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Potenziale und Grenzen digitaler Berufsorientierung

KOFA Kompakt 3/2023


Zuletzt aktualisiert: 21. April 2023

Die Corona-Pandemie hat auch den Ausbildungsmarkt getroffen und Unternehmen im Bereich der Berufsorientierung vor neue Herausforderungen gestellt. Viele Unternehmen konnten Berufsorientierungsmaßnahmen nicht wie gewohnt in Präsenz anbieten. Dieser KOFA Kompakt untersucht, welche Berufsorientierungsmaßnahmen Unternehmen klassisch und /oder digital angeboten haben und ob digitale Angebote eine langfristige Ergänzung der Präsenzangebote sind.

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Viele Berufsorientierungsmaßnahmen auch digital und hybrid

Während fast neun von zehn ausbildungsaktiven Unternehmen im Jahr 2021 mindestens eine klassische Berufsorientierungsmaßnahme angeboten haben, bot bisher nur jedes zweite Unternehmen mindestens eine digitale Maßnahme an. Am häufigsten wurden Praktika klassisch in Präsenz im Betrieb angeboten (43,1 Prozent). 1,8 Prozent der Unternehmen boten ausschließlich digitale Praktika und 0,9 Prozent der Unternehmen sowohl Präsenz- als auch digitale Praktika an.

Social Media gewinnt an Bedeutung

Die Bedeutung von Social-Media-Aktivitäten bei der Berufsorientierung nimmt stetig zu. Mittlerweile nutzt jedes dritte kleine Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden (33,1 Prozent) mindestens eine Social-Media-Plattform. Bei großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden sind es bereits fast drei von vier. Hierzu gehört z. B. das Pflegen einer eigenen Instagram-Seite, um regelmäßig über das Unternehmen zu informieren und mit potenziellen Azubis zu interagieren.

Schulkooperationen bleiben im Trend

Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen werden im Bereich der Berufsorientierung weiterhin gerne genutzt. Fast jedes dritte Unternehmen arbeitet ganz klassisch mit einer Schule zusammen (27,3 Prozent). Nur gut vier Prozent der Unternehmen nutzen bisher digitale Schulkooperationen (4,3 Prozent) und hinzu kommen knapp drei Prozent der Unternehmen, die beide Varianten nutzten. Möglichkeiten für digitale Schulkooperationen können zum Beispiel das Zuschalten eines Unternehmens in den Unterricht oder digitale Beiträge für Projekttage sein.

Mit Berufsorientierung Ausbildungsplätze besetzen

Unternehmen, die sich bei der Berufsorientierung junger Menschen engagieren, haben ein zentrales Ziel: junge Menschen für ihre Berufe und ihr Unternehmen zu begeistern und so auch ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Als häufigste Ursache für unbesetzte Ausbildungsplätze werden von Unternehmen zu wenig Bewerbungen genannt (74,9 Prozent aller Unternehmen, die nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnten).

Digitale Berufsorientierung bietet Unternehmen die Chance, junge Menschen in „ihren" Kanälen zu erreichen und sich als modernes und attraktives Unternehmen zu präsentieren. Auch für das Kontakthalten mit potenziellen Auszubildenden sind digitale Berufsorientierungsformate ein gutes Instrument. Unternehmen schätzen an digitalen Berufsorientierungsmaßnahmen, zeit- und ortsunabhängig agieren zu können. Dennoch nutzen Unternehmen diese Kontaktwege (noch) nicht mit der Absicht, auch überregional Jugendliche anzusprechen.

Digitale Berufsorientierung nach Corona

Über 80 Prozent der Unternehmen, die mindestens eine digitale Berufsorientierungsmaßnahme eingesetzt haben, möchten ihre digitalen Angebote entweder ausbauen oder zumindest beibehalten. Nur eine geringe Anzahl von Unternehmen möchte diese reduzieren oder komplett einstellen.

Hemmnisse für (mehr) digitale Berufsorientierung

Ein Hemmnis für (mehr) digitale Berufsorientierung sind Bedenken zum Datenschutz und mangelnde digitale Infrastruktur. Zwei von drei Unternehmen nennen hohe Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit als Hinderungsgrund, keine digitale Berufsorientierungsangebote anzubieten oder weiter auszubauen. In etwa die gleiche Anzahl von Unternehmen sieht sowohl Probleme bei der Vernetzungsinfrastruktur als auch bei der digitalen Ausstattung der Schulen.

Ausblick

Klassische Berufsorientierungsmaßnahmen werden von Unternehmen und auch Jugendlichen weiterhin bevorzugt, aber digitale Angebote gewinnen an Bedeutung. Unternehmen können von digitalen Berufsorientierungsmaßnahmen profitieren, um potenzielle Auszubildende zu gewinnen. Viele Maßnahmen, wie beispielsweise Social-Media-Aktivitäten, sind dabei kein Ersatz klassischer Maßnahmen, sondern ein zusätzlicher Kanal. Auch nach Corona wollen Unternehmen digitale Angebote weiter ausbauen oder zumindest beibehalten. Praktika, Social-Media-Aktivitäten und Schulkooperationen sind bei der Berufsorientierung besonders beliebt. Allerdings sind Bedenken zum Datenschutz und mangelnde digitale Infrastruktur Hemmnisse für (mehr) digitale Berufsorientierung. Unternehmen können ihre Auszubildenden in die Gestaltung der digitalen Maßnahmen einbeziehen, um die Berufsorientierung noch passgenauer zu gestalten.