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Transkription: Folge 101

KOFA auf dem Sofa kompakt – Letizia fragt nach: Jenseits der Rente – Warum Ältere jetzt gebraucht werden

Letizia:
Hallo und herzlich willkommen! Ich bin Letizia und freue mich, dass ihr heute eingeschaltet habt.
Heute habe ich wieder einen klugen Kopf an meiner Seite – Jurek Tiedemann. Gemeinsam wollen wir darüber sprechen, was das Thema ältere Beschäftigte gerade jetzt so wichtig macht, welche Berufe besonders betroffen sind und was Unternehmen tun können, um erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger im Job zu halten.
Schön, dass du dabei bist, Jurek!
Jurek, warum sitzen wir heute hier und sprechen über dieses Thema? Wieso sind ältere Beschäftigte am Arbeitsmarkt überhaupt so wichtig?

Jurek:
Hi Letizia, erstmal vielen Dank für die Einladung aufs KOFA-Sofa.
Heute geht’s eigentlich um den demografischen Wandel, denn der macht sich zunehmend auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Wir haben ein Demografieproblem in Deutschland, denn in den nächsten Jahren verlassen mehr Beschäftigte den Arbeitsmarkt altersbedingt in Richtung Rente, als neue junge Beschäftigte oder Azubis in den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt eintreten.

Das liegt daran, dass die älteren Generationen – also insbesondere die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge – zahlenmäßig deutlich größer sind als die jüngeren Jahrgänge.
Um mal eine grobe Zahl zu geben: Der Jahrgang 1964 zählt zurzeit ungefähr 1,4 Millionen Köpfe, wohingegen die Jahrgänge 2005 bis 2010 ungefähr 800 000 Köpfe zählen. Das heißt, da ist ein gewaltiger Unterschied allein in der Größe der Generationen.

Da die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren in Richtung Rente gehen, werden große Lücken auf dem Arbeitsmarkt entstehen – weil viele Stellen frei werden, wenig Jüngere nachkommen und es somit sehr herausfordernd für Unternehmen ist, Stellen passend neu zu besetzen.

Dadurch wird sich der Fachkräftemangel in Deutschland mittelfristig deutlich intensivieren. Besonders spürbar wird das in Berufen sein, in denen Beschäftigte zuvor eine berufliche Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben – also in Fachkraftberufen.
Um diesem starken Ungleichgewicht zwischen älteren und jüngeren Generationen gezielt entgegenzuwirken, gilt es, Stellschrauben zu betätigen, um diesen Effekt abzufedern. Dazu kann auch zählen, Anreize zu setzen, um ältere Beschäftigte und ihre wertvolle Erfahrung länger am Arbeitsmarkt zu halten.

Letizia:
Und um welche Berufe geht es denn jetzt eigentlich konkret, wenn wir über dieses Problem sprechen? Du hattest jetzt Fachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung erwähnt – was kann man sich da für Berufe genau vorstellen?

Jurek:
Also Berufe, in denen es einen besonders großen Anteil älterer Beschäftigter gibt – also Beschäftigte, die 55 Jahre oder älter sind und somit den Arbeitsmarkt in den nächsten zehn Jahren ungefähr verlassen werden – sind beispielsweise Bus- und Straßenbahnfahrer oder Berufskraftfahrer, also LKW-Fahrer.

Da waren zuletzt ungefähr 40 % aller Beschäftigten 55 Jahre oder älter.
Außerdem zählen dazu noch Bauberufe – sowohl aus dem Tiefbau als auch aus dem Hochbau – und Handwerksberufe, wie beispielsweise Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

Hier sind es insbesondere auch die Fortbildungsberufe, also die Meister, die den Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren verlassen. Daher ist es wichtig, dass Handwerker nicht nur bei ihrer Ausbildung gefördert werden, sondern auch die Fortbildung – also der Weg zum Meister – unterstützt und gefördert wird.

Letizia:
Okay, gut – jetzt kann ich mir auch ein bisschen besser was unter den Berufen vorstellen.
Was muss denn ein Unternehmen jetzt ganz konkret tun, um das Potenzial älterer Menschen zu fördern? Und wissen diese Betriebe überhaupt, dass ältere Mitarbeitende ein Potenzial sind – also ist ihnen das bewusst?

Jurek:
Ja, das ist erstmal der erste Schritt: Betriebe müssen das Potenzial von älteren Beschäftigten überhaupt erst erkennen und auch wertschätzen.
Denn Beschäftigte, die schon lange in einem Beruf oder in einem bestimmten Betrieb tätig sind, haben sehr viel Erfahrung – und dieses Wissen ist sowohl für das Unternehmen selbst sehr wichtig als auch für die jüngeren Generationen, die in das Unternehmen kommen.

Dabei ist Flexibilität eigentlich das A und O.
Eine genaue Erfolgsformel gibt es gar nicht, aber was man sagen kann, ist: Arbeitgeber sollten frühzeitig vor dem geplanten Austritt eines Arbeitnehmers das Gespräch suchen – und gemeinsam schauen, ob Interesse besteht, weiter im Betrieb zu bleiben.

Genauso gut kann natürlich auch jeder Arbeitnehmer selbst das Gespräch suchen und seine Bereitschaft signalisieren. Wichtig ist dabei, dass es Strukturen im Betrieb gibt, damit dieses Signal nicht einfach im Alltag versandet.

Grundsätzlich können sich viele ältere Beschäftigte vorstellen, weiterhin berufstätig zu sein – oftmals aber zu anderen Rahmenbedingungen, etwa mit reduzierter Arbeitszeit oder angepassten Aufgabenbereichen. Da kommt es dann einfach auf die individuelle Flexibilität an.

Letizia:
Um mir das jetzt besser vorstellen zu können: Kannst du mir mal konkrete Beispiele geben, wie das in der Praxis aussehen kann – zum Beispiel bei LKW-Fahrern oder im Dachdeckerhandwerk?

Jurek:
Ja, klar! Bei LKW-Fahrern könnte es beispielsweise so aussehen, dass anstatt mehrtägige Touren zu übernehmen, nur noch Tagestouren gefahren werden – oder dass die Anzahl an Fahrten, die man in einer Woche oder in einem Monat macht, angepasst wird.
Das wäre ein Punkt, wo man sagen könnte: So könnte man es möglich machen.

Beim Dachdecker beispielsweise würde sich ein Tandem-Modell anbieten – also dass jüngere und ältere Beschäftigte zusammenarbeiten und ältere Beschäftigte so ihre Erfahrung an die Jüngeren weitergeben können.
Das könnte zum Beispiel so funktionieren, dass der jüngere Beschäftigte auf dem Dach arbeitet und der ältere, erfahrenere Beschäftigte andere Dinge im Betrieb übernimmt, wie beispielsweise die Planung von Projekten – oder als Ansprechpartner zur Seite steht.

Letizia:
Okay, also heißt das am Ende eigentlich, dass es keine festen Regeln gibt, sondern Unternehmen einfach flexibel sein müssen, um die beste Lösung für sich und ihre Mitarbeitenden zu finden, oder?

Jurek:
Genauso ist es!
Den Gestaltungsspielräumen sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Wenn beide Seiten gemeinsam weitermachen möchten, lässt sich in der Regel auch ein guter Weg finden. Wichtig ist dabei eben die Flexibilität – und dass rechtzeitig das Gespräch gesucht wird.

Letizia:
Ja, das ist doch ein schönes Abschlusswort! Vielen Dank an dich, Jurek, für die wertvollen Tipps – und danke an euch fürs Zuhören.
Beim nächsten Mal ist wieder Sybille für euch da – mit einer Folge zum Thema Stellenanzeigen neu gedacht und einem spannenden Gast.
Mehr dazu in der nächsten Folge – und bis dann, macht’s gut!

(Abspann):
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