Skip to content
Wenn Sie hier klicken, kommen sie zur StarteiteHome Icon
Home
KOFA Logo als Hintergrundbild

Transkript: Folge 93

KOFA auf dem Sofa: Internationale Fachkräfte gewinnen und binden

Kofa auf dem Sofa.
Fachleute für Fachkräfte.
Dein Podcast für bessere Personalarbeit im Mittelstand?
Mit Sybille Stippler und Cliff Lehnen.

Sybille:
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von KOFA auf dem Sofa,
dem Podcast des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung –
wie immer mit dem lieben Cliff Lehnen hier neben mir auf dem KOFA-Sofa.
Herzlich willkommen, lieber Cliff!

Cliff:
Ich danke dir. Hallo Sybille, schön, wieder hier zu sein.

Sybille:
Und heute mit Dr. Annika Jansen aus dem KOFA-Team.
Annika beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema internationale Fachkräfte
und sie ist eine unserer Expertinnen, die nicht nur forschen,
sondern auch ganz viel in der Praxis unterwegs sind.

Wir haben sie heute eingeladen, um ihre Tipps und Empfehlungen dazu zu hören,
wie man internationale Fachkräfte nicht nur nach Deutschland bekommt,
sondern sie auch im Unternehmen hält.
Herzlich willkommen, liebe Annika – schön, dass du da bist.

Annika:
Ja, vielen lieben Dank, Sybille und Cliff, für die Einladung.
Ich freue mich, heute hier zu sein.

Cliff:
Ja, total spannendes Thema – eines, das, glaube ich,
die Zukunft unseres Arbeitsmarkts prägen und bewegen wird.
Und eines, bei dem man ja auch den Titel des KOFA wieder aufleben lassen kann,
denn wir wollen die Fachkräfte ja nicht nur gewinnen,
sondern auch für die Fachkräftesicherung –
also für die Bindung hier in Deutschland – sorgen.

Annika, du hast ja unser Format schon kennengelernt,
du weißt, was dich erwartet,
und insofern frage ich dich:
Bist du bereit für unsere erste Rubrikenfrage?

Annika:
Ja, ich bin bereit.

Cliff:
Worum geht’s?

Annika:
Ausländische Fachkräfte sind schon jetzt ein ganz wichtiger Bestandteil des deutschen Arbeitsmarkts.
Aktuell haben ungefähr 16 % aller Beschäftigten eine ausländische Staatsangehörigkeit –also wirklich einen ausländischen Pass.
Diejenigen mit Migrationshintergrund sind natürlich noch mehr.

Wir hatten in den letzten Jahren einen starken Beschäftigungsaufbau,
und der geht fast komplett nur auf ausländische Fachkräfte zurück.
Das zeigt, wie wichtig sie für den Arbeitsmarkt sind –
gerade auch, weil sie häufig in Engpassberufen zu finden sind.

Wir haben aber immer noch eine starke Fachkräftelücke:
Fast 500.000 Stellen können gar nicht besetzt werden
mit qualifizierten Personen aus Deutschland.
Deswegen müssen wir schauen,
dass wir nicht nur im Inland nach Potenzialen suchen,
sondern auch den Blick ins Ausland wenden –
und dort an allen Schrauben drehen.

Die Zahl der Menschen, die arbeiten, ist insgesamt sehr stark angestiegen,
aber das liegt zu fast 90 % an internationalen Fachkräften.
Damit kann man sagen:
Internationale Fachkräfte sind für den deutschen Arbeitsmarkt essenziell.

Sybille:
Was fällt auf?

Annika:
Also was auffällt: Die internationalen Fachkräfte sind sehr wichtig. Allerdings sehen wir auch, dass viele Menschen Deutschland wieder verlassen. Es kamen zum Beispiel im Jahr 2023 ungefähr 70.000 Menschen nach Deutschland, um hier zu arbeiten. Es gab aber auch wieder 20.000 Menschen, die Deutschland verlassen haben – von denen, die hierhergekommen sind, um zu arbeiten.

Wenn man die Zugewanderten, die nach Deutschland gekommen sind, fragt, ob sie planen, langfristig hier zu bleiben, sagen nur rund 60 %, dass dies der Fall ist. Das heißt: Es ist eine ganz große Aufgabe, die Menschen, die hierhergekommen sind, auch langfristig in Deutschland zu behalten und ihre Integration zu unterstützen.

Wir sehen, dass Integration kein Selbstläufer ist und sowohl die Gesellschaft, der Staat, aber eben vor allem auch die Betriebe sehr viel tun können, um die Integration zu fördern. Dennoch verlassen viele Menschen das Land auch wieder – Gründe dafür sind politische Unzufriedenheit, persönliche Motive, steuerliche Belastungen und die Bürokratie.

Cliff:
Wie läuft’s besser?

Annika:
Erstmal ganz grundsätzlich: Wir müssen uns bewusst machen, dass Integration kein Selbstläufer ist – wir müssen aktiv etwas dafür tun und internationale Fachkräfte unterstützen. Das ist manchmal ein bisschen Arbeit, aber ich denke, es lohnt sich für alle.

Ein wichtiger Tipp, um anzufangen, ist ein frühzeitiges Onboarding. Das bedeutet, dass man schon nach dem Vertragsabschluss – also gar nicht erst am ersten Arbeitstag – im Kontakt bleibt mit dem neuen Mitarbeitenden.

Man muss sich vorstellen, was bei dieser Person, die vielleicht noch im Ausland sitzt, für Fragen oder Gedanken aufkommen:
Vielleicht macht sich die neue Fachkraft Sorgen oder hat Zweifel – „Habe ich mich richtig entschieden? Komme ich zurecht mit der neuen Kultur, der Sprache oder der Verwaltung?“

Da kann ein Betrieb viel tun, indem man frühzeitig unterstützt: Informationen bereitstellt, Willkommensmappen schickt, sich vielleicht vorher schon mal trifft, virtuelle Infotreffen veranstaltet oder einfach miteinander telefoniert.

Wenn die internationale Fachkraft dann angekommen ist, ist es sinnvoll, im Alltag konkret zu helfen – etwa bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen oder bei der Kinderbetreuung. Da gibt es viele Herausforderungen, und Arbeitgeber können hier viel Unterstützung leisten.

Sinnvoll ist auch, eine Mentorin oder einen Mentor zu benennen, die oder der einige Stunden pro Woche Zeit bekommt, um die neue Fachkraft bei organisatorischen Aspekten zu begleiten.

Super wichtig ist die soziale Integration. Wir wissen, dass viele Fachkräfte wieder zurückgehen, weil sie sich nicht wohlfühlen oder keinen Anschluss gefunden haben. Deshalb ist es wichtig, die soziale Integration zu fördern – etwa durch Firmenfeste, Betriebsausflüge oder gemeinsame Grillabende.

Das hilft nicht nur den internationalen Fachkräften, sondern stärkt auch die Bindung aller Mitarbeitenden. Der Betrieb muss aber natürlich nicht alles selbst übernehmen – es geht oft auch darum, Kontakte zu vermitteln oder zu informieren.

Zum Beispiel gibt es in vielen anderen Ländern kein so starkes Vereinswesen oder das Konzept von Ehrenamt, wie wir es hier kennen. Wenn man also informiert – etwa über den ansässigen Fußballverein oder die Freiwillige Feuerwehr –, hilft das den Fachkräften, Anschluss zu finden.

Wichtig ist auch, die Familien mitzudenken. Viele kommen nicht allein, sondern mit Partner oder Familie. Da sollte man auch die Bedürfnisse berücksichtigen – etwa bei der Jobsuche des Partners, bei Kinderbetreuungsangeboten oder durch flexible Arbeitszeiten.

Ein ganz zentraler Aspekt ist der Spracherwerb. Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Viele unterschätzen das und denken: „Die Person hat ja schon ein gutes Sprachniveau, das reicht.“
Aber Sprache kann immer verbessert werden, und viele Missverständnisse entstehen durch Sprachbarrieren.

Gerade Betriebe, die schon Erfahrung mit internationalen Fachkräften haben, wissen, wie wichtig das Thema Sprache ist.
Man kann Sprachkurse vermitteln, Mitarbeitende dafür freistellen oder finanziell unterstützen.
Ebenso hilfreich ist es, den Spracherwerb im Betrieb zu fördern – zum Beispiel durch Sprachtandems mit Kolleginnen und Kollegen, durch Vokabellisten oder Karteikarten mit den wichtigsten Fachbegriffen, die man vielleicht an Maschinen anbringen kann.

Ein ganz wichtiger Punkt ist Wertschätzung.
Die internationale Fachkraft kommt nach Deutschland, hat viele Unsicherheiten, ist in einer neuen Kultur – und da ist es entscheidend zu zeigen:
Wir sind glücklich und dankbar, dass du hier bist. Wir schätzen dich und deine Qualifikationen.

Oft wird nämlich aufgrund von Sprachbarrieren nicht sofort deutlich, welche fachlichen Kompetenzen eine Person tatsächlich hat. Manchmal kann sie sich einfach noch nicht so präzise ausdrücken. Da lohnt es sich, genau hinzuhören, nachzufragen und auch das Team zu sensibilisieren:
Die Person bringt Qualifikationen mit, braucht aber am Anfang vielleicht etwas länger, um sie richtig zeigen zu können.

Langfristige Perspektiven sind ebenfalls zentral.
Man sollte nicht denken: „Ach ja, sie ist aus dem Ausland, wer weiß, ob sie bleibt.“
Das könnte schnell zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden.
Besser ist es, gezielt Signale der Bindung zu senden – etwa durch unbefristete Verträge, attraktive Arbeitsbedingungen oder flexible Arbeitszeitmodelle.

Auch regelmäßige Personalentwicklungsgespräche sind wichtig:
Möchte die Person eine Weiterbildung machen?
Gibt es neue Aufgabenfelder?
So zeigt man: Wir schätzen dich wert und möchten dich langfristig halten.

Viele internationale Fachkräfte sind in Deutschland nicht qualifikationsadäquat beschäftigt – das heißt, sie haben eigentlich höhere Abschlüsse oder mehr Berufserfahrung, werden hier aber auf einem niedrigeren Niveau eingesetzt.
Das kann am Anfang wegen der Sprachbarrieren sinnvoll sein, sollte aber regelmäßig überprüft werden.

Wenn sich Sprachkenntnisse verbessern, kann man z. B. überlegen, ob die Person in den Kundenkontakt oder in Verhandlungen mit Zulieferern eingebunden werden kann.
So bleibt die Tätigkeit anspruchsvoll und motivierend.

Unsere Befragungen zeigen:
Betriebe, die schon Erfahrung mit internationalen Fachkräften haben, unterstützen diese stark – etwa bei der Wohnungssuche, beim Spracherwerb oder bei rechtlichen Fragen.

Das ist eine kleine Ermutigung an alle Unternehmen, die internationale Fachkräfte beschäftigen:
Schauen Sie, dass Sie Ihre Mitarbeitenden gut begleiten –
denn gelungene Integration hilft nicht nur den neuen Kolleginnen und Kollegen,
sondern stärkt das ganze Unternehmen und die Unternehmenskultur.

Cliff:
Das hast du gut noch einmal auf den Punkt gebracht.
Denn ob man nun aus Deutschland kommt oder aus dem Ausland –
Wertschätzung, Zugewandtheit, Interesse und Weiterentwicklungsmöglichkeiten
sind natürlich für alle Mitarbeitenden wichtig.

Nur wenn man darauf angewiesen ist – und das auch will –,
Menschen aus dem Ausland zu gewinnen und zu fördern,
muss man sich natürlich noch ein bisschen mehr ins Zeug legen.

Ich glaube, du hast uns ganz viele gute Tipps mit an die Hand gegeben,
wie man das in der Praxis umsetzen kann.
Vielen Dank dir, liebe Annika.

Annika:
Ja, sehr gerne.

Sybille:
Dankeschön. Und wer sich das nicht zutraut, das von Anfang an allein zu machen,
der kann beim KOFA noch einmal nachlesen –
da gibt es viele dieser Tipps auch schriftlich.
Oder man kann sich beim IQ-Netzwerk informieren,
„Integration durch Qualifizierung“ – ein bundesweites Netzwerk,
wo man auch Hands-on-Unterstützung bekommen kann.

Annika, ganz herzlichen Dank für deine Einblicke.
Ich glaube, du bist ja auch durchaus bereit, Fragen zu beantworten,
wenn jetzt jemand denkt: „Ich will das noch einmal persönlich von Annika Jansen wissen – wie kann ich das machen?“
Dann kann man sich an dich wenden, oder?

Annika:
Ja, auf jeden Fall, sehr gerne.
Ich freue mich, wenn man da auf mich zukommt –
ich informiere und tausche mich gern zu dem Thema aus.

Cliff:
Cool. Dann hoffen wir, dass ihr, liebe Hörende,
euch an Annika wendet, dass ihr ein bisschen was mitnehmen konntet.
Wir sind in zwei Wochen wieder für euch da,
so wie ihr es gewohnt seid.

Und bis dahin, würde ich sagen,
verbleiben wir mit besten Grüßen – auf Wiederhören, auf bald.

Sybille:
Macht’s gut. Tschüss.

 

 

 

Helfen Sie uns, besser zu werden!

Welche Angebote im Bereich Personalarbeit und Fachkräftesicherung sind für Sie besonders hilfreich? Und wie kann das KOFA Sie noch besser unterstützen?

Um die Umfrage anzuzeigen, klicken Sie bitte auf "Umfrage laden" und erlauben Sie damit die erforderlichen Cookies.