Mit vier einfachen Schritten können Sie in Ihrem Unternehmen Angebote zur Grundbildung aufbauen.
1. Grundbildungsdefizite erkennen
Folgende Situationen im Arbeitsalltag können darauf hindeuten, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine lückenhafte Grundbildung haben:
- Sie vermeiden Lese- und Schreibsituationen: „Meine Hand ist verletzt…“, „Ich habe meine Brille vergessen und fülle das zu Hause aus…“.
- Ihre schriftlichen Unterlagen sind fehlerhaft oder unverständliche.
- Sie vermeiden neue oder unsichere Situationen, die von der Arbeitsplatzroutine abweichen.
- Sie reagieren nicht auf schriftliche Bitten oder Einladungen.
2. Konkreten Weiterbildungsbedarf ermitteln
Im Anschluss ermitteln Sie gemeinsam mit einer Person, die eng mit der betroffenen Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter zusammenarbeitet, den konkreten Weiterbildungsbedarf. Müssen Telefonnotizen geschrieben oder Bestellungen aufgenommen werden? Ist Wechselgeld herauszugeben? Müssen Sicherheitsanweisungen gelesen und verstanden werden? Je nach Arbeitsplatz können die Anforderungen ganz unterschiedlich sein. Für die Bestandsaufnahme gibt es Checklisten, die Sie zum Beispiel in unserer Handlungsempfehlung (siehe Box links) finden.
3. Betroffene ansprechen
Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine Teilnahme an Grundbildungskursen zu gewinnen, ist ein sensibles Vorgehen gefragt. Viele Betroffene haben negative Lernerfahrungen gemacht und sind besorgt, dass ihre Kolleginnen und Kollegen von ihrer Situation erfahren. Eine persönliche Ansprache ist sehr wichtig. Schließen Sie die Tür uns sorgen Sie dafür, dass der Gesprächsanlass für Außenstehende nicht erkennbar ist. Sprechen Sie konkrete Situationen an, in denen Ihnen aufgefallen ist, dass die oder der Betroffene Probleme mit der Grundbildung hat. Verurteilen Sie dabei nicht, sondern bieten Sie Ihre Hilfe an. Bestärken Sie die oder den Einzelnen, Defizite anzugehen. Besprechen Sie mit ihr oder ihm, in welchen weiteren Arbeitssituationen sie oder er konkrete Hilfe benötigt.
4. Passende Grundbildungsangebote auswählen
Die Leitfrage für die Ziele und Inhalte des Grundbildungsangebots lautet: Was braucht die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter, um ihre bzw. seine Aufgaben am Arbeitsplatz effektiver erfüllen zu können? Weiterbildungsträger haben unterschiedliche Kurse zur Grundbildung im Angebot. Allgemeine Grundbildungsangebote finden Sie bei den Volkshochschulen. Arbeitsplatzbezogene Angebote bieten die Bildungswerke der Wirtschaft, Industrie- und Handelskammern oder Handwerkskammern. Orientieren Sie sich bei der Auswahl der Kursinhalte an den konkreten Arbeitsplatzanforderungen und den persönlichen Gesprächen. Hat jemand zum Beispiel Probleme, Bedienungsanleitungen zu verstehen, sollte der Kurs passgenau darauf eingehen, indem entsprechende Beispieltexte aus dem betrieblichen Arbeitsalltag aufbereitet und gemeinsam bearbeitet werden.
Sie können die Teilnahmebereitschaft der betroffenen An- und Ungelernten stark fördern, wenn Sie zumindest einen Teil der Kosten übernehmen und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Zeit der Fortbildung freistellen. Eine Übersicht der staatlichen Förderprogramme, die arbeitsplatzbezogene Grundbildung finanziell unterstützen, finden Sie in der Handlungsempfehlung.