
Fachkräftereport Juni 2025
KOFA Kompakt 07/2025Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung zeigt sich noch nicht am Arbeitsmarkt
Nach einem starken Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2025 mehrten sich die Hoffnungen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Im zweiten Quartal folgte mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal die Ernüchterung. Auch im Arbeitsmarkt gibt es noch keine Anzeichen für eine Trendwende – im Gegenteil.
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Fachkräftelücke sinkt, bundesweite Situation bleibt jedoch angespannt
Im zweiten Quartal 2025 ist die Fachkräftelücke im Vergleich zum Vorjahresquartal um 17,9 Prozent gesunken. Außerdem gab es erstmalig seit Juni 2021 mehr qualifizierte Arbeitslose als offene Stellen. Dennoch fehlten im Juni 2025 bundesweit weiterhin rund 391.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Rein rechnerisch konnte so mehr als jede dritte offene Stelle (35,0 Prozent) nicht passend besetzt werden. Besonders fehlten Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung.
Saisonal bedingter Personalbedarf in der Baubranche
Entgegen dem allgemeinen Trend hat sich der Fachkräftemangel in den Bauberufen im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal weiter verschärft. Hier steigt der Personalbedarf in den Sommermonaten üblicherweise stark an. Zuletzt stiegen besonders die Engpässe für ausgebildete Fachkräfte im Straßen- und Asphaltbau, für Spezialisten im Hochbau und für Experten mit Master oder Diplom in der Aufsicht und Führung bei der Bauplanung und -überwachung. Damit bestanden zuletzt große Engpässe in Bauberufen von der Planung bis zur Umsetzung und könnten so Infrastruktur- und Bauprojekte bremsen.
Schwache Nachfrage bremst Arbeitsmarkt in Verkaufsberufen
Im Verkauf (ohne Produktspezialisierung) zeigte sich im zweiten Quartal ein vollständiger Rückgang der Engpässe für Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung. Hier fiel die Zahl offener Stellen gegenüber März 2025 um 14,9 Prozent, sodass zuletzt zumindest rechnerisch alle offenen Stellen besetzt werden konnten. Dies dürfte maßgeblich auf das weiterhin schwache Konsumklima zurückzuführen sein. In anderen Verkaufsberufen hält der Fachkräftemangel hingegen weiter an.

Der Rückgang der Fachkräfteengpässe in Verkehrsberufen überrascht, denn perspektivisch besteht hier ein hoher Bedarf an qualifiziertem Personal. Das Deutschland-Ticket ist ein Segen für Fahrgäste, aber eine große Herausforderung für Verkehrsbetriebe. Sinkende Einnahmen bei steigenden Kosten erschweren ihnen den benötigten Ausbau des Angebots für eine erfolgreiche Verkehrswende.
Gero KunathStudienautorDoppelbelastung für Verkehrsbetriebe: Finanznot und Personalmangel
Zwischen dem ersten und dem zweiten Quartal ist die Anzahl offener Stellen in Verkehrsberufen um 15,0 Prozent zurückgegangen. In Folge sank in einigen Verkehrsberufen auch die Fachkräftelücke. So etwa bei Bus- und Straßenbahnfahrerinnen und -fahrern: Hier ging die Fachkräftelücke gegenüber März 2025 um 42,8 Prozent stark zurück. Dennoch konnten im Juni 2025 weiterhin knapp 1.700 Stellen rechnerisch nicht besetzt werden. Diese Entwicklung könnte zum einen das positive Ergebnis einer vermehrten Rekrutierung aus dem Ausland sein. Sie könnte aber auch das Symptom der derzeitigen finanziellen Schieflage vieler Verkehrsbetriebe sein. Seit der Einführung des Deutschlandtickets müssen viele Verkehrsbetriebe geringere Einnahmen bei gleichzeitig steigenden Energiepreisen und Personalkosten verkraften und rutschten so zuletzt in Schulden.
Der Rückgang der Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften in Verkehrsberufen steht in großem Kontrast zum perspektivischen Fachkräftebedarf. Aufgrund des demografischen Wandels werden in den kommenden zehn Jahren rund vier von zehn Beschäftigte in Verkehrsberufen altersbedingt den Arbeitsmarkt verlassen. Zusätzlich steigt durch die anvisierte Verkehrswende der Personalbedarf in Verkehrsberufen.