Wie ist Ihr Konzept zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf entstanden?
Müller: Unser Unternehmen beschäftigt sich schon immer mit dem Thema Familienfreundlichkeit. Zum Beispiel bieten wir eine Kinderferienbetreuung an. Aber Familie heißt auf der anderen Seite immer öfter auch, Angehörige zu pflegen – gerade jetzt im demografischen Wandel, wenn die Eltern tendenziell älter werden. Bei diesem Thema möchten wir unsere Mitarbeiter genauso unterstützen.
Haben Sie denn Schwierigkeiten, Personal zu finden?
Müller: Auszubildende zu finden ist für uns zum Beispiel sehr einfach, weil wir in der Region bekannt und als Arbeitgeber auch beliebt sind. Schwierig wird es aber bei den Außendienstmitarbeitern oder auch bei Spezialisten aus dem medizinisch-wissenschaftlichen Bereich, wo wir bestimmte Anforderungen an den Studienabschluss haben.
Was umfasst Ihr Angebot an die Mitarbeiter im Einzelnen?
Dorsch: Zentral ist die kostenlose Erstberatung durch die AWO. Es gibt einen festen Termin pro Woche, an dem Herr Scholz für unsere Mitarbeiter da ist. Die Mitarbeiter besprechen ihr Anliegen vertraulich direkt mit ihm. Außerdem laden wir ungefähr zwei Mal im Jahr Experten zu Vorträgen ein – zuletzt ging es zum Beispiel um das Thema Vorsorgevollmacht. Über unsere zinslosen Kredite können Betroffene Umbaumaßnahmen finanzieren, etwa die Türverbreiterung für Rollstuhl oder Rollator. Und bei uns im Personalbüro können Betroffene sich ein Erste-Hilfe-Paket abholen: Hier haben wir alle Informationen zu Beratungsstellen und Pflegeangeboten in der Region zusammengefasst.
Und wieviel kostet Sie das?
Dorsch: Der AWO zahlen wir für die Beratungsdienstleistung 400 Euro im Monat. Bei den Vorträgen können es je nach Referent 500 Euro oder auch einfach nur ein paar Euro als Spende sein. Dazu kommen noch die Kosten für Flyer und Plakate, mit denen wir unser Pflege-Konzept im Unternehmen bekanntgemacht haben.
Was empfehlen Sie anderen Unternehmen: Lohnt es sich, Hilfe bei der Pflege anzubieten?
Dorsch: Ich würde mich freuen, wenn andere kleine und mittlere Unternehmen sich bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf stärker engagieren würden. Wir versuchen schon lange, zu dem Thema ein Netzwerk mit anderen Mittelständlern der Region aufzubauen. Wir haben durch die Pfleger-Pflege klare Vorteile: Wir beugen Ausfallzeiten vor, binden die Mitarbeiter noch enger ans Unternehmen und können auch bei Bewerbungsgesprächen mit dieser Unterstützung punkten. Wichtig bei der Einführung eines Pflege-Konzeptes ist es, vorher mit den Mitarbeitern zu sprechen: Was sind die Themen, wobei genau brauchen sie Hilfe? Dann sollten die Entscheider in der Geschäftsführung mit ins Boot geholt werden, um zu signalisieren, dass es wirklich auch von der obersten Ebene gewollt ist, sich Hilfe beim Thema Pflege zu holen.
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