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Transkript: Folge 97

KOFA auf dem Sofa kompakt: Fachkräftesuche im ländlichen Raum – Was KMU wissen sollten

Intro: KOFA auf dem Sofa. Fachleute für Fachkräfte. Ein Podcast für bessere Personalarbeit im Mittelstand. Mit Sibylle Stippler und Cliff Lehnen.

Cliff: Liebe Freundinnen und Freunde der gepflegten Personalarbeit, es ist wieder Zeit für ein Plätzchen, für ein kleines Päuschen auf dem KOFA-Sofa. Mein Name ist Cliff Lehnen und üblicherweise ist an meiner Seite die geschätzte Sibylle Stippler, die allerdings heute verhindert ist. Wir grüßen Sie recht herzlich von hier, von diesem prominenten Plätzchen. Und ich hab natürlich das Glück, hier nicht alleine sitzen zu müssen, denn auch heute ist an meiner Seite ein Experte, der uns aktuelles Wissen mitgebracht hat. Dieser Experte hört auf den Namen Jurek Tiedemann. Jurek ist Economist für Fachkräftesicherung, er ist seit 2022 Teil des Instituts der Deutschen Wirtschaft und kümmert sich im KOFA insbesondere um die Themen Arbeitsmarkt, Ausbildung, berufliche Qualifizierung und natürlich das Wort, was uns hier alle umtreibt: Fachkräftesicherung. Lieber Jurek, herzlich Willkommen hier auf dem KOFA-Sofa.

Jurek: Vielen Dank für die Einladung aufs sehr bequeme KOFA-Sofa.

Cliff: Schön, dass du bei uns bist. Ich freue mich sehr. Und du hast uns ja heute ein paar Erkenntnisse zur Fachkräftegewinnung im ländlichen Raum, also jenseits der urbanen Zentren, jenseits der Städte, wo eh alle jungen Leute insbesondere hinwollen, mitgebracht. Und ich bin total gespannt. Wollen wir direkt mal reingehen in den Rahmen der Studie?

Jurek: Sehr gerne.

Einspieler: Worum geht es?

Jurek: Wir gucken uns ja regelmäßig die Fachkräftesituation in verschiedenen Berufen an. Und jetzt sind wir mal hingegangen und haben uns zum Ziel gesetzt, mal ein bisschen näher in die Raumtypen zu gucken, die es so gibt. Also wir haben ja Bundesländer. Wir haben Nord, Süd, Ost, West. Aber was wir in Deutschland eben auch haben, ist eine ganz durchmischte Mischung aus Stadt und Land. Und das haben wir uns mal im Rahmen von der Studie angeguckt: den ländlichen Raum und die Fachkräftesicherung im ländlichen Raum. Dazu haben wir alle Regionen, die es in Deutschland gibt, eingeteilt in einen von vier Typen. Einmal sind es die großen Städte, die wir in Deutschland haben, also Hamburg, Berlin, München und natürlich auch Köln. Dann haben wir städtisch geprägte Regionen wie Augsburg oder Lübeck, wo die meisten Menschen in Deutschland leben. Die meisten leben in städtisch geprägten Regionen. Und dann haben wir noch zwei Kategorien für den ländlichen Raum. Das ist einmal der ländliche Raum mit Verdichtungsansätzen – zum Beispiel Bautzen zählt dazu oder die Region rund um Marburg. Und dann haben wir noch die vierte Kategorie: dünn besiedelte ländliche Räume. Das sind wirklich sehr ländlich geprägte Regionen wie zum Beispiel Nordhorn oder Neubrandenburg. Und für diese vier verschiedenen Regionstypen haben wir uns zum einen mal die Fachkräftesituation angeguckt, auch auf beruflicher Ebene, und sind auch noch mal ein bisschen in die Beschäftigungsstruktur eingestiegen.

Einspieler: Was fällt auf?

Jurek: Da würde ich direkt mal mit der Fachkräftesituation starten. Wenig überraschend – das sehen wir nämlich auch in der bundesweiten Betrachtung – ist die Anzahl an offenen Stellen zuletzt zurückgegangen und die Zahl an Arbeitslosen ist angestiegen. Das sehen wir auch in allen vier Regionstypen. Was aber auffällt, ist, dass die Stellenbesetzungen in allen vier Regionstypen, also sowohl in der Stadt als auch auf dem Land, für Unternehmen weiterhin sehr herausfordernd sein können. Zum Beispiel können im ländlichen Raum im Schnitt 6 von 10 offenen Stellen rechnerisch nicht besetzt werden. In der Stadt sind es 4 von 10 offenen Stellen. Also weniger angespannt, aber trotzdem weiterhin sehr herausfordernd für Unternehmen. In allen Regionen ist die Besetzung von Expertinnen, also von hochqualifizierten Fachkräften mit Master- oder Diplomabschluss, besonders schwierig. Das so zur allgemeinen Fachkräftesituation. Das heißt: es fällt auf, je ländlicher eine Region ist, desto schwieriger ist die Stellenbesetzung für Unternehmen. Auch die Berufe, die im ländlichen und städtischen Regionen gesucht werden, unterscheiden sich grundsätzlich. In der Stadt werden insbesondere Betriebswirte und Informatiker gesucht – was irgendwie auch ganz intuitiv ist, weil in den großen Städten viele Unternehmensberatungen, viele IT-Dienstleister ihre zentralen Büros haben. Das heißt, es ist da wenig verwunderlich, dass diese Beschäftigten mehr in der Stadt als auf dem Land gesucht werden. Auf dem Land werden hingegen viele Maschinen- und Anlagenführer gesucht, was eigentlich auch recht intuitiv ist, weil es in ländlichen Regionen viel produzierendes Gewerbe gibt. Und das sind eben genau die Fachkräfte, die im produzierenden Gewerbe tätig sind, also an Maschinen und Anlagen. Darüber hinaus sehen wir aber auch, dass in ganz, ganz vielen ländlichen Regionen Ärzte gesucht werden – und es stand jetzt nicht genug Ärzte gibt. Auch in der beruflichen Situation unterscheiden sich Stadt und Land wieder. Bei der Beschäftigungsstruktur sehen wir erstmal, dass der Anteil an Experten im städtischen Raum höher ist als der Anteil der Experten an allen Beschäftigten im ländlichen Raum. Was auch wieder einer ähnlichen Argumentation folgt wie eben bei den Betriebswirten und Informatikern. Das ist einfach geschuldet aufgrund der Unternehmen, die es da gibt. Was aber bei der Beschäftigungsstruktur sehr interessant ist und uns aufgefallen ist: In allen vier Raumtypen, die wir uns näher angeguckt haben, ist die Beschäftigung zuletzt angestiegen. Wenn wir das nun unterteilen in Beschäftigte mit deutscher Staatsangehörigkeit und in Beschäftigte ohne deutsche Staatsangehörigkeit, also internationale Fachkräfte, dann fällt uns auf, dass gerade im ländlichen Raum das beobachtete Beschäftigungswachstum ausschließlich auf internationale Fachkräfte zurückzuführen ist. Da viele deutsche Beschäftigte noch den ländlichen Raum verlassen und eher in die Regionen von Städten ziehen. Also nicht unbedingt in die großen Städte an sich, aber in den Speckgürtel. Das zeigt doch wohl, wie wichtig internationale Fachkräfte generell in der Fachkräftesicherung sind – aber eben auch insbesondere im ländlichen Raum. Und genau an dieser Stellschraube gibt es auch noch ein ganz, ganz großes Potenzial. Denn im ländlichen Raum – je ländlicher eine Region ist, desto niedriger ist der Anteil an internationalen Fachkräften. 

Einspieler: Wie läuft es besser?

Jurek: Ein paar Handlungsempfehlungen, die wir aus der Studie abgeleitet haben, sind: Zum einen sollte die Attraktivität des ländlichen Raums gesteigert werden. Also das steht natürlich im Vordergrund. Einmal das Standortmarketing: Der ländliche Raum sollte einfach präsenter sein. Das Image, was er zurzeit hat, ist kein besonders positives Image. Aber der ländliche Raum hat viele Vorteile, viele schöne Seiten, die man zeigen kann und zeigen sollte, um so auch Leute vielleicht aus der Stadt zurück aufs Land zu gewinnen. Dann gilt es, die Infrastruktur im ländlichen Raum weiter auszubauen – zum einen ÖPNV, aber auch den Breitbandausbau, um da einfach mit den Metropolen oder dem städtischen Raum in Deutschland mithalten zu können. Ebenso sollte die soziale Infrastruktur gestärkt werden. Dazu zählen Kitas, Pflegeeinrichtungen, aber auch die medizinische Versorgung im Allgemeinen, die – wie wir ja eben schon gehört haben – im ländlichen Raum jetzt schon von Fachkräfteengpässen betroffen ist, da es dort nicht genug Ärzte gibt. Des Weiteren sollte im ländlichen Raum der demografische Wandel besonders berücksichtigt werden. Denn im ländlichen Raum ist die Bevölkerung im Schnitt älter als in städtischen Regionen. Das kommt daher, dass viele junge Menschen, wenn sie mit der Schule fertig sind und studieren wollen, den ländlichen Raum verlassen. Die meisten Unis sind in der Stadt. Und oft kommen sie dann nicht wieder zurück. Das heißt, da haben wir eine Alterung der Bevölkerung, was auch wieder Ausrufezeichen hervorhebt bei der medizinischen Versorgung und bei Pflegeeinrichtungen. Das ist ein Aspekt, der ganz zentral ist und gestärkt werden sollte. Dann ist es auch so, dass für Unternehmen große Herausforderungen bestehen, wenn gesagt wird: Insbesondere internationale Fachkräfte stabilisieren die Beschäftigung im ländlichen Raum. Da ist ein Rat, dass Unternehmen sich in Unternehmensnetzwerken zusammentun können, Prozesse miteinander abstimmen, koordinieren und so den gewaltigen Aufwand, den man hat, gemeinsam bewältigen können.

Cliff: Vielen Dank. Und ich glaub, gerade auch der letzte Tipp – das ist einer, den sich Unternehmen, auch KMU, unsere Hörerinnen und Hörer, ganz bewusst machen können und auch konkret nutzen können. Sich zu versammeln in der Region, Pools zu bilden, meinetwegen auch Bewerberpools zu bilden, Best Practices und Learnings auszutauschen, wirklich zu gucken, dass man sich unter Unternehmern auch vernetzt. Ich glaub, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Einer von vielen Punkten. Viele, die du genannt hast, betreffen ja nun mal auch die Politik, die Rahmenbedingungen. Da können wir als Unternehmen oder Personaler nicht ganz so viel dran ändern. Aber das, was wir im Unternehmen verändern können, das hast du uns auch gut vor Augen geführt. Vielen, vielen Dank dafür nochmal.

Jurek: Vielen Dank für die Einladung.

Cliff: Man kann sich diese Unterlagen, diese Studien, die Erkenntnisse, die ihr gesammelt habt, dann auf der KOFA-Webseite herunterladen?

Jurek: Genau, das gibt es alles auf unserer KOFA-Seite.

Cliff: Na perfekt. Dann seid ihr, liebe Hörende, ja jetzt schon mal an dem richtigen Ort weitergeleitet, wo ihr alle weiterführenden Infos bekommt. Wir danken euch für die Aufmerksamkeit. Dir für deine Zeit und Expertise. Und wir hoffen, dass ihr uns gewogen bleibt bis zur nächsten Folge. Wir senden euch die besten Grüße und freuen uns über euer freundliches Feedback auf dem Kanal eurer Wahl. In diesem Sinne: bis bald, auf Wiederhören und tschüss.

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