Inklusion in der dualen Berufsausbildung
KOFA-Studie 1/2016
Ein knappes Viertel aller ausbildungsaktiven Unternehmen bildet aktuell aus oder hat in den letzten fünf Jahren Menschen mit Behinderung ausgebildet. Dabei bilden Unternehmen mehrheitlich in anerkannten Ausbildungsberufen aus, die eine drei- bis dreieinhalbjährige Ausbildungsdauer haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 1.385 Unternehmen des KOFA im Rahmen des IW-Personalpanels, die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Jahr 2015 durchgeführt hat.
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KOFA-Studie 1/2016: Inklusion in der dualen Berufsausbildung
Menschen mit Behinderung in der dualen Berufsausbildung: Potenziale zur Stärkung der Inklusion
Die meisten KMU, die Menschen mit Behinderung ausbilden, bilden Jugendliche mit einer Lernbehinderung aus, die zugleich auch die größte Gruppe der jungen Menschen mit Behinderung stellen. Für die Ausbildungsentscheidung von Unternehmen ist der Kontakt zu Menschen mit Behinderung dabei entscheidender als die Unternehmensgröße. Wird bei den Auswertungen der Umfrage berücksichtigt, ob ein Unternehmen bereits Erfahrungen mit Praktikanten oder Mitarbeitern mit Behinderung hat, so verliert die Unternehmensgröße an Bedeutung.
Unterstützungsmaßnahmen für KMU
Eine gelebte Inklusion in der dualen Berufsausbildung ohne die Beteiligung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist nicht denkbar. KMU benötigen dafür keine grundsätzlich anderen Unterstützungsmaßnahmen als große Unternehmen. Allerdings zeigt sich in der KOFA-Studie, dass KMU schlechter über die bestehenden Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten informiert sind und Informationen häufig nicht zu den Verantwortlichen vordringen. Eine direkte Ansprache durch eine KMU-gerechte Aufbereitung von Informationen über bestehenden Maßnahmen würde helfen, um dieses Informationsdefizit zu reduzieren. Insbesondere mit Blick auf die sozialpädagogische Begleitung lässt sich feststellen, dass ein höherer Bekanntheitsgrad, gerade bei kleinen Unternehmen, die Furcht vor einem hohen Betreuungsaufwand, den KMU ohne Erfahrung mit der Zielgruppe nennen, reduzieren kann.
Matchingprozesse stärken
Als größtes Hemmnis bezeichnen sowohl KMU als auch Großunternehmen den fehlenden Kontakt zu jungen Menschen mit Behinderung. Gerade für KMU gestaltet sich jedoch die Kontaktaufnahme schwierig, da sie aufgrund einer niedrigeren Mitarbeiterzahl weniger wahrscheinlich Fachkräfte mit Behinderung beschäftigen. Persönliche Kontakte stellen jedoch eine Hauptkontaktquelle zu jungen Menschen mit Behinderung dar. Maßnahmen, die den Kontakt zwischen KMU und Jugendlichen mit Behinderung fördern, unterstützen somit den Matchingprozess. Hier sind insbesondere die weiteren Akteure in der (Aus-)Bildung von Menschen mit Behinderung für KMU interessante Kooperationspartner. Außerbetriebliche Bildungsstätten wie Berufsbildungswerke und Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind hier ebenso zu nennen, wie allgemeinbildende und berufliche Schulen.
Für alle Unterstützungsmaßnahmen gilt gleichermaßen: Eine Lösung, bei der ein zentraler Ansprechpartner für alle rechtlichen, organisatorischen, inhaltlichen und institutionellen Fragen zur Verfügung steht und über die gesamte Ausbildungszeit eine Lotsenfunktion übernimmt, würde den Aufwand für KMU wesentlich reduzieren. Dies könnte ihr Engagement in der Ausbildung von Jugendlichen mit Behinderung steigern.