
Fachkräftereport: Viel Bewegung in Gesundheitsberufen
Schwache Wirtschaft belastet auch im dritten Quartal den Arbeitsmarkt
Auch im dritten Quartal 2025 hat die anhaltende wirtschaftliche Schwäche den Arbeitsmarkt fest im Griff. Im September 2025 lag die Zahl offener Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte um 8,1 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat, während die Zahl qualifizierter Arbeitsloser um 9,0 Prozent höher lag. So gab es im dritten Quartal mehr qualifizierte Arbeitslose als offene Stellen. In Folge sank auch die Fachkräftelücke im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich um 18,3 Prozent. Dennoch konnten im zuletzt bundesweit mehr als 367.000 offene Stellen rechnerisch nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden. Damit konnte zuletzt rein rechnerisch rund jede dritte offene Stelle (33,4 Prozent) nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden, weshalb die Stellenbesetzung für Unternehmen weiterhin herausfordernd bleibt.
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Berufskraftfahrer:innen und Metall- und Elektroberufe trotzen dem schwachen Arbeitsmarkt
Entgegen dem allgemeinen Trend haben sich die Fachkräfteengpässe in einigen wenigen Berufen im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal deutlich verschärft. Besonders für Berufskraftfahrer:innen stieg die Fachkräftelücke um fast die Hälfte (plus 47 Prozent) und lag im September bei bundesweit knapp 8.100 rechnerisch nicht besetzbaren Stellen. Grund dafür ist eine steigende Arbeitsnachfrage, da in den Sommer- und Herbstmonaten vermehrt Güter transportiert werden – beispielsweise auch für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft. Auch in der Metall- und Elektroindustrie sorgte ein leicht verbessertes Geschäftsklima gegenüber dem ersten Halbjahr für eine Verschärfung der Fachkräftesituation. So gab es bundesweit im September 2025 bei Fachkräften in der Metallbearbeitung sowie in der Schweiß- und Verbindungstechnik knapp ein Drittel (31,1 Prozent) bzw. ein Viertel (25,2 Prozent) mehr rechnerisch nicht besetzbare Stellen als noch im Juni 2025.

Die gesunkene Nachfrage in Gesundheitsberufen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier langfristig großer Personalbedarf besteht. Der demografische Wandel erhöht die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und verringert zugleich das Arbeitskräftepotenzial.
Jurek TiedemannStudienautorÜberraschender Rückgang der Fachkräftelücke in Gesundheitsberufen – mögliche Transformation
Typischerweise sind Gesundheitsberufe weniger von der konjunkturellen Entwicklung abhängig als beispielsweise Produktionsberufe. Im dritten Quartal 2025 zeigte sich jedoch ein überraschend starker Rückgang offener Stellen und damit auch von Fachkräfteengpässen in einigen Berufen der gesundheitlichen Daseinsvorsorge. Bei medizinischen Fachangestellten mit abgeschlossener Berufsausbildung sank die Zahl offener Stellen im dritten Quartal um 4,0 Prozent, während die Zahl der Arbeitslosen um 9,8 Prozent stieg, sodass die Fachkräftelücke um mehr als drei Viertel (minus 88,0 Prozent) einbrach. Auch für Spezialist:innen und Expert:innen in der Aufsicht und Führung im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe sank die Fachkräftelücke im September 2025 gegenüber Juni 2025 deutlich um 29,6 bzw. 14,8 Prozent.
Ein Grund für diese Entwicklungen könnte ein Transformationsprozess in der deutschen Krankenhauslandschaft sein. Auch wenn die von der Ampel-Regierung angestoßene Krankenhausreform noch nicht beschlossen ist, greifen möglicherweise einige Klinken den drohenden Konsolidierungszwängen voraus. Schon seit längerer Zeit sind viele Kliniken in finanzieller Schieflage und unter Druck unrentable Stationen schließen zu müssen. Durch die Reform könnte sich dieser Druck noch einmal erhöhen. Bereits jetzt werden daher unrentable Stationen geschlossen und Personal freigesetzt sowie weniger Stellen ausgeschrieben. Gleichzeitig werden an anderen Standorten neue Kompetenzen auf- und ausgebaut und auch zusätzliche offene Stellen ausgeschrieben sowie Personal eingestellt. Die beobachtete Entwicklung in den Gesundheitsberufen könnte somit auch nur ein temporäres Phänomen sein. Zukünftig ist aufgrund der alternden Bevölkerung mit einem steigenden Bedarf an medizinischem Personal zu rechnen.