drohte. „Ich wollte die Ausbildung an sich aber nie abbrechen“, so Eileen Schmitt. Der Job selbst machte ihr weiterhin Spaß, und in einem anderen Bereich wieder ganz von vorne anfangen wollte sie auch nicht. Deshalb bat sie bei der Handwerkskammer um Hilfe. Innerhalb von 30 Minuten hatte sie eine neue Stelle für ihr zweites Ausbildungsjahr in Aussicht.  

Wie unterstützt die Beraterin KMU?

Erna Kleinhenz ist die Person, die in diesen 30 Minuten zwischen Anfrage und Vermittlung im Einsatz war. Erna Kleinhenz ist Passgenaue Beraterin bei der Handwerkskammer und hilft Betrieben und jungen Menschen wie Eileen Schmitt zueinanderzufinden. Sie unterstützt Betriebe bereits seit 2016 bei ihrer Suche nach Fachkräften – zunächst als Willkommenslotsin, seit Februar 2020 als Passgenaue Beraterin im Projekt „Passgenaue Besetzung – Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen bei der passgenauen Besetzung von Ausbildungsplätzen sowie bei der Integration von ausländischen Fachkräften“. Das Programm wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und den Europäischen Sozialfonds gefördert.  

Betriebe, die noch freie Stellen zu füllen haben, können auf die Passgenaue Beraterin zukommen. Als eine von zwei Beratenden der Passgenauen Besetzung in der Region Unterfranken berät und betreut Erna Kleinhenz die Unternehmen dann bei der Suche: Sie erstellt mit dem Betrieb Bewerberprofile und Stellenanzeigen, sucht Bewerber in ihrem Netzwerk aus Arbeitsagentur, Jobcentern, Schulen und Schulprojekten, Bildungsträgern und sozialen Einrichtungen. Auswahlkriterien für geeignete Bewerberinnen und Bewerber sind dabei die nötigen schulischen Voraussetzungen, aber auch die Nähe des Betriebs zum Wohnort der Kandidaten und die Erreichbarkeit per ÖPNV. „Bei Auswahlgesprächen schätze ich dann die Fähig- und Fertigkeiten der Jugendlichen ein, treffe eine Vorauswahl geeigneter Bewerber und unterbreite dem Betrieb einen möglichst passgenauen Vorschlag“, erklärt Erna Kleinhenz, und weiter: „Wir Berater der Passgenauen Besetzung sind die erweiterte Personalabteilung der Betriebe, die sich mit einem wachen Auge auf dem Ausbildungsmarkt umsieht, Hilfestellung gibt und Kontakte im umfangreichen regionalen Netzwerk herstellt.“ Ohne diese Unterstützung würden Bewerber und Betrieb häufig nicht den Weg zueinander finden. 

Der Betrieb muss die Voraussetzungen eines KMU erfüllen und eine entsprechende Erklärung vorweisen – also weniger als 250 Mitarbeiter und eine Jahresbilanzsumme von höchstens 43 Millionen Euro haben. Ansonsten braucht es nicht viel, um als Betrieb erfolgreich mit Passgenauen Beratern zusammenzuarbeiten. „Wenn ein Unternehmen offen und vor allem für den Auszubildenden erreichbar ist, ist schon eine große Hürde genommen.“ 

Gewinn für Azubis und Unternehmen

In den vergangenen Jahren hat Erna Kleinhenz in der Region Unterfranken ein großes Netzwerk bei Betrieben, Schulen und Ämtern aufgebaut. Das hat auch bei der Vermittlung von Eileen Schmitt geholfen. „Daher kannte ich die Inhaberin des Hairline-Team-Salons, Isolde Rath, und wusste auch, dass sie auf der Suche nach einer neuen Auszubildenden war“, erzählt Erna Kleinhenz. Nach der Anfrage von Eileen Schmitt rief sie sofort bei Isolde Rath an, die direkt für das Probearbeiten zusagte. „Wenn es so unkompliziert funktioniert, macht's natürlich richtig Spaß. Am Ende stehen dann alle Beteiligten als Gewinner da.“ 

Zu den Gewinnern gehören vor allem auch die Betriebe des Handwerks, für die die Unterstützung der Passgenauen Beratenden immer wichtiger wird. Im gesamten Handwerk fällt es vielerorts schwer, passende Fachkräfte und Auszubildende zu finden. Viele Stellen bleiben deshalb unbesetzt. „Die Suche nach Auszubildenden ist in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden“, stellt auch Hairline-Team-Chefin Isolde Rath fest. Zwar schwanke die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber von Jahr zu Jahr, generell gehe der Trend aber bergab. „Abiturienten wollen heutzutage alle studieren, eine Ausbildung zieht von ihnen kaum noch jemand in Betracht.“ Deshalb ist der Pool an Interessentinnen und Interessenten kleiner geworden und beschränkt sich größtenteils auf junge Menschen ohne Hochschulzulassung. „Wir suchen meistens über das Arbeitsamt nach Auszubildenden – oder wir bekommen eben einen Anruf von Frau Kleinhenz.“  

Wie im Fall von Eileen Schmitt und dem Hairline-Team meldet sich die Passgenaue Beraterin auch gelegentlich aus dem Blauen heraus bei Betrieben, wenn sie potenzielle neue Mitarbeiter in ihrem Netzwerk gefunden hat. Denn häufig kommen Kandidatinnen und Kandidaten von sich aus auf sie zu und bitten um Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Gelegentlich muss sie die jungen Leute auch bremsen, wenn sie unrealistische Erwartungen haben. Sie gibt ihnen Tipps, mit welchen weiteren Qualifikationen sie ihre Wunschstelle möglicherweise doch erreichen können und motiviert sie bei der Suche – wie etwa bei Eileen Schmitt, die der drohende Ausbildungsabbruch entmutigt hat. „In solchen Fällen ist unter anderem die Unterstützung zuhause wichtig“, so Erna Kleinhenz. „Es hilft sehr, wenn die Eltern ihre Kinder ein wenig anschieben.“ Dann kann es mit dem Finden einer passenden Stelle klappen. 

Die Chemie muss stimmen

Eine Vermittlungsgarantie gibt es allerdings nicht.  Ein Stichwort, das sowohl Erna Kleinhenz als auch Eileen Schmitt und Isolde Rath immer wieder benutzen, ist „Chemie“. „Die muss am Ende einfach stimmen, damit es zu einer erfolgreichen Vermittlung kommt“, so Erna Kleinhenz. Dem stimmt Betriebsleiterin Isolde Rath zu. Noten und Zeugnisse seien ihr weniger wichtig als zu sehen, dass jemand seine Arbeit aufmerksam und gewissenhaft erledigt. „Ob jemand geeignet ist, merke ich immer erst durch mein Bauchgefühl, das beim persönlichen Treffen und Probearbeiten entsteht.“ Chemie eben.

Die stimmt zwischen Eileen Schmitt und dem Hairline-Team. „Ich wurde sehr gut aufgenommen, habe mich schnell eingelebt und fühle mich sehr wohl“, so die junge Auszubildende. Isolde Rath ist froh, eine gute Auszubildende gefunden zu haben. Eileen Schmitt ist zufrieden, dass sie ihre Friseurausbildung nun doch noch in einem Umfeld, in dem sie glücklich ist, weitermachen kann. Aktuell lernt sie die Abläufe im Salon kennen, hilft bei der Vorbereitung der Kunden, dem Ordnung halten im Laden und trainiert das Schneiden am Übungskopf. Demnächst übt sie an echten Menschen, erzählt Eileen Schmitt: „Meine Mutter hat sich bereit erklärt, in den Laden zu kommen und sich als Testmodell von mir die Haare schneiden zu lassen.“  

Dank der Passgenauen Besetzung durch Erna Kleinhenz wird sie für den Schnitt vermutlich länger brauchen als für das Finden ihrer neuen Ausbildungsstelle. 

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