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Transkript: Folge 87

KOFA auf dem Sofa: Wie wir mehr Frauen für das Handwerk gewinnen können

Cliff:
KOFA auf dem Sofa. Fachleute für Fachkräfte. Dein Podcast für bessere Personalarbeit im Mittelstand. Mit Sibylle Stippler und Cliff Lehnen.

Liebe Hörerinnen und Hörer, wir haben uns erneut auf dem Sofa zusammengefunden, denn eine neue Folge KOFA auf dem Sofa steht an. Und ihr habt es schon gehört: Diesmal ist es eine etwas kürzere, kompaktere Folge. Liebe Sibylle, schön, dass du wieder an meiner Seite bist. Was erwartet uns heute?

Sibylle:
Hallo, lieber Cliff. Ja, wir haben uns ja was Neues ausgedacht und laden uns jetzt alle vier Wochen Expertinnen und Experten aus dem KOFA-Team ein. Und heute starten wir mit dem Thema „Frauen im Handwerk“. Da wäre wirklich niemand aus dem Team besser geeignet als Dr. Lydia Marlin, denn sie ist eine Frau aus dem Handwerk. Sie hat eine Ausbildung zur Hörgeräteakustikerin gemacht, auch eine Zeit lang in dem Beruf gearbeitet, sich aber dann doch entschlossen, nochmal an die Uni zu gehen und zu studieren. Heute ist sie promovierte Soziologin und seit 2012 schon im Institut der deutschen Wirtschaft und im KOFA-Team. Ich freue mich total, was sie uns mitgebracht hat zu ihrer neuen Studie. Ich würde sagen, wir hören da mal rein.

Cliff:
Worum geht’s?

Lydia:
In vielen Handwerksberufen fehlen schon seit einiger Zeit Fachkräfte, um alle offenen Stellen besetzen zu können. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sehen wir diesen Akademisierungstrend. Das heißt, immer mehr Jugendliche machen das Abitur und gehen danach studieren, anstatt eine Ausbildung im Handwerk zu machen. Zum anderen ist aber auch die Nachfrage nach Handwerksdienstleistungen gestiegen. Das geht zum Beispiel darauf zurück, dass wir viel mehr Gesundheitshandwerksdienstleistungen brauchen – also Brillen, Hörgeräte und Prothesen – für eine Gesellschaft, in der es mehr ältere Menschen gibt. Auf der anderen Seite, im Bauhandwerk, sehen wir, dass die politischen Ziele für die Klimawende und im Wohnungsbau dazu geführt haben, dass wir hier einen viel höheren Bedarf an Fachkräften haben. Und nicht zuletzt: Das neue Investitionspaket für Infrastruktur wird auch hier den Bedarf, gerade im Bauhandwerk, weiter steigern.

Cliff:
Was fällt auf?

Lydia:
Ganz aktuell haben wir eine Studie fertiggestellt, in der wir uns mit dem Thema befasst haben, inwiefern Frauen eine Lösung für den Fachkräftemangel im Handwerk sein können. Denn was wir sehen: Bislang sind Frauen im Handwerk noch deutlich unterrepräsentiert. Nur ungefähr 24 Prozent, also jede vierte Beschäftigte im Handwerk, ist eine Frau. Wir sehen aber, dass sich daran etwas tut – also nicht im Gesamten, aber in der Verschiebung der Berufe. Je nach Beruf haben wir noch sehr unterschiedliche Frauenquoten. Es gibt Berufe, in denen nur sehr wenige Frauen arbeiten – Schornsteinfegerinnen beispielsweise oder im Bauhandwerk, bei den Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikerinnen. Und es gibt Handwerksberufe, in denen Frauen seit eh und je in der Mehrheit sind, wie beispielsweise im Friseurgewerbe oder im Verkauf im Lebensmittelhandwerk. Wir sehen aber jetzt, dass seit 2018 eine Verschiebung stattgefunden hat. Und zwar gibt es weniger Handwerkerinnen auf Gesellinnen-Niveau – insbesondere im Friseurgewerbe, also die klassische Friseurin – dafür aber mehr Meisterinnen. Und das ist ein Trend, den wir sehr schön finden: dass wir einfach hochqualifizierte Frauen auch auf den entsprechenden Positionen auf dem Arbeitsmarkt sehen. Vor allem im Gesundheitshandwerk, das heißt in der Optik, der Akustik und im Prothesenbau, sehen wir heute deutlich mehr Meisterinnen als noch vor vier, fünf oder zehn Jahren. Prozentual sind die Zuwächse bei Frauen insbesondere in diesen männertypischen Bauberufen wie dem Hoch- und Tiefbau am größten. Und auch wenn das in absoluten Zahlen vielleicht nur ein paar Hundert betrifft, ist das auf jeden Fall ein sehr positiver Trend, weil diese Berufe gerade für die Klimawende gebraucht werden. Wir haben da einen enormen Bedarf, und Frauen stellen bereits einen Teil der Lösung des Fachkräftemangels dar.

Cliff:
Wie läuft’s besser?

Lydia:
Wir sehen ja schon, dass sich etwas zum Positiven wendet. Es geht aber trotzdem darum, diesen Trend weiter fortzuführen und zu intensivieren, denn wir haben wirklich enorme Herausforderungen in der Zukunft zu meistern – im Handwerk. Wir sehen, dass junge Frauen insbesondere dann auch männertypische Berufe ergreifen, wenn sie praktisch erfahren, dass sie diese Berufe gut machen können und dass ihnen das Spaß macht. Und dafür brauchen wir einfach viel mehr praktische Berufsorientierung – und das eben auch an allen Schulformen. Das heißt, auch an den Gymnasien brauchen wir die Möglichkeit, in Handwerksberufe hineinzuschnuppern, um wirklich eine klischeefreie Berufsberatung realisieren zu können, sodass auch Frauen in Handwerksberufe gehen. Dazu brauchen wir weibliche Rollenvorbilder. Wenn Mädchen jung sind und an einer Baustelle vorbeigehen und dort nur Männer sehen, werden sie nie auf die Idee kommen, dass diese Berufe für sie passend sein könnten. Das heißt, ich begrüße jede Handwerkerin, die bereit ist, sich auf Social Media zu zeigen, sichtbar zu sein, um als Vorbild für junge Frauen zu wirken, die dann vielleicht feststellen: Boah, das macht mir vielleicht auch Spaß! Betriebe können das unterstützen, indem sie Mädchen explizit ansprechen – beispielsweise am Tag der offenen Tür in der Schule, bei Praktika oder beim jetzt anstehenden Girls’ Day – und sie ermutigen, sich auszuprobieren, um positive Erfahrungen zu sammeln. Wenn die Mädchen einmal gewonnen sind, geht es natürlich darum, nicht aufzuhören – also nicht mit Gender-Klischees im Alltag zu spielen, sodass die Mädchen sich dann doch wieder unpassend fühlen. Es gibt leider auch heute noch Situationen, in denen Mädchen beispielsweise in der Berufsschule mit Vorbehalten konfrontiert sind, wenn sie in männlich geprägten Gewerken eine Ausbildung machen. Hier können auch die Betriebe aktiv werden und den Mädchen den Rücken stärken, damit sie dabeibleiben. Darüber hinaus geht es natürlich auch darum, Mädchen die Karrierepfade aufzuzeigen. Denn wir sehen: Gerade dieses Meisterniveau ist interessant, und Frauen trauen sich das zu – und das sollten die Betriebe auch tun. Das heißt, es geht darum, qualifizierte Frauen in qualifizierte Jobs zu bringen.

Sibylle:
Ganz, ganz herzlichen Dank, liebe Lydia. Das war, finde ich, in kurzer Zeit eine sehr kompakte Übersicht über viele Themen und Herausforderungen rund um Frauen im Handwerk – aber auch über die positiven Entwicklungen. Ich finde es wirklich schön zu sehen, dass mehr Meisterinnen als früher am Markt sind. Und ich glaube, gerade dieses Thema, die Klischees zu reduzieren, ist für uns alle wichtig – aber natürlich auch für die Betriebe im Handwerk selbst.

Cliff:
Ja, und wenn es euch gefallen hat, dann lasst uns gerne eine gute Bewertung da. Schickt uns auch total gerne Feedback, wie euch die neuen langen und die neuen Kurzfolgen gefallen, und empfehlt uns weiter – darüber freuen wir uns. Und ansonsten hören wir uns wieder in zwei Wochen hier auf unserem KOFA-Sofa. Schön, dass ihr dabei wart.

Sibylle:
Wir freuen uns auf euch. Bis bald wieder und ciao.

Cliff:
Tschüss.

 

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