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Kompetenzen feststellen mit check.work

Kompetenzen feststellen mit check.work

Die Online-Anwendung check.work hilft Arbeitgebern, die Kompetenzen von Flüchtlingen richtig einzuschätzen. Helmut Stangl erklärt, wie das Tool funktioniert.

Wie gelingt es, das Wissen und die berufliche Erfahrung von Flüchtlingen richtig einzuschätzen, um die Arbeitsmarktintegration zu erleichtern? Diese Frage hat sich bereits 2015 ein Team des Meramo Verlags gestellt – und das Online-Tool check.work entwickelt. Check.work unterstützt Beratungs- und Vermittlungsfachkräfte sowie Unternehmen dabei, die beruflichen Fachkenntnisse und Erfahrungen richtig einzuordnen. Im Interview erklärt Helmut Stangl, Chefredakteur des Meramo Verlags, wie die Online-Anwendung funktioniert und wie Unternehmen heute davon profitieren können.

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Ein Online-Tool hilft, Berufserfahrung und Kenntnisse bei Flüchtlingen richtig einzuschätzen

Herr Stangl, welche Gründe gab es für die Entwicklung von check.work?

Helmut Stangl: Wir haben sehr früh, nachdem 2015 immer mehr Geflüchtete in Deutschland aufgenommen wurde, gesehen, dass es bei deren Integration in den Arbeitsmarkt besondere Hürden gibt. Viel zu häufig kam es vor, dass Geflüchtete aufgrund sprachlicher und kultureller Barrieren in unpassenden Qualifizierungsmaßnahmen und Hilfsangeboten gelandet sind. Ich möchte da gerne einen Handwerksmeister aus Bayernzitieren, der uns bei der Entwicklung von check.work beraten hat: „Ich wäre schon dankbar, wenn wir nicht ständig Elektrofachleute in Holzfachkursen sitzen hätten.“ Daran sieht man, dass es wirklich Probleme gab.

Wie kann es zu solchen Fehlern in der Kompetenzeinschätzung kommen?

Helmut Stangl: Man muss sich bewusst machen, dass die Berufsbilder in anderen Ländern häufig sehr viel anders sind als bei uns. Wenn Beraterinnen und Berater Geflüchtete fragen: „Welchen Beruf haben Sie ausgeübt?“ haben beide Seiten mit kulturellen Barrieren zu tun, da Menschen aus verschiedenen Ländern jeweils in eigenen beruflichen Kategorien denken.

Auch hier hilft ein Beispiel: In einer frühen Entwicklungsphase von check.work haben wir Elektrofachleute gesucht, um das Programm einem ersten Praxistest zu unterziehen. Nun haben sich viele Menschen aus Syrien gemeldet, die sich selbst als „electrical engineer“ bezeichneten. Trotzdem konnten sie mit unseren Fragen zur Elektrotechnik nichts anfangen. Schnell stellte sich heraus: Die Syrer bezeichneten mit „electrical engineering“ einen Tätigkeitsbereich, der bei uns von Programmierern oder Informatikern ausgeführt wird – nicht aber von Elektrotechnikern. Man sieht: Es ist nicht einfach, sich über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg über Berufsprofile auszutauschen.

Wie löst check.work dieses Problem?

Helmut Stangl: Das Online-Tool check.work fragt nicht nach Berufen oder Abschlüssen. Stattdessen wählen die Geflüchteten bei uns Bilder von Tätigkeiten aus, die sie in ihrer Berufslaufbahn durchgeführt haben. Um es konkret zu machen: Die Testperson bekommt ein Bild von einem Bäcker gezeigt. Darunter steht in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch oder Farsi „Brot backen“. Die Testperson muss dann lediglich mit „Ja“ oder „Nein“ antworten. Dann wird das nächste Bild eingeblendet. So wissen wir am Ende des Tests ganz konkret, welche praktischen Berufserfahrungen bei der Testperson vorliegen. Im Ergebnis zeigt check.work dann die Berufe, in denen diese Erfahrungen wichtig sind.

Wie profitieren Unternehmen von check.work?

Helmut Stangl: Zunächst einmal hat jedes Unternehmen natürlich die Möglichkeit, eine Lizenz für check.work zu erwerben und in der Bewerbungsphase einzusetzen. Die Unternehmen erhalten so erste Hinweise darauf, ob die Erfahrungen der Bewerber sich mit den Tätigkeiten decken, mit denen sie im Unternehmen zu tun haben werden. Vor allem profitieren die Unternehmen aber indirekt von dem Einsatz des Tools. Wenn in der Beratungs- und Vermittlungsarbeit festgestellt werden konnte, dass ein Geflüchteter bereits Vorerfahrung in einem bestimmten Bereich gesammelt hat, so kann er auch viel passgenauer – zum Beispiel in ein Praktikum in ein Unternehmen – vermittelt werden. Die Unternehmen haben die Sicherheit, dass da jemand kommt, der die Branche grundsätzlich kennt und realistische Erwartungen hat, was im Arbeitsalltag auf ihn zukommt. Ich denke, die Enttäuschungs-Gefahr auf beiden Seiten ist durch den Einsatz von check.work sehr viel geringer.

Wer kann check-work nutzen?

Helmut Stangl: Jede Organisation und jedes Unternehmen in Deutschland kann check.work nutzen. Unter www.check.work.defindet man unsere Kontaktdaten. Dort können Interessierte auch kostenlose Probelizenzen anfragen. Alles was man zur Nutzung braucht ist ein Computer, eine Internetverbindung und den Lizenz-Schlüssel. Die Durchführung des Tests  dauert in den meisten Fällen nicht mehr als eine halbe Stunde.