Praxisbeispiel: Unternehmensanalyse
Eine Buchhandlung kämpft um ihre Kunden
Wer Bücher verkauft, verkauft Geschichten: Heldenreisen, Romanzen, Abenteuer. Ein guter Buchladen ist deshalb auch das Eintrittstor in eine andere Welt. Literaturliebhaber wollen hier ihren Alltag vergessen – sie wollen verweilen, schmökern, Austausch finden. „An so einem Ort kann man die Kunden nicht damit belästigen, wie hart der Überlebenskampf im Einzelhandel ist“, erklärt Geschäftsführerin Dorothee Junck. „Es kostet schon viel Kraft, tagtäglich zu lächeln und die Illusion einer heilen Welt aufrecht zu erhalten.“
Was tun, wenn sich der Markt verändert?
Der Buchladen im Kölner Stadtteil Nippes ist ein Traditionsunternehmen. 2008 hat die gelernte Buchhändlerin Dorothee Junck das Geschäft gemeinsam mit ihrem Bruder übernommen. Sie stellte neun Mitarbeiter ein. Sie erfüllte sich ihren Lebenstraum. Und dann? Änderte sich der Markt rapide. „Bei Geschäftseröffnung hatten wir eine völlig andere Wettbewerbssituation als heute“, sagt Junck. „Das E-Book war noch nicht da. Amazon hat noch nicht in diesem Ausmaß am gleichen Tag Bücher geliefert. Und vor allem gab es keinen großen Mitbewerber auf dieser Straße.“
Dass eine große Buchhandelskette eine Neueröffnung plant, erfuhr Junck im Weihnachtsgeschäft 2010. Weihnachten ist für Buchhändler eigentlich eine gute Zeit. Nur für Junck fühlte sich plötzlich alles anders an. „Wenn in der gleichen Straße ein Konkurrent mit 400 Quadratmetern Verkaufsfläche eröffnet, dann weiß man, dass sich die Marktsituation verändert – dann kann man nicht weiter machen wie bisher.“