Engagement von Unternehmen bei der Integration von Flüchtlingen
KOFA-Studie 1/2017
Zuletzt aktualisiert: 06. März 2017Die vorliegende KOFA-Studie untersucht das Engagement von Unternehmen bei der Integration von Flüchtlingen durch das Angebot von Praktika, Ausbildungsstellen sowie regulärer Beschäftigung. Dabei stehen die Erfahrungen der Unternehmen und die damit verbundenen Hemmnisse und positiven Anreize im Fokus. Sie zeigen interessierten Unternehmen auf, wo Stolpersteine bei der Qualifizierung und Beschäftigung von Flüchtlingen liegen, welche Unterstützungsangebote für sie besonders hilfreich sein können und wie sie die Integration von Geflüchteten möglichst erfolgreich gestalten können
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KOFA-Studie 1/2017: Engagement von Unternehmen bei der Integration von Flüchtlingen
Erfahrungen, Hemmnisse und Anreize
Fast ein Viertel aller Unternehmen beschäftigt derzeit Geflüchtete oder hat es in den letzten drei Jahren getan in Form von Praktikum, Ausbildung oder regulärer Beschäftigung. Im Handwerk sind es sogar ein Drittel aller Unternehmen, die sich in den letzten drei Jahren engagiert haben. Am häufigsten beschäftigen Unternehmen Geflüchtete im Rahmen eines Praktikums (17 Prozent). Jedes zehnte Unternehmen beschäftigt Flüchtlinge im Rahmen einer regulären Beschäftigung (10,2 Prozent). Am seltensten befinden sich Geflüchtete in einer betrieblichen Ausbildung (7,2 Prozent), was aber auch wenig verwundert, da diese Gruppe der Auszubildenden deutlich kleiner ist als diejenige aller Beschäftigten.
Damit sind inzwischen bereits über 400.000 Unternehmen in Deutschland in den letzten drei Jahren aktiv engagiert bei der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt über betriebliche Qualifizierung und Beschäftigung.
Bei diesem Engagement scheinen Erfahrungen mit internationalen Belegschaften sehr zu helfen. Denn Unternehmen, die Mitarbeiter mit Migrationshintergrund beschäftigen, haben fast zehn Mal häufiger Geflüchtete eingestellt als Unternehmen, die keine Mitarbeiter mit Migrationshintergrund eingestellt haben (42,1 Prozent zu 4,5 Prozent).
Die Unternehmen wollen ihr Engagement künftig noch ausbauen: Von den Unternehmen, die bereits Geflüchtete beschäftigt haben, planen zwei von drei, weitere Geflüchtete einzustellen. Von den Unternehmen ohne Erfahrungen will immerhin jedes vierte Flüchtlingen Angebote zur Qualifizierung oder Beschäftigung machen. Unternehmen, die bereits Geflüchtete beschäftigt haben, planen damit mehr als doppelt so häufig, weitere Geflüchtete einzustellen als Unternehmen ohne Erfahrungen (65,8 Prozent zu 24,8 Prozent).
Praktika stellen bislang den wichtigsten Einstiegsweg für Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt dar. Dies ist angesichts der häufig noch fehlenden Qualifikationen und beruflichen Kompetenzen auch wenig überraschend. So sehen mit fast sechs von zehn Unternehmen die meisten künftige Einsatzmöglichkeiten im Rahmen eines Praktikums (58,8 Prozent). Etwa die Hälfte sieht Möglichkeiten im Rahmen einer regulären Beschäftigung (52,8 Prozent) und vier von zehn Unternehmen sehen Einsatzmöglichkeiten sogar im Rahmen einer betrieblichen Ausbildung (41,8 Prozent).
Als größtes Hemmnis sehen Unternehmen nach wie vor mangelnde Deutschkenntnisse; dies wurde von 85,9 Prozent genannt. Es folgen fachliche Hemmnisse, die von knapp zwei Dritteln der Unternehmen angeführt werden: mangelnde berufliche Fachkennnisse (65,3 Prozent) und mangelnde Transparenz der im Ausland erworbenen Qualifikationen (63,6 Prozent). Externe Faktoren stellen den dritten wichtigen Faktor bei den Hemmnissen dar: Unternehmen bemängeln vor allem den hohen bürokratischen Aufwand (62,5 Prozent) sowie fehlende Informationen über Förderangebote (61,2 Prozent).
Bei den Anreizen, die Unternehmen bei Einstellung von Flüchtlingen unterstützen, steht analog zu den identifizierten Hemmnissen das Thema Sprachförderung an erster Stelle. Viele der genannten Bedarfe finden sich inzwischen in bestehenden Förderprogrammen wieder, sind aber noch nicht hinreichend bekannt. Daher würden hier mehr externe Ansprechpartner und Kümmerer helfen, die für Unternehmen gebündelt Informationen und Hilfen bereitstellen, wie dies etwa die Willkommenslotsen tun.
Viele vorhandene Unterstützungsangebote und deren konkrete Leistungen im Kontext der Flüchtlingsintegration sind der Mehrheit der Unternehmen noch nicht bekannt. Am sichtbarsten ist aus Unternehmenssicht ehrenamtliches Engagement zur Unterstützung von Flüchtlingen im eigenen Umfeld (59,2 Prozent). An zweiter Stelle stehen der Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen und Jobcenter sowie der Eingliederungszuschuss – Angebote, die bei gut der Hälfte der befragten Unternehmen bekannt sind. Bei der Nutzung von Förderangeboten zur Integration steht der gemeinsame Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen und Jobcenter im Vordergrund, den 39,1 Prozent der Unternehmen in Anspruch nehmen. Die Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer ist zwar bekannter, wird aber nur von 32,5 Prozent genutzt, wahrscheinlich weil diese nicht flächendeckend verfügbar ist. Gut ein Viertel der Unternehmen nutzt die berufsbezogene Deutschförderung (26,2 Prozent) und jedes fünfte Unternehmen den Eingliederungszuschuss (21,4 Prozent). Maßnahmen zur Nachqualifizierung, wie die Einstiegsqualifizierung (17,8 Prozent) und ausbildungsbegleitende Hilfen (16,3 Prozent), werden deutlich weniger genutzt, sind aber auch nur für diejenigen Unternehmen relevant, die sich in Berufsvorbereitung und Ausbildung engagieren.
Drei Viertel aller befragten Unternehmen geben an, dass passende Unterstützungsangebote ihre Einstellungsbereitschaft erhöhen würden. Positiv ist daher, dass viele vorhandene Unterstützungsangebote dem Bedarf der Unternehmen, die sie nutzen, bereits gut entsprechen. Insgesamt könnte neben einer regelmäßigen Überprüfung der Passgenauigkeit der Angebote vor allem ein höherer Bekanntheitsgrad der vorhandenen Unterstützungsmaßnahmen mehr Unternehmen dazu motivieren, sich aktiv bei der Integration von Geflüchteten zu engagieren.