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Fachkräftesituation in Metall- und Elektroberufen

KOFA-Studie 1/2023

Zuletzt aktualisiert: 13. Januar 2023

In der aktuellen Studie hat das KOFA die Fachkräftesituation in für die Metall- und Elektroindustrie relevanten Berufen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass in diesen Berufen zwischen Juli 2021 und Juni 2022 bundesweit gut 110.000 Fachkräfte fehlten. Potenziale für die Fachkräftesicherung in diesem Berufen zeigen sich bei der Beschäftigung von Quereinsteigern sowie durch die Nachqualifizierung von (arbeitslosen) An- und Ungelernten.

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Fachkräftemangel in Metall- und Elektroberufen betrifft alle Arbeitsagenturbezirke bundesweit

In Metall- und Elektroberufen bestanden bereits zu Beginn des Beobachtungszeitraumes im Jahr 2010 erste Fachkräfteengpässe. Inzwischen haben sich diese deutlich intensiviert und erstrecken sich deutschlandweit auf alle Arbeitsagenturbezirke, weshalb von einem flächendeckenden Fachkräftemangel gesprochen werden kann. Insgesamt fehlten zwischen Juli 2021 und Juni 2022 gut 110.000 Fachkräfte in den vier hier fokussierten Berufsfeldern: „Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbauberufe“, „Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe“, „Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe“ sowie „Technische Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions- und Produktionssteuerungsberufe“. Darüber hinaus fehlten weitere 18.000 Fachkräfte in Berufen, die ebenfalls für die Metall- und Elektroindustrie von zentraler Bedeutung sind und im Folgenden unter „Sonstige Metall- und Elektroberufe“ zusammengefasst werden. Hierzu zählen beispielsweise Berufe des Anlagen-, Behälter- und Apparatebaus sowie der Informatik und der IT-Netzwerktechnik. 

Besonders stark ausgeprägt ist der Fachkräftemangel in Mechatronik-, Energie- und Elektroberufen

Zwischen Juli 2021 und Juni 2022 konnten in diesem Berufsfeld gut sieben von zehn offenen Stellen rechnerisch nicht mit inländischen Fachkräftepotenzialen besetzt werden, weil es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gab. Dies entspricht in absoluten Zahlen 56.846 fehlenden Fachkräften in Mechatronik-, Energie- und Elektroberufen. Auf Ebene der Berufe betrifft dies insbesondere die Bauelektrik, den Beruf mit der in absoluten Zahlen größten Fachkräftelücke von 16.974 fehlenden Fachkräften bzw. mehr als acht von zehn offenen Stellen, für die es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gibt. Fast genauso groß ist der Fachkräftemangel in der Elektrotechnik, der Mechatronik und der Automatisierungstechnik. 

Das Berufsfeld der „Technischen Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktionssteuerung“ ist dagegen weniger stark vom Fachkräftemangel betroffen

In diesen Berufen konnten „nur“ etwa zwei von zehn offenen Stellen rechnerisch nicht besetzt werden, weil es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gab. Jedoch gibt es auch in diesem Berufsfeld deutliche Unterschiede auf Berufsebene. So bestehen deutliche Engpässe bei Expertinnen und Experten der technischen Produktionsplanung und -steuerung. Hier fehlten zwischen Juli 2021 und Juni 2022 durchschnittlich 2.419 Fachkräfte, wobei sechs von zehn offenen Stellen rechnerisch nicht besetzt werden konnten.

Verstärkte Ausbildung von Nachwuchsfachkräften ist wichtig, aber schwierig

Da insbesondere beruflich qualifizierte Fachkräfte fehlen, ist die Ausbildung von Nachwuchsfachkräften nach wie vor ein wichtiger Pfeiler zur Fachkräftesicherung. In einigen Berufsfeldern wurde im Zuge wachsender Engpässe das Ausbildungsplatzangebot ausgeweitet. So wurde in der technischen Forschung und Entwicklung, in der Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik sowie in den sonstigen Metallberufen das Ausbildungsplatzangebot in der vergangenen Dekade ausgebaut. Lediglich durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie wurde dieser Trend unterbrochen. In der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie in Maschinenbau und Fahrzeugtechnik, also gerade in den Berufsfeldern, wo der Mangel an Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung am größten ist, ging das Ausbildungsplatzangebot jedoch zurück. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass hier auch der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen hoch ist. Es könnte daher sein, dass Unternehmen keine weiteren Ausbildungsplätze anbieten, wenn sie ihre Ausbildungsplätze in der Vergangenheit nicht besetzen konnten.

Insgesamt betrachtet ist die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge durch die Corona-Pandemie drastisch gesunken

Die Zahl der neuen Verträge ist von 138.000 im Jahr 2019 auf 121.000 im Jahr 2020 gesunken. Im Jahr 2021 ist die Zahl der neuen Verträge nicht wieder gestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen in den Metall- und Elektroberufen insgesamt insbesondere zwischen 2011 bis 2018 gestiegen. Seitdem stagniert sie auf hohem Niveau.

Nachqualifizierung arbeitsloser An- und Ungelernter bietet großes Potenzial

Über alle Anforderungsniveaus hinweg (inklusive Helferinnen und Helfer) gab es zwischen Juli 2021 und Juni 2022 fast 60.000 Arbeitslose, die eine Tätigkeit in einem Metall- und Elektroberuf anstrebten, für die es aber im konkret gesuchten Beruf keine passende offene Stelle bundesweit gab. Diese bieten ein noch unausgeschöpftes Potenzial, um die Fachkräftelücke mit passenden Maßnahmen zumindest teilweise zu schließen. Auf der Ebene einzelner Berufe wird deutlich, dass das größte Potenzial bei Helferinnen und Helfern besteht. Allein bei Helferinnen und Helfern der Metallbearbeitung gibt es 17.846 Arbeitslose, für die es zwischen Juli 2021 und Juni 2022 keine passende offene Stelle gab. Diese bieten zum einen das Potenzial, durch eine Teilqualifizierung oder eine Berufsausbildung die Fachkräftelücke von 1.269 Personen bei Fachkräften der Metallbearbeitung zu schließen. Zum anderen könnten diese Arbeitslosen, die ja bereits ein Interesse und häufig auch schon Vorerfahrungen im Berufsbereich haben, auch für andere Metall- und Elektroberufe qualifiziert und gewonnen werden.

Die Rekrutierung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern gewinnt an Bedeutung

In absoluten Zahlen fehlen insbesondere Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Die Analysen zeigen, dass bereits verstärkt Personen, die in anderen Berufsfeldern beschäftigt waren, eingestellt wurden, um diese Bedarfe zu decken. Bereits im Jahr 2015 gab es knapp 120.000 Wechsel von anderen Berufsfeldern in einen Fachkraftberuf innerhalb der M+E-Berufsfelder. Im Jahr 2021 lag dieser Wert mit 146.000 um 22,8 Prozent höher. Dies deutet darauf hin, dass M+E-Unternehmen vermehrt auch dieses Potenzial für sich erschließen.

Aufstiege von Helfer- auf Fachkraftniveau als wichtiges Fachkräftepotenzial

In allen vier M+E-Berufsfeldern waren die meisten Jobwechsel Quereinstiege, das heißt, Wechsel zwischen zwei Berufen auf Fachkraftniveau. Es gab aber auch eine beachtliche Zahl an Aufstiegen, also an Jobwechseln von Helfer- auf Fachkraftniveau. Wechsel von Spezialisten- oder Expertenniveau auf Fachkraftniveau waren dagegen selten. Am höchsten war der Anteil von Aufstiegen an allen Jobwechseln in Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen (19,9 Prozent) sowie in der Metallerzeugung und -bearbeitung (18,2 Prozent). In Maschinenbau- und Fahrzeugtechnikberufen gab es 46.000 Wechsel von Helfer- auf Fachkraftniveau, 30.000 davon kamen aus anderen Berufsfeldern. In Metallerzeugungs- und -bearbeitungsberufen gelangen dagegen anteilig die meisten Aufstiege innerhalb des Berufsfelds.