Flüchtlinge integrieren

Wie Sie als Unternehmen wichtige Hilfe bei der Integration von Geflüchteten leisten können, erfahren Sie in den folgenden fünf Tipps.  

1. Humanitäre Hilfe leisten  

Für Geflüchtete steht zunächst steht humanitäre Hilfe, die Suche nach einer Unterkunft und das Ankommen in der neuen Heimat stehen ganz klar in dem Vordergrund.  Hier können Sie als Unternehmen einen wesentlichen Beitrag leisten:   

Sachspenden koordinieren: Initiieren und Koordinieren Sie die Sammlung von Sachspenden. Um auch wirklich den Bedarf der Geflüchteten zu entsprechen, informieren Sie sich am besten vorab bei lokalen Initiativen, was aktuell dringend gebraucht wird. 

Geldspenden sammeln: Ein sehr wichtiges Mittel sind in der aktuellen Lage Geldspenden, denn sie können von Organisationen flexibel und passgenau eingesetzt werden. Sie können Ihre Spenden steuerlich absetzen, sofern die steuerbegünstigte Organisation einen Sitz in Deutschland hat. Vergewissern Sie sich vor Ihrer Überweisung, dass die betreffende Hilfsorganisation die nötige Kompetenz besitzt, um wirksam und effizient Hilfe zu leisten. Spenden Sie nur an Organisationen, deren zielgerichtete Verwendung des Spendengeldes Sie überprüfen können oder deren Wirksamkeit nachgewiesen wurde, beispielsweise durch das DZI-Spendensiegel oder das phineo-Siegel. 

Mitarbeitende freistellen: Unternehmen können Mitarbeitende freistellen oder ihnen Sonderurlaub gewähren, wenn diese sich ehrenamtlich für Geflüchtete engagieren oder diese unterstützen möchten. Die Landesgesetze regeln, ob Sie als Arbeitgeber ihre Angestellten für Ehrenämter bezahlt freistellen müssen und sich die Lohnkosten erstatten lassen können. Jedem Unternehmen steht es darüber hinaus frei, es Mitarbeitern während der bezahlten Arbeitszeit zu ermöglichen, ehrenamtlich aktiv zu sein, und etwa Geflüchteten zu helfen.  

2. Beschäftigungsmöglichkeiten bieten  

Für eine nachhaltige und langfristige Integration in Deutschland – sofern die Geflüchteten auch mittelfristig bleiben möchten – spielt die Integration in den Arbeitsmarkt eine entscheidende Rolle.  

In den letzten Jahren waren unklare rechtliche Rahmenbedingungen oftmals ein Einstellungshemmnis für Unternehmen. Durch die Aktivierung der Massenzustrom-Richtlinie für Geflüchtete aus der Ukraine auf EU-Ebene und der Umsetzung in § 24 AufenthG können, anders als bisher, Geflüchtete aus der Ukraine direkt eine Beschäftigung aufnehmen und müssen nicht, wie Asylbewerbende Wartefreisten einhalten. Voraussetzung ist eine Registrierung bei der örtlichen Ausländerbehörde.  

• Stellen Sie bei Bedarf den Kontakt zur Ausländerbehörde her und unterstützen Sie bei den Anträgen. Aber auch hier gilt: Die Geflüchteten haben oftmals schlimme Dinge erlebt und sind in Sorge um Familienangehörige und Freunde. Wann die Geflüchteten bereit für eine Arbeitsaufnahme sind, wissen sie am besten selbst. Um den ersten Einstieg auf den deutschen Arbeitsmarkt zu unterstützen, können Sie auch niederschwellige Angebote wie Praktika oder eine Teilzeitbeschäftigung anbieten.  

• Formulieren Sie Ihre Stellengesuche so, dass Sie Geflüchtete direkt ansprechen („Wir freuen uns über Bewerbungen von Menschen aller Nationalitäten“) und platzieren Sie Ihre Stellenausschreibung an Orten, die von Geflüchteten regelmäßig besucht werden, etwa in Sprachschulen oder Geflüchteteninitiativen. Viele Flüchtlinge sind online und in sozialen Medien aktiv. Neben gängigen Online-Stellenbörsen können Sie Ihre Stellenanzeige auf www.workeer.de/, eine Stellenbörse, die direkt für Neuzugewanderte erschaffen wurde oder www.jobaidukraine.com veröffentlichen, die speziell für Geflüchtete aus der Ukraine eingerichtet wurde.  

3. Unterstützung anbieten  

Die Ankunft in einem fremden Land bedeutet für die Geflüchteten, sich in einer neuen Umgebung mit fremden Abläufen und Verhaltensweisen zurechtzufinden. Das betrifft auch betriebliche Abläufe. 

Passgenauer Unterstützungsangebote helfen sich in der neuen Umgebung und der neuen Arbeitsstelle wohlzufühlen.  Eine wichtige Unterstützung ist ein persönlicher Ansprechpartners bzw. Mentorin.  Für den Erfolg eines solches Mentoren-Projekts ist es notwendig, der Mentorin oder dem Mentor Zeit für diese Aufgabe einzuräumen. So kann eine gute Betreuung stattfinden und die neue Mitarbeiterin oder der neue Mitarbeiter zum Beispiel auch bei Behördenterminen begleitet werden. 

Fördern Sie zudem den kulturellen Austausch Ihrer Mitarbeitenden untereinander. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich in Netzwerken organisieren, können so auf das Wissen der Kolleginnen und Kollegen besser zurückgreifen. Das erleichtert eine schnelle Einarbeitung und eine gelingende Integration Ihrer internationalen Mitarbeitenden und fördert gleichzeitig den Aufbau sozialer Kontakte. 

Zahlreiche öffentliche Unterstützungsmaßnahmen sollen zudem Unternehmen bei der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten unterstützen. Es hat sich gezeigt, dass passgenaue Unterstützungsangebote die Bereitschaft, aber auch den Erfolg von Unternehmen bei der Arbeitsmarktintegration erhöhen Dazu gehören z.B. die folgenden Angebote:   

Arbeitgeberservice: Der gemeinsame Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen und Jobcenter unterstützt Unternehmen rund um die Themen Personal und Arbeitsmarkt. Der Service beinhaltet Vermittlungsaufträge, passgenaue Bewerberinnen- und Bewerbervorauswahl sowie Beratung. 

Ehrenamtliches Engagement: Ehrenamtliche Initiativen unterstützen Geflüchtete beim Spracherwerb, begleiten zu Behörden und helfen bei der Jobsuche. Sie sind für Unternehmen wichtige Ansprechpartner vor Ort, um mit Geflüchteten in Kontakt zu treten. Vielleicht findet sich auch unter Ihren Mitarbeitenden jemand, der die Neuankömmlinge unterstützen möchte.  

Netzwerke: Regionale und bundesweite Unternehmensnetzwerke wie das Netzwerk „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ bieten einen Austausch und Best-Practice-Beispiele. 

Begleiterinnen und Begleiter: Begleiterinnen und Begleiter wie Willkommenslotsinnen und Willkommenslotsen helfen Unternehmen und Geflüchteten, zueinanderzufinden. Unternehmen unterstützen sie, in dem sie u. a. administrative Aufgaben übernehmen, Kandidatinnen und Kandidaten vermitteln und zu passenden Fördermaßnahmen beraten.

Fördermaßnahmen in der Aus- und Weiterbildung: Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Fördermaßnahmen im Bereich der Aus- und Weiterbildung, zu denen in der Regel auch Geflüchtete Zugang haben.

4. Sprachkenntnisse fördern  

Kommunikation ist für jedes Unternehmen wichtig. Fördern Sie daher aktiv den Spracherwerb der Geflüchteten. Sie können als Unternehmen konkret helfen, indem Sie Sprachkurse vermitteln und ihre Mitarbeitenden für den Besuch freistellen.   

Sie können zudem auch selbst Sprachkurse in Ihrem Betrieb anbieten oder sich mit anderen Betrieben Ihrer Region oder z. B. weiteren Innungsbetrieben zusammenschließen. Weisen Sie auch auf kostenfreie Online-Angebote hin und unterstützen Sie deren Teilnahme durch Lernzeit. 

Viele Missverständnisse im Berufsalltag treten aufgrund sprachlicher Differenzen auf. Sensibilisieren Sie daher Ihre Belegschaft für solche Konfliktpunkte und versuchen Sie, einfache Sprache in Ihrem Unternehmen zu verwenden. Viele Geflüchtete sprechen zudem gut Englisch, eine Kommunikation auf Englisch kann daher helfen sprachliche Hürden zu Überwinden.  

5. Den Anerkennungsprozess unterstützen  

Um die vorhandenen Qualifikationen sichtbar zu machen, spielt die Anerkennung der vorhandenen Qualifikationen eine entscheidende Rolle. Der Anerkennungsprozess hilft Ihnen ausländische Berufsabschlüsse besser einzuordnen, um die Neuankömmlinge so qualifikationsadäquat zu beschäftigen.   

Seit dem Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes im Jahr 2012 können alle ausländischen Personen ihren Berufsabschluss in Deutschland anerkennen lassen. Voraussetzung ist, dass die Person eine formale und staatlich anerkannte Aus- oder Weiterbildung abgeschlossen hat. Bei reglementierten Berufen, wie zum Beispiel Gesundheitsberufen oder Meister im zulassungspflichtigen Handwerk, ist die Anerkennung für die Berufsausübung zwingend vorgeschrieben, um in Deutschland arbeiten zu können. 

Eine Anerkennung kann für den Antragssteller einige 100 Euro kosten. Sie können sich an den Kosten beteiligen und Ihren Mitarbeitenden so gleichzeitig signalisieren, dass Sie die vorhandenen Qualifikationen wertschätzen. Auch können Sie bei der Suche nach Förderinstrumenten unterstützen. Infrage kommen hier beispielsweise die Agentur für Arbeit bzw. das Jobcenter oder der Anerkennungszuschuss des Bundes.     

Für den Anerkennungsprozess von ausländischen Berufsqualifikationen sind verschiedene Unterlagen einzureichen. Hierzu gehört zum Beispiel das Abschlusszeugnis der ausländischen Fachkraft und der ausländische Lehrplan in beglaubigter Übersetzung, um die Ausbildungsinhalte mit dem deutschen Berufsbild abzugleichen. Unterstützen Sie Ihre Fachkraft bei der Recherche und Übersetzung dieser Unterlagen. 

In der Regel erhalten Sie spätesten nach drei Monaten den Anerkennungsbescheid. Bei der Anerkennung kann es sein, dass der Fachkraft nur eine “teilweise Gleichwertigkeit” ihres vorhandenen Abschlusses ausgesprochen wird. In diesem Fall ist eine Nachqualifizierung notwendig, damit die “volle Gleichwertigkeit” zu einem deutschen Berufsabschluss erreicht wird. 

Sie können hier mit einem betrieblichen Praktikum oder einer sogenannten betrieblichen Anpassungsqualifizierung, unterstützen. Welche Qualifikationen in Rahmen der betrieblichen Anpassungsqualifizierung konkret erworben werden müssen, können Sie gemeinsam mit Ihrer Berufskammer abstimmen.