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Transkript: Folge 91

KOFA auf dem Sofa: Der Fachkräftemangel als Bremser des Aufschwungs

KOFA auf dem Sofa.
Fachleute für Fachkräfte.
Dein Podcast für bessere Personalarbeit im Mittelstand.
Mit Sibylle Stippler und Cliff Lehmann.

Cliff:
Fachkräftemangel, liebe Hörerinnen und Hörer – das ist ein Wort, das ihr seit vielen Jahren kennt.
Heute sagt man meist Arbeitskräftemangel, weil er so umfassend und branchenübergreifend ist.
Und genau diesem Thema, liebe Sibylle, wollen wir uns heute widmen.
Herzlich willkommen hier auf dem Sofa bei KOFA auf dem Sofa.

Sibylle:
Ja, genau, Cliff – völlig richtig. Schön, dass du wieder dabei bist, schön, dich zu sehen.

Und wir haben uns heute einen Gast eingeladen – aus dem Institut der deutschen Wirtschaft, aus dem KOFA-Team.
Ich erinnere mich noch gut, als wir uns kennengelernt haben, lieber Gero. Da saßen wir im IW-Café, und ich habe versucht, dich so ein bisschen in unser Themenfeld rüberzuziehen. Offenbar ist mir das ganz gut gelungen.

Jetzt bist du schon seit längerer Zeit bei uns, forschst und publizierst zum Thema Fachkräftesicherung – und wir freuen uns sehr, dass du uns heute einen Einblick in deine Arbeit gibst.
Denn wir erstellen ja jedes Quartal den KOFA-Bericht zur aktuellen Fachkräftesituation – und das ist heute unser Thema.

Herzlich willkommen, lieber Gero.

Gero:
Vielen Dank, liebe Sibylle und lieber Cliff, für die Einladung. Ich freue mich sehr, Teil des Podcasts zu sein.

Anlass diesmal ist der aktuelle Fachkräftereport im März.
Wir beim KOFA betrachten jedes Quartal die aktuelle Entwicklung der Fachkräftesituation und halten unsere Ergebnisse im KOFA-Quartalsbericht fest.

Dazu nutzen wir Monatsdaten der IW-Fachkräftedatenbank, die wiederum auf Sonderauswertungen von Daten der Bundesagentur für Arbeit und der Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung – kurz IAB – basiert.

Cliff:
Lass mich dazu vielleicht kurz eine Folgefrage im Sinne unserer Hörerinnen und Hörer stellen:
Das heißt also, es werden monatlich Daten erhoben und dargestellt – wie viele Jobs es gibt, wie viele Stellen offenbleiben – und daraus generiert ihr eure Erhebung. Habe ich das soweit richtig paraphrasiert?

Gero:
Genau. Wir sehen auf Ebene der Berufskategorien, wie viele offene Stellen es gibt und wie viele Arbeitslose dem gegenüberstehen. Daraus können wir bestimmen, wie groß die Fachkräftelücke ist – und errechnen außerdem weitere Kennzahlen.

Sibylle:
Prima, dann würde ich sagen, wir gehen – so wie unsere Hörerinnen und Hörer das gewohnt sind – durch unsere dreistufige Struktur und starten mit der Frage: Worum geht’s?

Cliff:
Worum geht’s?

Gero:
Es geht um die Fachkräftesituation im ersten Quartal.
Wir schauen uns anhand der Monatsdaten an, wie sich die Fachkräftelücke entwickelt.

Im aktuellen Fachkräftereport März liegt der Fokus auf der Entwicklung in den Monaten Januar bis März.
Und um die Saisonalität der Daten zu berücksichtigen, vergleichen wir immer mit dem jeweiligen Vorjahresmonat – um also die strukturelle Veränderung zu erkennen und nicht nur die saisonale Bewegung zu betrachten.

Cliff:
Was fällt auf?

Gero:
Es fällt auf, dass sich das, was sich in den vergangenen Monaten am Arbeitsmarkt entwickelt hat, fortsetzt:
Es gibt weniger offene Stellen, mehr Arbeitslose – und infolgedessen erneut einen Rückgang der Fachkräftelücke.

Diese liegt im März 2025 noch einmal deutlich unter dem Niveau des Vorjahresmonats.
Grund für diese Entwicklung ist die weiterhin schwache Konjunktur.
Gerade im ersten Quartal hatte die deutsche Wirtschaft mit vielen Herausforderungen zu kämpfen – etwa mit unklaren Perspektiven, die sich durch den Regierungswechsel ergeben haben, und gleichzeitig mit Belastungen durch die Weltwirtschaft.

Beispielsweise die Ankündigung weitreichender US-Zölle hat den Welthandel – und insbesondere die exportorientierte deutsche Wirtschaft – geschwächt.
Und genau das schlägt zunehmend auf den Arbeitsmarkt durch.

Wir beobachten diesen Trend bereits seit längerer Zeit.
Besonders auffällig ist diesmal aber, dass der Rückgang offener Stellen, der Anstieg der Arbeitslosenzahlen und der Rückgang der Fachkräftelücke in allen neun Berufsbereichen zu beobachten ist.

Besonders betroffen war diesmal der Bereich Naturwissenschaften, Geografie und Informatik.
Hier hat sich der Arbeitsmarkt zuletzt besonders schlecht entwickelt – vor allem für qualifizierte IT-Fachkräfte.
Das wirkt zunächst paradox, doch auch hier zeigt sich die schwache Konjunktur:
Unternehmen hielten aufgrund der Unsicherheit Investitionen zurück, wodurch Projekte in IT, Forschung und Entwicklung aufgeschoben oder vorerst ganz ausblieben.
Das senkt temporär den Fachkräftebedarf in diesen Bereichen.

Strukturell besteht aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung aber natürlich weiterhin ein hoher Bedarf.
Und auch die neue Bundesregierung möchte hier Fortschritte erzielen.
Das heißt: Mit einem wirtschaftlichen Aufschwung kann sich dieser Trend sehr schnell wieder drehen.

Trotz des allgemeinen Rückgangs offener Stellen und des Anstiegs der Arbeitslosenzahlen bestehen also weiterhin nennenswerte Fachkräfteengpässe, und für Unternehmen bleibt es herausfordernd, Stellen zu besetzen.

Viel Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung haben die im ersten Quartal beschlossenen Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung geweckt.
Hier könnte allerdings der Fachkräftemangel zum Spielverderber werden – denn neben finanziellen Mitteln braucht es auch die Hände zur Umsetzung der geplanten Projekte.

Wir haben uns in diesem Bericht insbesondere die Bauberufe angesehen.
Gerade in diesen Berufen sind die Stellen für Unternehmen nach wie vor schwer zu besetzen.
Das kann Vorhaben wie die Sanierung von Straßen und Schienennetzen oder den Wohnungsbau ausbremsen.

Die größten Fachkräftelücken bestehen dabei bei ausgebildeten Fachkräften der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.
Auch im Bereich Dachdeckerei fehlten im März viele qualifizierte Fachkräfte.
Dieser Mangel könnte insbesondere die Umsetzung klimafreundlicher Projekte – etwa die Umrüstung von Heizanlagen oder den Ausbau von Photovoltaikanlagen – verlangsamen.

Aber auch im Tiefbau, der für neue Tunnel oder den Ausbau von Versorgungssystemen entscheidend ist, fehlen Fachkräfte auf allen Anforderungsniveaus:
Es fehlen Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung, Spezialisten mit Fortbildung oder Bachelorabschluss, ebenso wie Expertinnen und Experten mit Master oder Diplom.

Wir sehen also Engpässe von der Planung bis zur Umsetzung, die den Ausbau der Infrastruktur erheblich behindern könnten.

Cliff:
Wie läuft es besser?

Gero:
Wichtig ist, dass mit dem Beschluss des Sondervermögens und der geplanten Projekte auch der Fachkräftebedarf direkt mitgedacht wird – damit die Fachkräftesicherung parallel aktiv vorangebracht werden kann.

Dazu braucht es eine Intensivierung der Rekrutierung internationaler Fachkräfte.
Hier wäre insbesondere ein weiterer Abbau bürokratischer Hürden und eine gleichzeitige Beschleunigung von Anerkennungs- und Einreiseverfahren für Unternehmen eine große Hilfe, um schneller an Personal zu kommen.

Gleichzeitig könnte man auch versuchen, ältere Beschäftigte über das Renteneintrittsalter hinaus länger im Arbeitsmarkt zu halten.
Hierzu gibt es bereits erste Maßnahmen – etwa die Rentenerhöhung für jedes Jahr, das über das Renteneintrittsalter hinaus gearbeitet wird, oder den Wegfall der Hinzuverdienstgrenze.

Aber auch ganz praktisch kann man im Unternehmen überlegen, wie man Arbeit organisiert.
Gerade in handwerklichen Betrieben können ältere Beschäftigte vielleicht nicht mehr die körperlich anstrengenden Aufgaben übernehmen, aber sie können bei Projektkalkulation, Planung oder Ähnlichem unterstützen – und so weiterhin ein wertvoller Teil der Belegschaft bleiben.

Weitere Stellschrauben sind die Erhöhung der Wochenarbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten.
Hier braucht es – insbesondere bei Eltern oder Menschen, die Angehörige pflegen – einen besseren Ausbau der Infrastruktur, also bessere Kinderbetreuungs- und Pflegeangebote, damit überhaupt die Möglichkeit besteht, die Wochenarbeitszeit zu erhöhen.

Und ein weiterer wichtiger Punkt ist die Qualifizierung von An- und Ungelernten.
Gleichzeitig sollte man junge Menschen motivieren, Schul- und Berufsabschlüsse zu erwerben – und sie für eine Karriere als Fachkraft oder auch für eine akademische Laufbahn begeistern.

Sibylle:
Ja, vielen Dank, lieber Gero, für diese Einblicke.
Wer davon noch mehr haben möchte – und wem das Thema Zahlen, Daten, Fakten besonders am Herzen liegt – kann auf kofa.de vorbeischauen.
Dort findet ihr unter anderem eine interaktive Landkarte, auf der man nach Berufen und Regionen suchen kann.
Und natürlich könnt ihr euch dort auch den KOFA-Quartalsbericht herunterladen und weiterverbreiten.

Cliff:
Genau, lieber Gero – auch von meiner Seite ganz herzlichen Dank.
Ich habe wieder viel gelernt, unter anderem die Tatsache, dass es ITler gerade schwer haben.
Das war ja lange die Gruppe, bei der man dachte, sie bekommen zu jeder Zeit problemlos einen Job.

Und besonders gut fand ich auch deine pragmatische und sehr nutzwertige Idee, ältere Fachkräfte – etwa im Handwerk – stärker in strategisch-planerische Aufgaben einzubinden, anstatt in die operativ-händische Arbeit.
Dafür vielen Dank, Gero! Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht.

Gero:
Allerdings, ja!

Sibylle:
Schön! Dann hörst du dich bald auf Spotify, Apple Music oder wo auch immer.
Und wenn es Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, genauso gut gefallen hat wie Gero, dann freuen wir uns, wenn Sie uns ein Like dalassen, den Podcast teilen oder weiterempfehlen.
Kritik ist natürlich auch herzlich willkommen – schreiben Sie uns gerne, welche Themen Sie sich wünschen. Wir sind immer gerne für Sie da.

Cliff:
So ist es – wir sind ganz Ohr, so wie Sie auch.
Lieber Gero, bleib uns gewogen – Sie auch dort draußen.
Und wir sagen: bis zum nächsten Mal und auf Wiederhören!

Sibylle:
Bis in zwei Wochen – tschüss!

 

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