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Fachkräftesituation in Berufen des Einzelhandels

KOFA Kompakt 8/2022


Zuletzt aktualisiert: 19. Dezember 2022

Der aktuelle KOFA Kompakt zur Fachkräftesituation in Berufen des Einzelhandels zeigt auf, dass in vielen der für den Einzelhandel relevanten Berufen ein Fachkräftemangel vorherrscht. Bundesweit fehlten zwischen Juli 2021 und Juni 2022 durchschnittlich knapp 37.000 passend qualifizierte Fachkräfte, was ein Allzeithoch der Fachkräftelücke in Berufen des Einzelhandels darstellt.

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Mehr offene Stellen in Einzelhandelsberufen, weniger Arbeitslose

Zwischen 2011 und 2018 ist die Anzahl an offenen Stellen in für den Einzelhandel relevanten Berufen kontinuierlich angestiegen. Im Zuge des konjunkturellen Abschwungs im Jahr 2019 und durch die Folgen der Corona-Pandemie ging die Anzahl an offenen Stellen etwas zurück. Seit 2021 steigt sie jedoch wieder an. Der Verlauf der Anzahl an Arbeitslosen ist genau gegenteilig zu dem der offenen Stellen. Zudem übersteigt derzeit – wie auch zwischen 2018 und 2019 – die Nachfrage nach qualifiziertem Personal das Angebot an passend qualifizierten Arbeitslosen. Daher können in für den Einzelhandel relevanten Berufen rein rechnerisch nicht alle offenen Stellen mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden.

Fachkräftelücke auf Allzeithoch

Zwischen 2021 und 2022 ist die Fachkräftelücke für alle Anforderungsniveaus enorm angestiegen und befindet sich derzeit, sowohl im Aggregat als auch auf Ebene der einzelnen Anforderungsniveaus, auf einem Allzeithoch. Dabei fehlen in absoluten Zahlen insbesondere Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung (29.000), zudem 2.500 Spezialisten und Spezialistinnen mit Bachelor oder Fortbildungsabschluss und 5.800 Experten und Expertinnen mit Hochschulstudium. Wird die Fachkräftelücke in Relation zur Zahl der offenen Stellen betrachtet, zeigt sich, dass die Stellenbesetzung bei Experten und Expertinnen sowie bei Spezialisten und Spezialistinnen deutlich schwerer ist als bei Fachkräften, da hier etwa sechs von zehn (61,5 Prozent und 58,6 Prozent) offenen Stellen nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden können. Auf Fachkraftniveau konnten im selben Zeitraum knapp drei von zehn (27,7 Prozent) offenen Stellen nicht besetzt werden.

Große Stellenbesetzungsprobleme in klassischen Verkaufsberufen

Auf Ebene der einzelnen für den Einzelhandel relevanten Berufe fehlen die meisten Fachkräfte, gemessen an der Fachkräftelücke, in klassischen Verkaufsberufen wie beispielsweise dem Verkauf von Fleischwaren oder dem Verkauf von Back- und Konditoreiwaren. In absoluten Zahlen fehlen die meisten Fachkräfte im Verkauf ohne Produktspezialisierung. Am schwersten ist die Stellenbesetzung jedoch in Handwerksberufen mit Verkaufstätigkeit wie der Augenoptik und der Aufsicht und Führung – Medizin-, Orthopädie- und Rehatechnik. In diesen beiden Berufen konnten fast 9 von zehn offenen Stellen rechnerisch nicht besetzt werden, da es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gab.

Einzelhandelsberufe besonders von Corona-Pandemie betroffen

Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020 ist die Anzahl der offenen Stellen in Berufen des Einzelhandels stark zurückgegangen. Der Rückgang an offenen Stellen betrug fast 20 Prozent und überstieg dabei den Rückgang gemessen über alle Berufe deutlich.

Allerdings scheinen sich die Berufe des Einzelhandels besser zu erholen. Die Entwicklung der offenen Stellen übersteigt nicht nur die Entwicklung über alle Berufe hinweg, sondern liegt auch in absoluten Zahlen am aktuellen Rand bereits über dem Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019.

Stetige Abnahme der Anzahl an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen

Die duale Ausbildung ist ein wichtiger Hebel, um dem Fachkräftemangel in für den Einzelhandel relevanten Berufen entgegenzuwirken. Allerdings sinkt die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stetig. Zeitgleich nimmt die Anzahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen weiter zu. Durch eine sinkende Ausbildungsplatznachfrage übersteigt seit 2021 die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen die Zahl an unversorgten Bewerbern und Bewerberinnen. Dies hat zur Folge, dass auch rechnerisch nicht alle Ausbildungsplätze in Berufen des Einzelhandels besetzt werden können.

Berufe, in denen die Besetzung von Ausbildungsplätzen besonders schwierig ist, wie beispielsweise im Verkauf von Fleischwaren oder der Hörgeräteakustik, weisen auch eine starke Intensität des Fachkräftemangels auf. Aufgrund dessen kann erwartet werden, dass sich der Fachkräftemangel in betroffenen Berufen in Zukunft weiter verschärfen wird.

Ausblick

Die Datenlage deutet an, dass sich die Fachkräftesituation in für den Einzelhandel relevanten Berufen in der Zukunft weiter zuspitzen wird. Allerdings geben die dargestellten Daten in diesem KOFA Kompakt keinen Einblick in zukünftige gesamtwirtschaftliche Entwicklungen, wie beispielsweise eine potenzielle Zunahme des Onlinehandels und einen damit möglicherweise einhergehenden Stellenabbau im klassischen Einzelhandel. Des Weiteren kann nur bedingt eine Aussage über zukünftig für den Einzelhandel relevante Berufe getroffen werden.