
Ländlicher Raum: Unbesetzte Lehrstellen verstärken Fachkräfteengpässe
KOFA Kompakt 11/2025Mehr Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber im ländlichen Raum
Im ländlichen Raum gibt es nicht genügend Bewerberinnen und Bewerber, um rechnerisch alle gemeldeten Ausbildungsplätze besetzen zu können. In dünn besiedelten, ländlichen Regionen und in ländlichen Regionen mit Verdichtungsansätzen kamen zuletzt lediglich 73 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 gemeldete Ausbildungsplätze. Hingegen sind es immerhin 91 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 gemeldete Ausbildungsstellen in städtischen und städtisch geprägten Regionen. Nachwuchskräfte sind die Fachkräfte von morgen. Gelingt es Unternehmen in ländlichen Regionen nicht, ausreichend Auszubildende zu rekrutieren, dürfte sich die Fachkräftesituation weiter verschärfen.
Je ländlicher die Region, desto großer der Anteil an unbesetzten Ausbildungsplätzen
Die Analyse nach Raumtyp zeigt: Je ländlicher eine Region, desto höher der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen. In dünn besiedelten, ländlichen Regionen blieb 2024 jede siebte (15,1 Prozent) der knapp 62.000 gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt. Während in städtischen Regionen etwa jede zehnte (10,4 Prozent) gemeldete Ausbildungsstelle unbesetzt blieb.
Trotz teils unbesetzter Ausbildungsstellen haben einige Bewerberinnen und Bewerber keinen Ausbildungsplatz und keine Alternative gefunden und blieben somit unversorgt. Im Jahr 2024 war der Anteil an unversorgten Bewerberinnen und Bewerber in städtischen Regionen mit 19,5 Prozent besonders hoch. Hingegen blieben nur 12,5 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber in dünn besiedelten, ländlichen Regionen unversorgt. Das zeigt: Unversorgte Bewerberinnen und Bewerber aus Städten hätten teils bessere Chancen, wenn sie eine Ausbildung im ländlichen Raum in Betracht ziehen
Regionale Unterschiede bei Ausbildungsberufen
Die Verteilung der Ausbildungsplätze unterscheidet sich zwischen ländlichen und städtischen Regionen. In ländlichen Regionen dominieren Berufe des Primärsektors wie Landwirtin und Landwirt, Milchtechnologin und Milchtechnologe oder Wasserbauerin und Wasserbauer, während in Städten vor allem kaufmännische, verwaltungsnahe und sicherheitsbezogene Berufe wie Justizfachangestellte und Justizfachangestellter, Kaufmann/-frau für Verkehrsservice oder Fachkraft für Schutz und Sicherheit angeboten werden. Diese Unterschiede lassen sich insbesondere an der unterschiedlichen Wirtschafts- und Industriestruktur in den jeweiligen Raumtypen erklären.
Unbesetzte Ausbildungsplätze gefährden die Fachkräftesicherung
Bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt, leidet die bedarfsgerechte Nachwuchsqualifizierung – mit Folgen für den Fachkräftemangel. Der demografische Wandel verstärkt diesen Effekt zusätzlich, da in den kommenden Jahren viele Beschäftigte der geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Besonders kritisch sind Berufe, die sowohl in städtischen als auch in ländlichen Regionen Nachwuchsprobleme haben. Bei Klempnerinnen und Klempnern etwa blieb zuletzt über ein Drittel der angebotenen Plätze unbesetzt, was die Engpasssituation weiter verschärft.

Regionale Disparitäten erschweren die Besetzung von Ausbildungsplätzen. Unternehmen in ländlichen Regionen sollten deshalb auch aktiv Bewerber:innen aus städtischen Regionen ansprechen und die Chancen sowie Lebensqualität in ländlichen Regionen hervorheben.
Jurek TiedemannStudienautorDen Ausbildungsmarkt im ländlichen Raum stärken
Die Stärkung des Ausbildungsmarkts im ländlichen Raum erfordert bessere Mobilitätslösungen, Wohnangebote für Auszubildende und gezielte Maßnahmen gegen die Abwanderung junger Menschen. Unternehmen können durch Schulkooperationen und Regionalmarketing die Vorteile einer Ausbildung sowie die Lebensqualität im ländlichen Raum hervorheben. Ebenso können Politik und Verwaltung mit gezielten Regionalmarketing, die Attraktivität ländlicher Regionen steigern. Zudem lassen sich durch die Vernetzung der vielfältigen, relevanten Akteure Synergien nutzen und Potenziale heben.