Kommunikation als wichtige Basis für die Einführung flexibler Arbeitszeiten
Die Prokuristin trägt gemeinsam mit den Geschäftsführern der ise GmbH die Verantwortung für inzwischen 124 Mitarbeiter. Vom Auszubildenden bis zur Geschäftsleitung duzen sich alle. Das ist schön, wenn die Stimmung gut ist – und schmerzhaft, wenn Trennungen unvermeidlich werden. So wie 2004, als plötzlich die Aufträge fehlten. „Ich denke, wir haben in dieser Krisen-Zeit gelernt, wie wichtig eine vertrauensvolle Kommunikation in einem Unternehmen ist“, sagt Cyriacks-Schmitt. „Und Kommunikation geht bei uns immer in beide Richtungen – von der Geschäftsführung in Richtung Mitarbeiter, aber auch umgekehrt.“
Forderung nach flexiblen Arbeitszeiten
Die Durchführung sogenannter „Zukunftsworkshops“ diente als Initialzündung für eine offene und gelebte Dialogkultur im Unternehmen. Die Workshops gaben damals allen interessierten Mitarbeitern die Möglichkeit mit der Geschäftsführung über den zukünftigen Kurs der Firma, Innovationen und die Organisation der Arbeit zu sprechen. Die Forderung nach flexiblen Arbeitszeiten kam von den Mitarbeitenden „Es war gleich der erste Wunsch, den die Mitarbeiter in den Zukunftsworkshop eingebracht haben“, erinnert sich Cyriacks-Schmitt. „Vor allem unter unseren Programmierern gab es das Bedürfnis, die Regelarbeitszeit flexibler zu gestalten. Dieses Anliegen haben wir ernst genommen.“
Mittlerweile hat das Unternehmen die Zukunftsworkshops durch andere Formate ersetzt, der Austausch zwischen Führungsebene und Belegschaft ist aber weiterhin rege: Jedes Jahr gibt es intensive Mitarbeiterfeedback-Gespräche und die Personalabteilung wurde erweitert, um noch näher an den Bedarfen der Mitarbeitenden dran zu sein. „Es ist als Geschäftsleitung unsere Grundpolitik, immer sehr viel zu kommunizieren und für jeden Mitarbeitenden jederzeit ein offenes Ohr zu haben“, sagt Cyriacks-Schmitt.
Homeoffice und Kind-Krank-Tage
Durch den regelmäßigen Austausch zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen sind flexible Arbeitszeitenmodelle entstanden, von denen alle Seiten profitieren. Die Mitarbeitenden können einen Tag in der Woche im Homeoffice oder an einem anderen Ort mobil arbeiten. Geleistete Überstunden dürfen sechs Mal im Jahr für einen freien Tag genutzt werden. Außerdem stehen jedem Mitarbeitenden im Krankheitsfall der Kinder fünf sogenannte „Kind-Krank-Tage“ pro Jahr zur Verfügung. An diesen Tagen können sich die Mitarbeitenden ohne Krankschreibung bei voller Bezahlung um das kranke Kind kümmern. Vergleichbar mit den Kind-Krank-Tagen bietet das Unternehmen drei „Pflege-Akut-Tage“ an. „Unsere Mitarbeitenden sollen unbürokratisch den Fokus auf die neuen Anforderungen eines pflegebedürftigen Familienmitglieds legen können“, erklärt Cyriacks-Schmitt.
Zusätzlich zur Regelarbeitszeit hat das Unternehmen eine Kernarbeitszeit von 11 bis 14 Uhr definiert. Die Regelarbeitszeit wurde freitags von 9 bis 14 Uhr reduziert. Die Randzeiten außerhalb der Kernarbeitszeit sorgen für mehr Flexibilität. Die Mitarbeiter müssen sich nur im Team abstimmen, wenn sie aus bestimmten Gründen z. B. erst um 11 Uhr zur Arbeit kommen können.
Die Firma wollte die neue Regelung zunächst ein halbes Jahr ausprobieren – heute existiert sie immer noch. Glaubt man dem Instrument der Mitarbeiterbefragung ist die Zufriedenheit im Unternehmen seit der Einführung flexiblerer Arbeitszeiten weiter gestiegen. 2018 erhielt die ise GmbH außerdem den „Olly“-Preis der Stadt Oldenburg als besonders familienfreundliches Unternehmen.
Arbeitszeiten werden im Team abgesprochen
Dustin Polke ist Programmierer bei der ise GmbH. Er war keiner von denen, die sich ursprünglich die flexiblen Arbeitszeiten gewünscht haben. Aber er ist heute einer von denen, die sie als Glück empfinden. „Es ist vieles einfacher geworden“, sagt der 42-Jährige. „Vor dieser Regelung mussten wir eine offizielle Anfrage bei der Geschäftsführung stellen, wenn sich zum Beispiel der Handwerker für zuhause angekündigt hatte. Heute sage ich meinem Team Bescheid – und die fehlenden Stunden hole ich an einem anderen Tag nach.“ Im Team von Dustin Polke arbeiten ausschließlich Männer. Und sie nutzen die flexible Regelung nicht nur, wenn der Handwerker kommt. Mal ist es der Arzttermin, mal wird beim Umzug geholfen, mal beginnt das Sport-Turnier schon am Nachmittag. Der dreifache Vater nutzt die Flexibilität meist, um am Familienleben teilhaben zu können. „Mir ist es wichtig, an besonderen Tagen wie etwa dem Kindergartenabschluss oder der Einschulung meiner Kinder dabei zu sein“, sagt Polke.
Individuelle Arbeitszeiten ermöglichen
Den Spagat zwischen Beruf und Familie kennt Cyriacks-Schmitt aus eigener Erfahrung. Vermutlich hat sich schon deshalb in den Mitarbeiterteams rumgesprochen, dass die Geschäftsleitung auch für individuelle Lösungen bei der Arbeitszeitgestaltung ein offenes Ohr hat. „Als ich hier angefangen habe, hatte ich bereits Kinder. Ich habe halbtags gearbeitet und hatte zusätzlich einen Arbeitsplatz zuhause, um von dort flexibel agieren zu können, wenn mal z. B. eines der Kinder krank war – ich lebe vor, dass solche Modelle funktionieren
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