Skip to content
Wenn Sie hier klicken, kommen sie zur StarteiteHome Icon
Home
KOFA Logo als Hintergrundbild

Transkript: Folge 78

KOFA auf dem Sofa: "Alter ist für mich ein Adelstitel"

KOFA auf dem Sofa – der Podcast 
Mit Sybille Stippler und Jens Breuer 

Sybille: 
Herzlich willkommen auf dem Sofa! Heute ist der 8. Mai – schön, dass Sie dabei sind. 

Schön, dass du da bist, lieber Jens. Ich freue mich auch über jede Zuhörerin und jeden Zuhörer – vor allem die der älteren Generation heute. Wobei, eigentlich ist es für alle spannend, was wir besprechen, wenn ich so drüber nachdenke. 

Jens: 
Absolut! Wir beide werden immer älter – und das ist ja auch gut so. Grundsätzlich ist das erstmal positiv, aber es hat natürlich auch Auswirkungen auf die Arbeitswelt. 

Denn ungefähr jede oder jeder Vierte der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland gehört zu den sogenannten Best Agern – also den Menschen zwischen 50 und 60 Jahren. Und die sind eine ganz wichtige Zielgruppe für Unternehmen, gerade jetzt, wenn man an den Fachkräftemangel denkt. 

Sybille: 
Absolut! Und es gibt neue Zahlen vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, die zeigen: Wenn alle, die jetzt 63 sind, also die Dreiundsechzigjährigen, so viel arbeiten würden wie diejenigen, die fünf Jahre jünger sind, dann hätten wir 2,5 Millionen Fachkräfte mehr hier in Deutschland. 

Das sollte für Unternehmen doch eigentlich Motivation genug sein, sich um diese Gruppe besonders zu kümmern. 

Jens: 
Ja, und da eben so wenige neue Fachkräfte nachkommen, ist es umso wichtiger, dass man die, die man hat, möglichst lange im Unternehmen hält. Keine Frage – aber die große Frage ist ja: Wie schafft man das eigentlich am besten? 

Wir klären das heute – und zwar zusammen mit unserem Gast, mit Greta Silver. Hallo, Greta! 

Greta: 
Hallo, ich freue mich, dass ich dabei sein kann. 

Jens: 
Falls Sie Greta noch nicht kennen sollten: Sie ist Kolumnistin, Podcast-Kollegin – wenn man so will – und außerdem hat sie auch noch einen YouTube-Kanal. Habe ich irgendwas vergessen? 

Greta: 
Also, ich muss jetzt hier mal meine kleine Vorstellung gleich mit dazugeben – sozusagen, was Alter denn eigentlich wirklich ist. 

Wenn man versteht, dass von 60 bis 90 genauso lang ist wie von 30 bis 60, dass wir also noch mal so ein „Lebenspaket“ geschenkt bekommen, dann wird klar: Alter ist ein Start-up-Unternehmen. Da sitzt man die Zeit nicht einfach ab – man gestaltet sie! Und das gilt eben auch für Arbeitszeit in Unternehmen. 

Jens: 
Alter ist ein Start-up – das habe ich auch noch nicht gehört! 

Greta: 
Ja, genau! Ich hatte ja vorher auch noch ein anderes Leben: Ich war 17 Jahre Hausfrau und Mutter. Mit 48 habe ich mich selbstständig gemacht und Hotels sowie Ferienhausanlagen eingerichtet. Jede Phase fand ich spannend – aber jetzt ist auch wieder eine tolle Phase. 

Mit 66, wenn andere in Rente gehen, bin ich ins Netz gegangen und habe meinen YouTube-Kanal gestartet. Der hat mittlerweile über 700 Videos und mehr als fünf Millionen Aufrufe. Mein Podcast ist etwa drei Jahre alt und hat rund 340.000 Follower. Ich habe drei Spiegel-Bestseller veröffentlicht und darf als Rednerin auf Bühnen stehen – auf Kongressen, aber auch in Unternehmen. 

Mein Ziel ist es, den Grauschleier wegzuziehen, der oft auf dem Thema Alter liegt. Ich mit meinen 76 Jahren empfinde mich in der Blütezeit meines Lebens – und das muss man erst mal aushalten, so etwas zu sagen! 

Die finanzstarken und weltoffenen Babyboomer – so wie ihr es auch schon angesprochen habt – werden jetzt zur Silver Generation und sind damit eine stabile Käuferschicht der Zukunft. Auch das muss man sehen. 

Und ich öffne mit diesen Gedanken als Markenbotschafterin der Wirtschaft neue Märkte – bei Unternehmen, die früher dachten, man könne diese Zielgruppe nur mit Gummistrümpfen und Magnesium erreichen. 

Ich empfinde mich als Vertreterin einer unglaublich spannenden Generation – als Farbtupfer, als Mutmacherin. Das mal so reingeschmissen. 

Sybille: 
Glaubst du denn, da wandelt sich gerade etwas in der Gesellschaft? Oder würdest du sagen, du bist da schon eher an der Speerspitze unterwegs und ziehst die anderen mit? 

Greta: 
Also, die Welle rollt längst! Es mag sein, dass ich da ein bisschen früher am Start war – ich weiß gar nicht genau, woran das liegt. Aber mein YouTube-Kanal hat tatsächlich mein Weltbild verändert. 

Da draußen sind so viele, die aufatmen und sagen: „Mein Gott, endlich kommt mal ans Tageslicht, was Alter heute eigentlich ist!“ Und da können wir gerne mal genauer hinschauen. 

Jens: 
Ja, was würdest du denn sagen: Was ändert sich denn überhaupt? Müssen wir speziell für die Älteren etwas tun – oder ist das gar nicht nötig? 

Greta: 
Oh, danke für diese Frage! Das ist, glaube ich, schon eine ganz große Kernfrage. Ich möchte das gerne unterteilen – einmal in: Das sind die zukünftigen Käuferinnen und Käufer, die bleiben – und brechen da nicht weg. Und dann sage ich: Ja, verzeih bitte – dem Fachkräftemangel sei Dank! 

Denn jetzt wird plötzlich klar: Was ist denn überhaupt Lebens-Know-how? Was ist Erfahrung – und was bedeutet das als stabilisierender Faktor für Unternehmen? Wenn die Älteren mit dabei sind, ist das ein enormer Gewinn. 

Für mich ist Alter ein Adelstitel. Früher habe ich das Wort vermieden – also nicht, dass ihr euch wundert und zusammenzuckt – heute kann ich es ganz flüssig aussprechen und weiß, was das für eine tolle Zeit ist. 

Die Älteren haben schon manche Krise erlebt und wissen: Das geht vorbei. Und das können sie auch ihren Kolleginnen und Kollegen vermitteln, die vielleicht gerade denken: „Oh je, was passiert jetzt?“ 

Es ist uns auf anderen Gebieten doch so geläufig: Wir wissen, dass jemand eine zweite Fremdsprache viel besser und schneller lernt, wenn er schon eine kann. Oder dass jemand, der ein Musikinstrument spielt, ein zweites schneller lernt. Das ist Allgemeingut. 

Genauso ist es im Handwerk: Jemand, der seit 30 Jahren arbeitet, wird ein neues, technisch herausforderndes Gerät schneller und vielseitiger einsetzen können als jemand, der die Bedienungsanleitung nur auswendig kennt. 

Da gibt es in der Wirtschaft, glaube ich, noch eine gewisse Diskrepanz. Viele denken: „Die neuen Ideen müssen her – die Alten haben nicht mehr so viel Kraft.“ Aber da dürfen wir noch mal drüber nachdenken. Erfahrung ist ein toller Faktor! 

Und es gibt viele Beispiele dafür: Das Bundesministerium – das sicherlich überall bekannt ist – hat den Aufruf gestartet, bestehende Systeme, die Fachkräfte sichtbar machen, zu würdigen. Dafür wurde der Deutsche Fachkräftepreis ausgelobt. Ich durfte dort in der Jury sitzen und bei der Laudatio dabei sein. 

Ich habe so viele tolle Beispiele gesehen – Unternehmen, die schon seit Jahren erfolgreich neue Wege gehen. Da waren über 500 Einreichungen – und man kann sich das alles auf der Webseite des Deutschen Fachkräftepreises anschauen. 

Das sind kleine und mittlere Betriebe: Maler, Tischlereien, Handwerksbetriebe – nicht nur die großen Player. Es geht um Ausbildung, Digitalisierung und natürlich auch um die Best Ager

Die Wirtschaft ist da schon sehr hellwach! Und auf dem Fachkräftekongress, der am selben Tag stattfand wie die Preisverleihung, waren über 700 Teilnehmende. 

Diese Stimmung dort war beeindruckend – kein klassisches „Wo ist der nächste Kunde?“-Visitenkartengeschiebe, verzeiht die Formulierung –, sondern echtes Interesse: „Wie können wir gemeinsam etwas machen? Wo sind die guten Beispiele, von denen wir lernen können?“ 

Ich war wirklich erstaunt, was längst schon alles umgesetzt wird. Es ist kein Neuland mehr – wie ich ursprünglich dachte. 

Sybille: 
Wir haben ja gerade schon über die Babyboomer gesprochen – also die älteren Jahrgänge, die in ihrem Leben viel gelernt haben und vieles weitergeben können. Und jetzt treffen sie auf eine neue Generation, nämlich die Generation Z. 

Über die heißt es ja oft in den Medien: „Oh Gott, die ticken ganz anders, das passt gar nicht zusammen, Konflikte sind da vorprogrammiert.“ Hast du da Erfahrungen aus der Realität? Wie verstehen sich – in Anführungszeichen – die Alten mit den Jungen? 

Greta: 
Also, in meinen Augen läuft das viel besser, als es der Ruf vermuten lässt. Und ich feiere die Generation Z sogar! Denn sie hinterfragt Systeme – und das ist gut so. 

Ich habe Hochachtung vor den alten, hierarchischen Strukturen. Sie haben Deutschland nach dem Krieg groß gemacht – keine Frage. Aber ich glaube, es ist eine gewisse Ermüdung eingetreten. Und dass das jetzt hinterfragt wird, finde ich großartig. 

Ich glaube, die Kommunikation zwischen Jung und Alt funktioniert oft hervorragend. Schwierig wird es eher bei Menschen, die ängstlich sind – auf beiden Seiten. 

Die Jungen denken vielleicht: „Oh je, die Älteren merken gleich, dass ich gar nicht so viel kann.“ Und die Älteren denken: „Hoffentlich sehen die Jungen nicht, dass ich gar nicht so modern bin.“ 

Oder man kann das noch erweitern – auf Menschen aus anderen Kulturkreisen. Die eigentliche Frage lautet also: Wie können wir ängstliche Menschen selbstbewusster machen? Denn genau darum geht es. 

Sybille: 
Also eigentlich geht es um das menschliche Grundbedürfnis, wertgeschätzt zu werden – für das, was man ist, für die Erfahrung, die man mitbringt, und für die Stabilität, die man ins Unternehmen bringt. Aber eben auch für neue Ideen. 

Eher also dieses Gemeinsame betonen, die geteilten Ziele. Und das hast du ja auch gerade angesprochen – zum Beispiel beim Fachkräftekongress, wo wir uns ja auch persönlich kennengelernt haben. Das war für mich ein ganz besonderes Erlebnis, auch deine Energie mal live zu spüren, die jetzt hier schon rüberkommt. 

Wenn wir also sagen, die Unterschiede sind gar nicht so groß und wir haben ähnliche Bedürfnisse – würdest du Unternehmen trotzdem einen Tipp geben, wie sie Beschäftigte 55 plus glücklich, zufrieden und motiviert im Arbeitsalltag halten können? 

Greta: 
Also, ich würde sagen: Das ist gar nicht anders als bei den Jungen. Du hast die Schlagworte ja schon genannt – auf Augenhöhe wahrnehmen, Stärken erkennen, Bedürfnisse sehen. 

Und jetzt – ich weiß gar nicht, ob ich hier einen Buchtitel erwähnen darf, also sonst … 
 
Klaro, raus damit! Wundervoll, wundervoll. Zum Beispiel von Bodo Janssen„Das neue Führen“ – da beschreibt er, wie die gesamte Leitung in seiner Hotelkette neu aufgestellt wurde. Das ist jetzt etwa 13 oder 15 Jahre her, und nach drei Jahren hatte sich der Gewinn verdoppelt. Es gab so viele Bewerbungen, dass sie sogar absagen mussten, weil der Zuspruch so groß war. 

Oder ein Buch von Boris SteixnerCEO – Chief Energy Officer, wie er es übersetzt. Da unterhalten sich zwei Personen: einer, der schon diesen neuen Weg geht, und einer, der sagt: „Hier, einer muss ja den Hut aufhaben, einer muss die Verantwortung tragen – das geht ja sonst nicht!“ Und das klärt sich in diesem tollen Fallbeispiel auf wunderbare Weise. 

Ein Satz aus diesem Buch gefällt mir besonders: „Es reicht nicht zu sagen: Glückliche Kühe geben die meiste Milch.“ Es muss der Führungskraft am Weiterkommen und am Wohl der Mitarbeitenden liegen – echtes menschliches Wohlwollen ist entscheidend. 

Das erscheint manchem vielleicht anstrengend oder sogar bedrohlich. Aber der Schlüssel ist: Finde das, was du an deinem Gegenüber gut findest – sei es der Lieblingsfußballverein, die Art, wie jemand seine Schuhe bindet, oder einfach ein Thema, über das man ins Gespräch kommen kann. Darüber entsteht eine Brücke. 

Das gilt übrigens auch für die Generationenfrage: Fragen stellen wie „Warum hast du damals hier angefangen?“ oder „Was hat dich damals motiviert?“ – so kommt man ins Gespräch und kann herausfinden, wo man den Menschen abholen kann. Das bringt schon ganz, ganz viel. 

Und dann gab es noch diese eine kühne Frage, die ich sehr mag. Ein Vorstandsvorsitzender wollte eine knappe Antwort, kein Blabla, und derjenige, der den neuen Ansatz implementieren wollte, sagte: „Lernen Sie, sich selbst zu lieben.“ 

Das klingt erst mal so, als würde man jetzt ins Spirituelle abdriften, aber keine Sorge – es bleibt sachlich. Die Frage dahinter ist: Sind wir nicht selbst unsere schlimmsten Kritiker? Wenn wir so hart mit uns selbst umgehen, fällt es uns natürlich schwer, freundlich zu unseren Mitarbeitenden zu sein. Je liebevoller wir mit uns selbst umgehen, desto besser können wir auch auf andere zugehen. 

Sybille: 
Das ist jetzt so der grundsätzliche Blick. Aber wenn ich dieses Ziel als Unternehmen konkret verfolgen möchte – die Menschen also möglichst lange im Betrieb zu halten –: Welche Rolle spielen dann Dinge wie Benefits oder Weiterentwicklungsmöglichkeiten, gerade auch für die Best Ager? Wie kann man sie unterstützen oder ihnen Wertschätzung zeigen? 

Greta: 
Das trifft eigentlich wieder auf alle zu: Gesehen werden. 

Diese alte Praxis – „Für dich lohnt sich keine Fortbildung mehr, du gehst ja bald in Rente“ oder „Wir haben da ja so ein Frühpensionierungsprogramm“ – das ist ganz furchtbar! Oft wird das dann auch noch mitleidsvoll mitgedacht – so nach dem Motto: „Wir sorgen ja für dich.“ Da kriege ich die Krise! Das will keiner. 

Es ist eine Managementaufgabe, die Potenziale richtig einzusetzen. Und da dürfen wir genauer hinschauen: Es gibt keine Lebensphase, in der jemand dauerhaft volle Arbeitskraft bringen kann. 

Die Jungen haben Unsicherheiten – „Welchen Weg gehe ich?“ –, die jungen Eltern haben Stressmomente, andere kämpfen mit instabiler Gesundheit oder pflegebedürftigen Eltern. Und ja, auch das Alter bringt Herausforderungen. Aber die haben wir in allen Lebensphasen. 

Die Aufgabe von Führung ist es, die Menschen an die richtige Stelle zu setzen. 

Der Astrophysiker Stephen Hawking hat einmal gesagt: „Das Überleben der Menschheit wird davon abhängen, wie empathiefähig sie ist.“ 
Und genau das hat die Wirtschaft als ihre Rettung erkannt. 

Wie gehen wir miteinander um? Das ist die entscheidende Frage. 

Und noch etwas Spannendes kommt hinzu: Empathie ist – das muss man so sagen – eine Domäne der Frau. Die Zukunft der Wirtschaft braucht also die Älteren, klar, aber auch die Frauen wieder ganz vorne! 

Da gibt es tolle Modelle – etwa mit flexiblen Arbeitszeitkonzepten. Ein Gewinnerprojekt beim Deutschen Fachkräftepreis war ein Unternehmen, das einen Flex-Pool eingeführt hat. 

In diesem Pool kann jede und jeder die Arbeitszeit individuell gestalten. Ältere Mitarbeitende können sagen: „Ich möchte gern noch ein bisschen mitarbeiten, aber in reduziertem Umfang.“ Junge Leute, die gern reisen, sagen vielleicht: „Ich arbeite zwei Monate, dann nehme ich mir einen Monat frei.“ Andere wollen nur mittwochs arbeiten – alles ist möglich. 

Das hat am Anfang für Skepsis gesorgt: „Wir müssen uns doch festlegen – halbtags oder ganztags!“ Aber als die Kolleginnen und Kollegen verstanden haben, dass dieser Flex-Pool alle Zeiten abdeckt – Krankheit, Urlaub, Pflegezeiten –, war plötzlich Ruhe im System. Im Gegenteil: Die Stimmung wurde besser. 

Früher nannte man so etwas „Springer-Funktion“. Das war verloren gegangen – da hieß es dann: „Die Plätze sind fix, die Kolleginnen und Kollegen können sich nur gegenseitig vertreten.“ Das mag im Urlaub gehen, aber wenn jemand kinderlos ist und ständig jemanden vertreten soll, der häufig wegen Kind krank ausfällt – das sorgt für Unmut und schlechte Stimmung. 

Also: Es gibt viele Beispiele, wie man das auffangen kann und was man auch den Älteren anbieten kann. Flexible Lösungen, individuelle Gespräche – einfach fragen: „Was glaubst du, wo hast du in der Vergangenheit das Unternehmen am meisten unterstützt?“ 

Ich habe diese Frage neulich einer jungen Person gestellt, und sie sagte: „Nicht bei dem, wofür ich bezahlt werde.“ 

Und das war so spannend, weil sie dann erzählte, was sie nebenbei alles leistet – und wo sie eigentlich den größten Effekt fürs Unternehmen hat. Wenn das einmal ausgesprochen wird, kann das wahnsinnig viel bewegen. 

Sybille: 
Ja, das war ein tolles Beispiel. Und ich finde, du hast gerade wunderbar beschrieben, dass es gar kein spezielles Programm für Ältere braucht. 

Wir können das Konzept der lebensphasenorientierten Personalpolitik anwenden: Menschen unterschiedlichen Alters haben unterschiedliche Bedürfnisse – nach Flexibilität, nach Verantwortung, nach Auszeiten. 

Man kann Instrumente schaffen, die sowohl für junge Väter funktionieren als auch für ältere Beschäftigte, die sich vielleicht um Partner, Enkelkinder oder den Garten kümmern möchten. 

Jens: 
Und jetzt gibt es ja die Best Ager nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern auch auf dem Arbeitsmarkt. Wir haben Fachkräftemangel – wie können Unternehmen mit ihnen in Kontakt treten und sie ansprechen? Was muss man bieten, damit jemand im besten Alter sagt: „Ja, das ist noch mal eine Herausforderung, die ich gern annehme“? 

Greta: 
Ich habe neulich ein böses Wort gehört: „Es gibt gar keinen Fachkräftemangel – es gibt nur Unternehmen, für die keiner mehr arbeiten will.“ 

Ich glaube, da ist was dran. Wir müssen unterscheiden – und genauer hinschauen: Was kann ein Unternehmen tun, um die Energie und Freude an der Arbeit wieder zu fördern? 

Ich arbeite unglaublich gern, und das sieht man mir auch an. Arbeit kann Spaß machen – gemeinsam etwas zu kreieren, das begeistert! 

Und da frage ich mich auch: Wie erleben Kinder oder Jugendliche ihre Eltern? Wie kommen die nach Hause – völlig erschöpft oder erzählen sie begeistert, was sie geschafft haben? 

Ich glaube, diese Freude an der Arbeit steckt in uns allen – auf Knopfdruck abrufbar. Das ist kein jahrelanger Prozess. Ich möchte der Wirtschaft wirklich Mut machen, die beste Version von sich selbst zu leben – groß zu denken statt in kleinen Schritten. 

Also: Menschen ansprechen, sie fragen: „Was brauchst du?“ Und dann sagen: „Wir stricken dir deinen idealen Job.“ 

Nicht in starren Kategorien denken, nicht nur Anforderungen herunterbeten – sondern Pools schaffen, in denen man die Stärken der Menschen erkennt und daraus etwas unglaublich Starkes und Gewinnbringendes für beide Seiten macht. 

Sybille: 
Also einfach eine größere Offenheit transportieren – nicht zu eng schon die Themenfelder umreißen, um die es später gehen wird, auch nicht in der Stellenausschreibung. Wenn ich jetzt ein kleines Unternehmen hätte und gerne Ältere für mich gewinnen möchte: Wie kann ich denn Dinge wie Spaß, Freude und die Möglichkeit, mitzugestalten, zeigen? 

Greta: 
Ich würde das direkt in die Anzeige – oder wo auch immer es erscheint, auf der Webseite – schreiben. In der Wir-Form: Bei uns im kleinen Unternehmen steht an erster Stelle, dass es uns gelingen wird, Arbeit wieder spaßvoll zu gestalten, sodass wir gerne hierherkommen. Bei all den Vorgaben zu Homeoffice und Präsenz ist etwas Wesentliches verloren gegangen, wenn Menschen nicht mehr gerne kommen, um Kolleginnen und Kollegen zu treffen. Also: Was kann ich tun, damit sie gerne hierherkommen? Und das ist nicht der Fußballkicker oder die Schokolade auf dem Schreibtisch. Es ist das Miteinander und wie wir miteinander umgehen. Das ist machbar! Es gibt so viele tolle Beispiele – lasst euch anstecken und erwartet die beste Version. Geht mit diesen Punkten auf die Webseite, in die Inserate. Das steht bei uns an erster Stelle: Wir haben keine „Kollegen“, wir haben Menschen – mit eigenen Bedürfnissen, eigenen Ideen. Und hier ist Platz dafür, hier ist Raum dafür. 

Sybille: 
Falls Sie zu denen gehören, die es ganz genau wissen wollen – wenn Sie Zahlen, Fakten und Analysen rund um Fachkräftesicherung in Deutschland interessieren –, dann schauen Sie doch mal auf kofa.de vorbei. Dort gibt es praktische Hinweise und Tipps für moderne, strategische Personalarbeit – wissenschaftlich fundiert. Übrigens: Zu unserem heutigen Thema finden Sie dort ganz frisch das KOFA-Kompakt zu älteren Beschäftigten am Arbeitsmarkt. Einfach auf kofa.de gehen und unter „Daten & Fakten“ nachschauen. 

Sybille: 
Coaching to go – zum Mitnehmen: 
Im „besten Alter“, wie man so schön sagt – die Menschen zwischen 50 und 60 Jahren –, sind sie unglaublich wichtig für die Wirtschaft. Die Best Ager im Unternehmen können ein gewaltiger Hebel gegen den Fachkräftemangel sein, wenn es Ihnen als Unternehmerin oder Unternehmer gelingt, genau diese Beschäftigten davon zu überzeugen, noch ein bisschen zu bleiben – und sie mit vollem Herzen zu unterstützen. Und Greta hat jetzt noch drei Tipps, die Ihnen dabei helfen können, Best Ager an Ihr Unternehmen zu binden. 

Greta: 
Erstens: Glauben Sie an die Kraft, dass Arbeit Spaß macht. Eigene Kreativität darf sichtbar werden – verrückte Ideen zulassen, weil sie neu sind und (noch) nicht hinterfragt. 
Zweitens: Das Miteinander. Die Energie im Unternehmen ist fühlbar, ja messbar. Wir merken in jedem Meeting – noch bevor jemand spricht –, ob gerade gefeiert wurde oder geknallt hat. Wir selbst strahlen diese Energie aus und sind Teil davon; das ist uns oft nicht bewusst. 
Drittens: All das wieder hervorheben – wir haben unendlich viele Möglichkeiten. 

Sybille: 
Zum Mitnehmen: Unser Gast heute war Greta Silver. Wenn Sie mal in Gretas Podcast reinhören wollen – der heißt „Glücklich sein ist eine Entscheidung“. Außerdem gibt es einen YouTube-Kanal – suchen Sie einfach nach Greta Silver. Greta, ganz herzlichen Dank dafür, dass du heute hier bei uns warst. 

Greta: 
Es war mir ein Vergnügen. 

Sybille: 
Wunderbar! Ich habe den „Adelstitel Alter“ mitgenommen – und noch ganz viel mehr. Greta, ich wünsche dir weiterhin alles Gute. Mach weiter so, motiviere und inspiriere – das macht echt Spaß mit dir. 

Greta: 
Das werde ich mit Sicherheit machen. Und ihr bringt ja auch weiter tolle Ideen in die Welt – das ist wichtig und macht Spaß. 

Jens: 
Und zwar schon am 12. Juni – dann gibt’s die nächste Folge: Feedback – Wertschätzung als Schlüssel

Sybille: 
Tust du dich leicht mit Feedback, Jens? 

Jens: 
Ich denke schon. Ich habe da keine großen Berührungsängste. Man sagt ja: Feedback ist ein Geschenk – und wenn man das so sehen kann, hat man schon viel gewonnen. Wir haben auch wieder einen tollen Gast auf dem KOFA auf dem Sofa: Laura Bornmann. Viele kennen sie noch als REWE-Managerin – inzwischen macht sie etwas Neues. Mal schauen, was sie umtreibt. Ich freue mich auf jeden Fall! 

Sybille: 
Es wird um große Wertschätzung gehen. Bis dahin von uns erstmal ein wertschätzender Dank dafür, dass Sie heute wieder reingehört haben – und wir sagen Tschüss, bis zum 12. Juni

Jens: 
Tschüss, machen Sie’s gut. 

Sybille: 
Fachleute für Fachkräfte – KOFA auf dem Sofa, der Podcast. 

Helfen Sie uns, besser zu werden!

Welche Angebote im Bereich Personalarbeit und Fachkräftesicherung sind für Sie besonders hilfreich? Und wie kann das KOFA Sie noch besser unterstützen?

Um die Umfrage anzuzeigen, klicken Sie bitte auf "Umfrage laden" und erlauben Sie damit die erforderlichen Cookies.