
Gastgewerbe: Nachwuchssicherung durch internationale Auszubildende
Das Wichtigste in Kürze
Während der Arbeitsmarkt im Hotel- und Gastgewerbe mit wirtschaftlichem Druck bei gleichzeitigem Fachkräftemangel konfrontiert ist, verzeichnet der Ausbildungsmarkt Zuwächse. Die Zahl der Neuabschlüsse liegt inzwischen über dem Vor-Corona-Niveau. Diese positive Entwicklung geht maßgeblich auf die Rekrutierung internationaler Auszubildender zurück: 44,3 Prozent aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2023 wurden mit Menschen ausländischer Nationalität geschlossen. Ohne sie wäre die Zahl der Neuabschlüsse unter der Annahme gleichbleibender Trends seit 2019 um 19,3 Prozent zurückgegangen.
Arbeitsmarkt vollzieht Trendwende, Fachkräftemangel bleibt
Aufgrund sinkender Umsatzzahlen und steigendem Kostendruck vollzog der Arbeitsmarkt im Hotel- und Gastgewerbe – wie in vielen anderen Branchen – eine Trendwende. Durch einen starken Nachfragerückgang gab es zuletzt erstmals wieder mehr Arbeitslose als offene Stellen. Dennoch besteht weiterhin eine Fachkräftelücke von rund 2.700 fehlenden Fachkräften. Grund dafür ist, dass nicht jede:r Arbeitslose für jede offene Stelle qualifiziert ist. Zwei Drittel der Engpässe entfällt auf Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung, insbesondere in der Systemgastronomie: Mit über 830 fehlenden Fachkräften können die Hälfte aller offenen Stellen in diesem Beruf rechnerisch nicht besetzt werden. Doch auch unter Spezialist:innen mit Bachelor- oder Fortbildungsabschluss ist die Stellenbesetzung angespannt – vor allem in der Aufsicht der Hotellerie. In Folge dieser Engpässe bei gleichzeitigem wirtschaftlichem Druck reduzieren viele Betriebe ihren Personalbedarf durch eine Reduzierung der Öffnungszeiten sowie des Angebots.
Ausbildungsmarkt im Aufschwung – dank internationaler Auszubildender
Die duale Berufsausbildung ist eine zentrale Säule der Nachwuchssicherung im Hotel- und Gastgewerbe. Nachdem die Corona-Pandemie auch den Ausbildungsmarkt der Branche stark getroffen hat, wurden die Rückgänge inzwischen überwunden. Im dritten Jahr in Folge ist die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge gestiegen und lag im Jahr 2024 bei 24.165 Neuverträgen. Durch diese Zuwächse steht der Ausbildungsmarkt im Hotel- und Gastgewerbe inzwischen nicht nur besser da als vor der Corona-Pandemie, sondern auch deutlich stabiler als der gesamtwirtschaftliche Durchschnitt. Entscheidend für diese positive Entwicklung ist die erfolgreiche Rekrutierung internationaler Auszubildender: Binnen zehn Jahren hat sich der Anteil internationaler Auszubildender an den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen mehr als vervierfacht. Mit 44,3 Prozent im Jahr 2023 liegt der Anteil deutlich über dem Durchschnitt von 10,9 Prozent in anderen Ausbildungsberufen. Unter der Annahme gleichbleibender Trends wäre die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Hotel- und Gastgewerbe ohne die Gewinnung ausländischer Auszubildender seit 2019 um 19,3 Prozent gesunken. Von dieser positiven Entwicklung hat insbesondere die Ausbildung im Gastronomieservice und zum Koch bzw. zur Köchin profitiert. In beiden Ausbildungsberufen nahm die Anzahl an Neuabschlüssen nur durch die Gewinnung ausländischer Auszubildender zu. In der Systemgastronomie hingegen konnte auch der hohe Anteil internationaler Auszubildender den strukturellen Mangel an Nachwuchskräften bisher nicht beheben.

Internationale Auszubildende spielen für die Nachwuchssicherung im Hotel- und Gastgewerbe eine entscheidende Rolle. Durch die erfolgreiche Rekrutierung aus dem Ausland hat sich der Ausbildungsmarkt der Branche überdurchschnittlich gut entwickelt. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist dieser positive Trend ein wichtiger Baustein für die Fachkräftesicherung im Hotel- und Gastgewerbe.
Franziska ArndtStudienautorin
Erfolgsrezepte für die Nachwuchssicherung
Das Hotel- und Gastgewerbe ist Vorreiter bei der Gewinnung Auszubildender aus dem Ausland. Für eine erfolgreiche Rekrutierung ist es entscheidend, die Hürden in diesem Prozess zu adressieren. Sprachbarrieren der ausländischen Auszubildenden stellen für viele Ausbildungsbetriebe eine zentrale Herausforderung dar. Neben begleitenden Sprachkursen während der Ausbildung ermöglichen einige regionale Kooperationen mit Partnerländern zudem vorbereitende Deutschkurse im Heimatland der Auszubildenden. Auch vorbereitende Schulungen, die realistische Vorstellungen vom Arbeiten und Leben in Deutschland schaffen sowie praxisorientierte Trainings beinhalten, sind neben der passgenauen Vermittlung gute Ansätze, um die Rekrutierung nachhaltig erfolgreich zu gestalten. Regionale Unterstützungsnetzwerke in Deutschland, die berufsbildende Schulen, Behörden und Unternehmen miteinander verbinden, können die Integration der Auszubildenden unterstützen.
Welche Möglichkeiten und Förderoptionen KMU haben, um für ihre Auszubildenden zudem bezahlbaren Wohnraum in Betriebsnähe zu schaffen, zeigt das KOFA und bietet auch einen Einblick in die Praxis. Die Onboarding-Checkliste des KOFA unterstützt Unternehmen außerdem dabei, ihre internationalen Auszubildenden erfolgreich einzuarbeiten.
Neben der Gewinnung ausländischer Auszubildender ist es wichtig, auch weitere Strategien der Nachwuchssicherung zu verfolgen. Hierzu gehört ein zielgruppenspezifisches Ausbildungsmarketing, um mehr Jugendliche für eine Ausbildung im Hotel- und Gastgewerbe zu gewinnen. Auch die Förderung geschlechteruntypischer Berufswahlen ist entscheidend, um neue Zielgruppen zu erschließen und somit Engpässe zu reduzieren.